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Frauen-CL: Lyon bleibt am Thron

Im Finale der UEFA Champions League der Frauen siegte Olympique Lyon gegen den VfL Wolfsburg. Die Französinnen feierten damit den fünften Titelgewinn in Folge und bleiben das beste Frauenfußballteam Europas.

Donostia-San Sebastián. Sonntag-Abend fand in der Hauptstadt der nördlichsten baskischen Provinz des spanischen Staates das Finale der UEFA Champions League der Frauen statt. Im Estadio Anoeta von San Sebastián, in dem ansonsten Real Sociedad seine Heimspiele austrägt, standen einander Olympique Lyon und der VfL Wolfsburg gegenüber. Dabei handelte es sich gewissermaßen standesgemäß um das Duell der beiden unbestritten besten Frauenfußballteams Europas um die Krone – mehr Gipfeltreffen und europäisches Spitzenspiel geht nicht auf Klubebene. Titelverteidiger Lyon war bislang schon sechsfacher CL-Sieger, seit 2016 haben die Französinnen den Bewerb durchgehend, d.h. jedes Jahr gewonnen, in der heimischen Liga stehen unterunterbrochene Meisterschaften seit 2006 zu Buche. In der deutschen Bundesliga sind auch die Frauen des VfL Wolfsburg mit zuletzt vier Titeln in Folge unangetastet: Die früheren Konkurrenten Turbine Potsdam und FFC Frankfurt hat man abgehängt, den finanzstarken FC Bayern hält man noch auf Distanz. Auch die CL haben die Niedersachsinnen schon gewonnen, nämlich 2013 und 2014, während es 2016 und 2018 Finalniederlagen setzte – gegen Olympique Lyon. Nicht nur deshalb hatten die Wölfinnen mit den Löwinnen eigentlich noch eine Rechnung offen – in der Vorsaison scheiterte der VfL bereits im Viertelfinale, ebenfalls gegen Lyon (Gesamtscore 3:6).

Finanzstarke europäische Spitzenteams auf Augenhöhe

Die Revanche blieb jedoch aus, Lyon bleibt mit dem insgesamt verdienten fünften CL-Titel in Folge ein rotes Tuch für Wolfsburg. Bereits zur Pause stand es 2:0, was schon nach Vorentscheidung roch. Doch das Endergebnis fiel mit 3:1 knapper aus, als es aussieht, nachdem sich die Deutschen in der spannenden zweiten Halbzeit verbessert hatten, den Anschlusstreffer erzielten und erst kurz vor Schluss das dritte Tor kassierten. Natürlich ist es so, dass in den großen Ligen und auf europäischer Top-Ebene die Situation im Frauenfußball – bei entsprechender Gesamtrelation, versteht sich – nicht anders ist als im Männerfußball. Olympique ist ein hoch dotierter Verein und bezieht freilich daraus seine Dominanz. OL steht seit 1987 im Eigentum des Software-Unternehmers Jean-Michel Aulas (quasi der Dietmar Hopp von der Rhône), sein Vermögen wird auf 600 Millionen Euro geschätzt. Einen 20%-Anteil an Olympique Lyon erwarb 2016 ein chinesischer Fonds, origineller Weise über Vermittlung der US-Investmentgruppe IDG Capital Partners. Kurz: Der Verein aus Lyon hat genug finanzielle und damit sportliche Möglichkeiten bei Frauen wie Männern (wenngleich ungleich verteilt), auch die letzteren schafften es heuer immerhin bis in Semifinale der Champions League (0:3‑Niederlage gegen den späteren Titelträger Bayern München). Der VfL Wolfsburg nagt aber auch nicht gerade am Hungertuch: Er steht, ebenfalls geschlechterübergreifend, zu 100% im Eigentum des Volkswagen-Konzerns, was auch eine recht brauchbare finanzielle Basis garantiert (bei den Männern reichte es trotzdem bislang nur für einen Meistertitel, 2009, und einen Pokalsieg, 2015).

Aufholbedarf und Potenzial in Österreich

Die österreichischen Vereine kommen da natürlich nicht mit, da der Frauenfußball hierzulande immer noch ein Randdasein fristet. Männer-Topklubs wie RB Salzburg, Rapid Wien oder LASK können sich nicht zum professionellen Einstieg überwinden, große Sponsoren oder gar Mäzene – was eh nicht sein muss – gibt es nicht. Frauenfußball war lange „Aufgabe“ von kleinen und „Land“-Vereinen wie Kleinmünchen, Leoben, Landhaus und Neulengbach, inzwischen sind aber immerhin Wacker Innsbruck, Sturm Graz, Austria Wien (bei Union Landhaus), der Wiener Sportklub und natürlich Serienmeister SKN Sankt Pölten im Frauenfußball aktiv. In der Champions League können die österreichischen Vertreterinnen jedenfalls kaum mithalten: Vizemeister Sturm Graz scheiterte bereits in der Qualifikation (v.a. an Sporting Braga), St. Pölten im CL-Sechzehntelfinale ein wenig unglücklich am FC Twente Enschede, der wiederum im Achtelfinale gegen den nunmehrigen Finalisten Wolfsburg mit 0:7 das deutliche Nachsehen hatte. Um es auf den Punkt zu bringen: Von der europäischen Spitze sind Österreichs Frauenfußballklubs noch relativ weit entfernt. Das gilt jedoch nicht für das Nationalteam, denn dieses erreichte bei der letzten Europameisterschaft 2017 den bemerkenswerten dritten Platz – das sollen Alaba, Arnautovic & Co. mal nachmachen. Doch haben wir hier eben den Punkt: Da die österreichische Liga strukturell, finanziell und sportlich nur bedingt konkurrenzfähig ist (und sein kann), sind fast alle österreichischen Spitzen- und Nationalteamspielerinnen in ausländischen Ligen engagiert, v.a. in der deutschen Bundesliga. Man kann aber nicht behaupten, dass seitens der österreichischen Bundesliga, des ÖFB, des ORF und einiger Vereine nicht intensiv am Aufschließen gearbeitet wird. Die Nachwuchsarbeit ist, freilich den Gegebenheiten entsprechend, durchaus gut, und man bemüht sich auch darum, das öffentliche und Medien-Interesse zu erhöhen – dazu gehörte auch die Vereinbarung mit der UEFA, dass das CL-Finale 2020 eigentlich im Austria-Stadion von Wien stattfinden sollte. Durch den Corona-bedingten Finalturniermodus in allen Europacupbewerben wurde dies jedoch hinfällig, weshalb die Spielerinnen von Olympique Lyon die CL-Trophäe nun nicht in Wien-Favoriten, sondern in San Sebastián in die Höhe stemmten.

Quelle: Deutsche Welle

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