HomeFeuilletonGeschichteKehrt Felix Dserschinski zur Lubjanka zurück?

Kehrt Felix Dserschinski zur Lubjanka zurück?

Der bolschewistische Revolutionär Felix Dserschinski könnte – als Statue, versteht sich – wieder auf den Platz des Moskauer Geheimdienstgebäudes zurückkehren.

Moskau. Auf der Lubjanka, einem großen Platz in Moskau, findet sich ein gleichnamiges Gebäude: Das Haus im Neo-Renaissance-Stil wurde vor etwas mehr als 120 Jahren für eine Versicherungsgesellschaft errichtet, ist aber für die spätere Nutzung bekannt. Nach der russischen Oktoberrevolution von 1917 siedelte Felix Dserschinski (Feliks Dzierżyński, 1877–1926) hier die Kommission für Bekämpfung von Konterrevolution und Sabotage (Tscheka) an, die später in Vereinigte staatliche politische Verwaltung (GPU) umbenannt wurde und der Dserschinski bis zu seinem Tod vorstand. Die GPU war wiederum die Vorläuferin des KGB, des sowjetischen Komitees für Staatssicherheit, das seinerseits bis 1991 in der Lubjanka seine Zentrale hatte. Heute beherbergt das Gebäude das Hauptquartier des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB (Föderaler Dienst für Sicherheit der Russischen Föderation).

Der Platz, der ein paar hundert Meter vom Roten Platz und vom Kreml entfernt liegt, soll nun in seiner Leere architektonisch aufgewertet werden: Die Moskauer Stadtduma will ein passendes Denkmal errichten. Freilich stand hier schon mal ein Monument, nämlich eine Bronzestatue von Dserschinski, die aber eben 1991 entfernt wurde. Amüsanter Weise könnte der bolschewistische Revolutionär nun wieder zurückkehren, denn er befindet sich in der engeren Auswahl. Die anderen Kandidaten sind Juri Andropow (KGB-Leiter 1967–1982 und KPdSU-Generalsekretär 1982–1984) sowie zwei historische Monarchen, nämlich Zar Iwan III. (1440–1505) und Großfürst Iwan Newski (1220–1263). Die Entscheidung soll in einer Volksbefragung fallen. Da die Moskowiter und Moskowiterinnen nur bedingt empfänglich sind für antisowjetische Geschichtsfälschung und antikommunistische Lügenmärchen, stehen die Chancen gar nicht schlecht, dass Felix Dserschinski das Rennen macht. Man darf gespannt sein.

Quelle: Der Standard

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