Tel Aviv/Gaza. Seit Oktober 2023 tobt der brutale Krieg im Gazastreifen – und die Welt sieht weitgehend tatenlos zu. Nun erhebt das UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA gravierende Vorwürfe gegen das israelische Militär: Mehr als 50 UN-Helferinnen und Helfer, darunter Ärzte, Lehrer und Sozialarbeiter, seien seit Kriegsbeginn festgenommen und in Militärhaft schwer misshandelt worden.
Philippe Lazzarini, Chef des UNRWA, schildert ein grausames Bild: Schläge, Folter und der Einsatz menschlicher Schutzschilde. Einer der inhaftierten UNRWA-Mitarbeiter habe sich nach eigenen Angaben den Tod gewünscht, um den Qualen zu entkommen. Schlafentzug, Drohungen gegen Familienmitglieder, Angriffe von Hunden und erzwungene Geständnisse: Die systematische Entmenschlichung von Zivilistinnen und Zivilisten sowie humanitären Helferinnen und Helfern ist ein Skandal, der bislang ohne ernsthafte Folgen bleibt.
Die israelische Armee schweigt zu den Anschuldigungen. Keine Stellungnahme, kein Bedauern, keine unabhängige Aufklärung. Stattdessen: Blockadehaltung und die rigorose Einstellung der Zusammenarbeit mit dem UNRWA bereits Ende Jänner. Die offizielle Begründung: Der Vorwurf, einzelne UNRWA-Mitarbeiter seien an dem brutalen Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober beteiligt gewesen. Doch unabhängige Untersuchungen fanden keinerlei Belege für diese Anschuldigungen.
Seitens Israel dominieren Pauschalverurteilungen und kollektive Bestrafung. Seit Beginn der Bodenoffensive und der erneuten massiven Luftangriffe nach der gescheiterten Waffenruhe versinkt der Gazastreifen im Elend. Seit dem 2. März sind sämtliche Hilfslieferungen blockiert – ein kollektiver Todesstoß gegen eine ohnehin verzweifelte Zivilbevölkerung.
Die gezielte Misshandlung von UN-Helfern, die Blockade humanitärer Hilfe, die mutmaßliche Anwendung verbotener Kriegsmethoden – all dies widerspricht fundamental den Grundsätzen des humanitären Völkerrechts. Es offenbart eine israelische Kriegspolitik, die auf Bestrafung abzielt. Nicht die Hamas sollen bekämpft werden, sondern die Schwächsten: Kinder, Alte, Kranke und jene, die versuchen, ihnen zu helfen.
Quelle: stern.de