UPS baut massiv Stellen ab und schließt Dutzende Standorte, da das Unternehmen die Zusammenarbeit mit Amazon halbiert und unter Trumps neuen China-Zöllen leidet. Der weltgrößte Paketdienst kämpft mit sinkendem Volumen, einer möglichen Rezession und einer angespannten globalen Handelslage – und steht unter Druck, trotz harter Einschnitte profitabel zu bleiben.
SandySprings. United Parcel Service (UPS) gab am Dienstag bekannt, 20.000 Stellen abzubauen und 73 Standorte zu schließen. Dies ist Teil einer geplanten Reduktion der Lieferungen für Amazon und erfolgt vor dem Hintergrund der von US-Präsident Donald Trump eingeführten Zölle, die den weltweiten Handel erschüttern.
Ein UPS-Sprecher erklärte, dass die Entlassungen auf den Wegfall von 50 Prozent des Versandvolumens von Amazon – dem größten Kunden von UPS – zurückzuführen seien, sowie auf laufende Sparmaßnahmen und Effizienzprojekte im Rahmen einer umfangreichen betrieblichen Umstrukturierung.
Handel zwischen China und USA äußerst wichtig für UPS
Anfang des Monats hatte Präsident Trump neue Zölle in Höhe von 145 Prozent auf viele chinesische Waren verhängt – eine Eskalation des Konflikts zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt. Das US-Importvolumen liegt bei UPS bei rund 400.000 Sendungen pro Tag – weniger als zwei Prozent des weltweiten durchschnittlichen Tagesvolumens.
Dennoch sind die Handelsrouten von China in die USA für UPS besonders profitabel und machten laut Tomé im vergangenen Jahr etwa elf Prozent des internationalen Umsatzes aus. UPS verzeichne bereits ein wachsendes Volumen aus Europa und anderen asiatischen Ländern wie Vietnam und Thailand, so Führungskräfte des Unternehmens. Dennoch: Wenn Trumps hohe China-Zölle bestehen bleiben, wird es Jahre dauern, den Handel mit China vollständig zu ersetzen.
Die aktuellen Zölle könnten die ohnehin schon schleppenden Geschäftsbeziehungen weiter verlangsamen. Besonders kleine und mittelständische Unternehmen, auf die sich UPS als Ausgleich konzentriert, könnten stark betroffen sein – viele von ihnen beziehen ihre Waren zu 100 Prozent aus China, sagte Tomé. Auch bei der Belieferung von Einzelhändlern, die stark von China abhängig sind, ist UPS verwundbar.
Amazon selbst bezieht Waren aus China, und über 40 Prozent der Verkäufer auf dem Amazon-Marktplatz haben ihren Sitz dort. Kaufen US-Konsumenten wegen hoher Zölle weniger bei Amazon, trifft das auch UPS.
UPS verzeichnet zudem einen starken Rückgang bei den Sendungen von China-nahen Billigplattformen wie Temu und Shein, da die USA im Mai planen, deren zollfreien Versandstatus weitgehend zu beenden. Temu erhebt bereits einen Importaufschlag beim Checkout, während Shein die Zölle auf die Produktpreise umgelegt hat.
Kollektivvertrag: 30.000 Stellen zu schaffen
UPS sei laut Sean O’Brien, dem Vorsitzenden der Gewerkschaft Teamsters, laut derzeit gültigen nationalen Kollektivvertrags verpflichtet, 30.000 neue Stellen zu schaffen. „Falls das Unternehmen beabsichtigt, unseren Vertrag zu verletzen oder versucht, hart erkämpfte, gut bezahlte Teamster-Jobs anzugreifen, wird UPS einen erbitterten Kampf erleben.“
UPS erklärte, dass man plane, den Vertrag einzuhalten. Das Unternehmen beschäftigt in den USA rund 406.000 Arbeitskräfte, von denen laut dem aktuellen Jahresbericht mehr als 75 Prozent gewerkschaftlich organisiert sind.
„Die Welt hat seit über 100 Jahren keine derart weitreichenden potenziellen Auswirkungen auf den Handel erlebt“, sagte CEO Carol Tomé in der Telefonkonferenz zu den Quartalszahlen.
UPS als Indikator für den Weltmarkt
Als größter Paketdienstleister der Welt ist UPS in vielen Branchen tätig und gilt als Indikator für die globale Wirtschaft. Der größte Rivale, FedEx, hatte bereits im März einen Abschwung signalisiert. UPS will seinen Gewinn mit neuen Einsparungen in Höhe von 3,5 Milliarden US-Dollar im Jahr 2025 schützen. Zudem erklärte das Unternehmen, dass ein großer Teil des reduzierten Amazon-Volumens defizitäre Sendungen aus Amazon-Lagern betreffe. Für das zweite Quartal prognostiziert UPS eine operative Konzernmarge von etwa 9,3 Prozent – unter dem zweistelligen Bereich, den Anleger bevorzugen.
Im wichtigsten US-Geschäft rechnet das Unternehmen mit einem Rückgang von rund neun Prozent bei den täglich bearbeiteten Paketen und einem Umsatzrückgang im niedrigen einstelligen Prozentbereich.
Quelle: Reuters