Im Auftrag Öcalans sucht die kurdische PKK eine Verständigung mit dem AKP-Regime. Hierfür ist sie nicht nur zur Selbstaufgabe bereit, sondern könnte sogar Erdogans Herrschaft verlängern.
Erbil/Ankara. Die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) hat am vergangen Wochenende auf einem Kongress die Einstellung des bewaffnen Kampfes für ein freies Kurdistan und die Selbstauflösung beschlossen. Dieser Schritt entspricht einer Empfehlung von Abdullah Öcalan, dem inhaftierten Anführer der PKK. Er war 1999 verschleppt und auf der türkischen Gefängnisinsel Imrali eingekerkert worden.
Nach 25 Jahren Einzelhaft rief Öcalan nun die PKK-Oranisationen, denen er offziell bis zuletzt vorstand, zum Gewaltverzicht auf. Die PKK habe ihre Aufgaben erfüllt, nun könne die “kurdische Frage” mit demokratischen Mitteln gelöst werden. Diese Behauptung ist freilich recht gewagt angesichts des autoritären und repressiven AKP-Regime Erdogans, das nicht nur kurdische Politiker, sondern auch prominente Vertreter der gößten Oppositionspartei, der kemalistisch-sozialdemorkratischen CHP, unter vorgschobenen Anschuldigungen aus dem Verkehr ziehen lässt.
Daher erscheint es fragwürdig, ob der Konflikt auf diese Weise tatsächlich einer Lösung nähergebracht werden kann. Es wird gegenseitige Zugeständnisse geben müssen, was nach 40 Jahren des Bürgerkrieges nicht leicht sein wird. Allerdings ist denkbar, dass der PKK, die bzw. deren befreundete Strukturen auch in Syrien und im Irak unter Druck stehen, eine besondere Rolle des Opportunismus zugedacht ist: Sie könnte Erdogan die Mehrheit verschaffen, damit er auch nach der laufenden Periode Präsident bleiben kann.
In diesem Fall würde die zum Gutteil ehrenvolle und mutige Geschichte der PKK wenig ruhmvoll enden – dies hat sich jedoch bereits im Zuge der US-Kollaboration in Syrien angedeutet, wo man indirekt sogar den Interessen Israels zuarbeitete.
Quelle: ORF