HomeInternationalesRekordanstieg der Obdachlosigkeit in den USA

Rekordanstieg der Obdachlosigkeit in den USA

Washington, D.C. Die Vereinigten Staaten erleben eine Obdachlosigkeitskrise. Innerhalb eines Jahres stieg die Zahl der Menschen ohne festen Wohnsitz um erschreckende 18 Prozent, wie aktuelle Berichte des US-Ministeriums für Wohnungsbau und Stadtentwicklung zeigen. Mit 771.480 obdachlosen Menschen im Jahr 2024 wurde ein neues Rekordhoch erreicht – und das in einem der wohlhabendsten Länder der Welt.

Ursachen in einem fehlerhaften System

Die dramatischen Zahlen sind nicht bloß das Ergebnis von kurzfristigen wirtschaftlichen Schwankungen, sondern sie werfen ein grelles Licht auf die strukturellen Schwächen des kapitalistischen Systems. Hohe Inflation, steigende Immobilienpreise und ein Mangel an erschwinglichem Wohnraum treffen besonders die ohnehin Benachteiligten der Gesellschaft. Hinzu kommen Naturkatastrophen, die im Kontext des Klimawandels immer häufiger und verheerender werden. Diese Faktoren sind jedoch nur die Spitze des Eisbergs.

Ein genauerer Blick zeigt, dass soziale Ungleichheit tief in die Strukturen der amerikanischen Wirtschaft und Gesellschaft eingebettet ist. Besonders betroffen sind Afroamerikanerinnen und Afroamerikaner, die trotz eines Bevölkerungsanteils von zwölf Prozent ganze 32 Prozent der Obdachlosen stellen. Dieses Missverhältnis ist kein Zufall, sondern das Ergebnis historischer und systematischer Diskriminierung, die sich der Kapitalismus zu Nutze macht und sich bis heute in Wohnungs- und Arbeitsmärkten widerspiegelt.

Kinder sind häufig betroffen

Die Krise trifft die Schwächsten besonders hart: Die Zahl der obdachlosen Kinder ist um 33 Prozent gestiegen. Insgesamt leben laut Daten etwa 150.000 Kinder in den USA ohne feste Bleibe – ein alarmierender Zustand in einem Land, das sich rühmt, Chancengleichheit und Kinderrechte hochzuhalten. Diese Kinder leben oft in unsicheren, überfüllten Notunterkünften oder auf der Straße, was gravierende Auswirkungen auf ihre Bildung, Gesundheit und Zukunftsperspektiven hat. Wenn vermeintlich jeder seines Glückes Schmied ist, fallen viele dem System, das auf Profit ausgerichtet ist, zum Opfer.

Ein Markt, der versagt

Die Wohnungsnot verschärft sich durch die unaufhörlich steigenden Immobilienpreise und Zinsen. Das Durchschnittsalter für den Kauf eines Eigenheims liegt mittlerweile bei 38 Jahren – ein klares Zeichen, dass der Wohnungsmarkt für viele unerschwinglich geworden ist, denn anders als in Österreich sind die USA eine klassische Eigentümer- und nicht Mietgesellschaft. Junge Menschen sind besonders betroffen und finden sich oft in einer endlosen Spirale aus hohen Mieten und stagnierenden Löhnen wieder, ohne Aussicht auf Eigentum oder finanzielle Sicherheit.

Die Auswirkungen der Pandemiepolitik verstärken die Krise zusätzlich. Programme, die während der COVID-19-Pandemie eingeführt wurden, um Obdachlosigkeit zu verhindern, sind mittlerweile ausgelaufen – ein Schritt, der viele Menschen in die Unsicherheit gestürzt hat. Gleichzeitig fehlt es an politischem Willen, umfassende Maßnahmen gegen die Krise zu ergreifen. Stattdessen werden Ressourcen oft in profitgetriebene Projekte gelenkt, während auch in den USA die Arbeiterklasse für die Krisen zahlen muss

Kapitalismus als Wurzel des Problems

Diese Obdachlosigkeitskrise ist keine unvermeidbare Naturkatastrophe – sie ist das direkte Resultat eines Wirtschaftssystems, das auf Profitmaximierung statt auf menschliche Bedürfnisse ausgerichtet ist. Der Kapitalismus schafft eine Gesellschaft, in der Grundbedürfnisse wie Wohnen zu Luxusgütern werden, zugänglich nur für jene, die es sich leisten können. Gleichzeitig verstärkt das System bestehende Ungleichheiten.

Quelle: Riktpunkt

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