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Frankreich: Polizei tötet 17-Jährigen

Der siebzehnjährige Nael wurde mit einem Schuss in die Brust getötet. Danach veröffentlichte Bilder zeigen, dass es sich dabei nicht um Notwehr gehandelt haben kann. Der neue Fall von Polizeibrutalität beschwor massive Unruhen in der französischen Bevölkerung herauf.

Paris. Am Dienstag wurde ein 17-Jähriger, der wegen Fahrens ohne Führerschein aufgehalten worden war, von einem Polizisten mit einem Schuss in die Brust getötet. Er wurde in Nanterre bei Paris von einer Motorradstreife angehalten. Der Jugendliche befand sich gerade in seinem Fahrzeug, als der tödliche Schuss fiel. Der offiziellen Version zufolge versuchte der junge Nael, die Polizisten zu überfahren. Ein in den sozialen Netzwerken gepostetes Video widerlegt diese Aussagen jedoch, denn auf den Bildern ist zu sehen, wie ein Polizist aus nächster Nähe auf Nael schießt, als dieser versucht, das Auto zu beschleunigen, während der Beamte sagt: „Du wirst eine Kugel in den Kopf bekommen.“

Präsident Emmanuel Macron bezeichnete den Vorfall als „unentschuldbar“ und forderte die Bürger auf, in Ruhe die Ergebnisse der Ermittlungen abzuwarten. Jennifer Cambla, die Anwältin der Familie von Nael, wies darauf hin, dass die Reaktion der Polizei „absolut illegitim“ gewesen sei und nicht mit einer angeblichen Reaktion der „Notwehr“ gerechtfertigt werden kann, denn „sich bedroht zu fühlen, reicht nicht aus, um eine Kugel in die Brust zu schießen. “

Der Bürgermeister von Nanterre, Patrick Jarry, stellte die Bilder der Videoüberwachung für die Ermittlungen zur Verfügung und forderte die schnellstmögliche Aufklärung der „Tragödie“. Laut den Aussagen von Innenminister Gerald Darmanin wurde der Polizeibeamte nun in Gewahrsam genommen. Es wird gegen ihn wegen des Verdachts auf Totschlag ermittelt. Der 38-Jährige wird möglicherweise suspendiert.

Massive Unruhen

Diese neue Form der Polizeibrutalität löste starke Proteste in Nanterre und anderen Städten am Rande von Paris aus, bei denen mindestens 31 Menschen festgenommen wurden. Die Polizei setzte etwa 2.000 Beamte ein, um die Unruhen zu kontrollieren, bei denen die Bevölkerung etwa 42 Fahrzeuge in Brand setzte.

Die Unruhen begannen mit einer Demonstration vor der Polizeiwache von Nanterre und weiteten sich danach auf benachbarte Gebiete aus. Dabei wurden Mülltonnen, Autos, eine Grundschule und einen Anbau des Rathauses in Brand gesetzt. Die Einsatzkräfte wurden mit explodierenden Feuerwerkskörpern beschossen. Die Polizei reagierte mit dem Einsatz von Tränengas und Gummigeschossen.

Beim Mord vom Dienstag handelte es sich um die dritte tödliche Schießerei im Zuge von Verkehrskontrollen in Frankreich im Jahr 2023, nach einem Rekord von 13 im vergangenen Jahr, sagte ein Sprecher der nationalen Polizei. Im Jahr 2021 gab es drei derartige Tötungen und im Jahr 2020 zwei. Die Mehrheit der Opfer seit 2017 war schwarz oder arabischer Herkunft. Frankreichs Ombudsmann für Menschenrechte hat eine Untersuchung zu dem Todesfall eingeleitet, die sechste derartige Untersuchung zu ähnlichen Vorfällen in den Jahren 2022 und 2023.

Quellen: ORF / Reuters / teleSUR

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