HomeFeuilletonWissenschaftWie uns Zuckerberg einen Weltraum- und KI-Bären aufbindet

Wie uns Zuckerberg einen Weltraum- und KI-Bären aufbindet

Mark Zuckerbergs Metaversum beruht auf spekulativen Zukunftstechnologien, deren Voraussetzungen nicht gegeben sind. Aber dafür gibt’s bärige Raumschiffe.

San Francisco. Der US-Technologiekonzern Meta Platforms, Mark Zuckerbergs Dachstruktur von u.a. Facebook, Instagram und WhatsApp, lieferte einen veritablen Bauchfleck: Das Projekt Galactica wurde als sprachgesteuerte künstliche Intelligenz anpriesen, die bei der Recherche und beim Verfassen wissenschaftlicher Texte dienlich sein sollte. Das Versprechen lautete, dass Galactica Informationen sammeln, zusammenfassen und auch in eigenen Worten neu generieren könnte. Um dies zu unterstreichen, wurde eine Demoversion online gestellt, die allerdings nicht gerade einwandfrei funktionierte.

Denn es stellte sich heraus, dass Galactica natürlich nicht in der Lage ist, richtige und falsche Informationen zu unterscheiden, also Fakten von Fiktion zu trennen, was zu absurden Resultaten führte. So gehörte es zu den bemerkenswertesten wie merkwürdigsten Arbeiten des „KI“-Bots, eigenständig Wikipedia-Artikel zu erstellen, deren Inhalte fragwürdig sind. Konkret amüsierte hierbei u.a. eine Abhandlung über weltraumfahrende Bären und deren Leben im All, was für Spott und Hohn sorgte. Allerdings ist die Angelegenheit gar nicht so lustig: Denn im Fall der bärigen Astronauten kann zwar jeder Mensch leicht erahnen, dass es sich um Unsinn handelt, doch bei schwierigen wissenschaftlichen Sachverhalten ist es keineswegs für jeden zu erkennen, dass die Meta-KI gravierende Falschinformationen und Fake-News produziert.

Daher war der Konzern gezwungen, die Demoversion nach nur drei Tagen wieder offline zu nehmen: Das Ding funktioniert einfach nicht. Und damit haben wir eine symptomatische Situation vorliegen: Zuckerbergs Metaversum verfügt gegenwärtig nicht über die technischen Voraussetzungen, die es benötigen würde, denn diese gibt es (noch) nicht. Zuckerberg präsentiert uns – ganz ähnlich wie Elon Musk – Utopien, die in der Zukunft liegen, nicht nur bei der KI, sondern etwa auch im Bereich der VR- und AR-Technologien. Es handelt sich weniger um Science als um Fiction. Dies ist gleichzeitig wiederum ein Verweis auf die spekulative Seite des IT-Kapitals, das im Begriff ist, wieder einmal eine Blase aufzubauen – nämlich auch eine ökonomische, die rasch platzen könnte. Man sollte sich keinen Bären aufbinden lassen.

Quelle: Futurezone / Der Standard

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