Auch noch fünf Tage nach den schweren Regenfällen in der spanischen Mittelmeer-Region Valencia kämpfen die Bewohnerinnen und Bewohner und Hilfskräfte weiter gegen die Folgen der Katastrophe. Viele Ortschaften sind noch immer von der Außenwelt abgeschnitten, und ganze Dörfer liegen unter einer dicken Schlammschicht begraben. Die Kommunistische Partei der Arbeiter Spaniens (PCTE) macht die Schuldigen an dem Ausmaß der Katastrophe klar aus.
Madrid. Nach den sintflutartigen Regenfällen, die die Region in der vergangenen Woche heimsuchten, ist die Lage vielerorts weiterhin kritisch. Überflutete Straßen, verschüttete Autos und unzugängliche Brücken machen es den Rettungskräften schwer, zu den Betroffenen vorzudringen. Zehntausende Freiwillige haben sich dem Kriseneinsatz angeschlossen und unterstützen die Arbeiten der Polizei, Feuerwehr und des Militärs. Gemeinsam versuchen sie, Schlamm und Trümmer zu beseitigen und verschüttete Autos freizuschaufeln.
Trotz der engagierten Hilfseinsätze bleibt die Lage angespannt. In zahlreichen Dörfern herrscht akuter Mangel an Lebensmitteln, sauberem Trinkwasser und Werkzeugen wie Schaufeln. Die Grundversorgung der Bewohner gestaltet sich schwierig, da viele Orte schwer erreichbar sind. Die Einsatzkräfte verteilen Hilfsgüter, doch die Nachschubwege sind beschwerlich und die Ressourcen knapp.
Ein weiteres drängendes Problem sind die zahlreichen Vermisstenmeldungen. Angehörige warten verzweifelt auf Nachrichten, während die Suchmannschaften unermüdlich arbeiten, um Vermisste zu lokalisieren. Die Hoffnung, alle Betroffenen rechtzeitig zu finden, schwindet jedoch von Tag zu Tag. Die Zahl der bisher bekannten Todesopfer stieg nach offiziellen Angaben auf 211. Die meisten Todesopfer verzeichnete die Region Valencia, auch Andalusien, Murcia und Kastilien-La Mancha waren betroffen.
Die Regierung hat inzwischen weitere Hilfen zugesichert und zusätzliche Kräfte mobilisiert. Doch die vollständige Wiederherstellung der Infrastruktur in der Region wird Wochen, wenn nicht Monate in Anspruch nehmen. Die Bevölkerung hofft nun auf eine baldige Stabilisierung der Lage, während die Schäden in der Region bereits jetzt verheerend sind und das Leben in Valencia für viele Menschen grundlegend verändert haben.
Die PCTE zu der Katastrophe
Die PCTE hat am 30.11. eine Erklärung zu den Vorgängen veröffentlicht, hierin heißt es: „Die Zahl der Opfer, die der Durchzug des DANA (ein Höhentief) durch den Osten der Halbinsel verursacht hat, ist erschreckend. Dutzende von Städten in Valencia, Kastilien-La Mancha, Andalusien, Katalonien und Aragón sind von der Katastrophe betroffen. Die menschlichen und materiellen Kosten sind bereits jetzt unermesslich.
Das Symbol dieses Schreckens ist die Stadt Valencia, deren südlicher Teil ebenso wie die Gemeinden am rechten Turia-Ufer völlig überflutet wurde. Während wir diese Erklärung verfassen, gibt es mehr als 90 Tote, eine unbestimmte Zahl von Vermissten und unzählige Menschen, deren Leben zerstört wurde.
Zunächst möchte die PCTE den Familien der Todesopfer ihr Beileid aussprechen, allen Betroffenen ihre volle Unterstützung zusichern und den Feuerwehrleuten und Rettungsteams für ihre Arbeit bei den noch andauernden und den noch anstehenden Hilfsaktionen danken. Tausende von Menschen haben ihre Solidarität unter Beweis gestellt und ihr Leben riskiert, um zu helfen. Sie sind ein weiteres Beispiel dafür, dass in den schlimmsten Momenten nur das Volk das Volk retten kann.
Zweitens möchte die PCTE die Schuldigen an dieser Tragödie anprangern. Derartige Katastrophen mögen natürliche Ursachen haben, aber ihre Folgen und ihre Intensität haben viel mit der kapitalistischen Politik und den kapitalistischen Interessen zu tun.
Der Raubbau des Kapitals an der Umwelt ist eine Tatsache. Wenn in einer Gesellschaft der Profit im Vordergrund steht, dann werden die Verwaltung des Territoriums, der natürlichen Ressourcen und die Stadtplanung einer rein kommerziellen Logik unterworfen, in der das Leben und die Interessen der Mehrheit der Bevölkerung zweitrangig sind.
Dieselbe Logik herrscht im Übrigen auch, wenn die Arbeiterklasse gezwungen wird, trotz der Alarm- und Notfallwarnungen an ihren Arbeitsplätzen zu bleiben. Während diese Erklärung verfasst wird – die Alarmstufe Rot wurde auf mehr als 10 spanische Provinzen ausgeweitet -, hat keine öffentliche Behörde dazu aufgerufen, die Produktion vollständig einzustellen oder irgendeinen Dienst einzustellen, der nicht zur Bewältigung von Notfällen erforderlich ist. Schuld an dieser Situation sind die Arbeitgeber und die Verwaltungen.
In diesem Zusammenhang sind die gegenseitigen Beschuldigungen zwischen den verschiedenen politischen Kräften, die die kapitalistischen Interessen verwalten, ein wirklich schlechter Witz. Es sind die Kräfte, die von den verschiedenen Verwaltungen aus ständig ihre Verantwortung vernachlässigt haben, sich für die Verhinderung dieser Art von Situationen einzusetzen. Diese Vorbeugung sollte vielseitig sein und hat nicht nur mit Umweltschutz zu tun, sondern auch mit Stadt‑, Infrastruktur- und Produktionsplanung.
Wir stellen ohne Vorbehalt fest, dass Katastrophen wie diese dank der verfügbaren wissenschaftlich-technischen Mittel tatsächlich rechtzeitig vorhergesehen und verhindert werden können. Ebenso gibt es mehr als genug materielle Ressourcen, um eine Stadt- und Infrastrukturplanung vorzunehmen, die die Bevölkerung nicht in Gefahr bringt. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass alle wirtschaftlichen, technologischen und wissenschaftlichen Mittel in den Dienst der Mehrheit gestellt werden, und zwar über eine zentrale Planwirtschaft, die wissenschaftlich in der Lage ist, die Ressourcen rationell zu nutzen und zum Wohle der Arbeitermehrheit zu verwalten.“