Vietnam und China haben am Sonntag umfangreiche Vorsorgemaßnahmen wegen eines sich nähernden, möglicherweise extrem starken Taifuns eingeleitet. In Vietnam sollen nach Angaben staatlicher Medien mehr als 586.000 Menschen in Sicherheit gebracht werden. Geplant ist die Evakuierung von 152.387 Haushalten, vor allem in den zentralen Provinzen Thanh Hoa, Quang Tri, Hue und Danang, wo der Sturm am Montag in den frühen Morgenstunden auf Land treffen könnte. Zusätzlich verhängten insgesamt sieben Küstenprovinzen ein Auslaufverbot für Boote. Die Fluggesellschaft Vietnam Airlines strich am Sonntag und Montag mindestens 22 Flüge von und zu zentralen Städten; Reisende wurden aufgefordert, den Status ihrer Verbindungen laufend zu prüfen.
Auch in China wurden die Vorkehrungen massiv hochgefahren. Die südchinesische Küstenmetropole Sanya auf der Insel Hainan schloss am Sonntag Touristenattraktionen, Geschäfte, Supermärkte und Restaurants; der öffentliche Verkehr wurde eingestellt und Schiffe mussten den Betrieb aussetzen. Die Stadt gab eine rote Taifunwarnung aus – die höchste Stufe im nationalen Farbsystem – und erhöhte die Notfallreaktion auf das maximale Niveau. Bereits am Samstagabend hatten Beamtinnen und Beamte in einer Krisensitzung eine Vorbereitung auf „schlimmste Szenarien“ eingefordert, um Todesfälle und Verletzungen zu vermeiden.
Das Nationale Meteorologische Zentrum Chinas (CMA) erwartet, dass der Sturm am Sonntagabend entlang der Südküste Hainans auf Land trifft, bevor er in Richtung Vietnam weiterzieht. Prognostiziert werden Windgeschwindigkeiten von bis zu 170 km/h sowie ergiebige Regenfälle. Meteorologinnen und Meteorologen verweisen auf günstige Rahmenbedingungen für eine weitere Intensivierung, darunter sehr warmes Meerwasser, geringe Windscherung und hohe Luftfeuchtigkeit.
Die vietnamesische Regierung zog bereits Vergleiche zur Wucht des Supertaifuns „Yagi“, der vor rund einem Jahr Nordvietnam heimsuchte, mehr als 300 Menschen das Leben kostete und Sachschäden von rund 3,3 Milliarden US-Dollar verursachte. Angesichts dieser Erfahrungen rücken die Behörden Evakuierungen, die Sicherung kritischer Infrastruktur und die frühzeitige Information der Bevölkerung in den Mittelpunkt.
China kämpft seit Juli mit außergewöhnlich hohen Niederschlägen. Fachleute ordnen die anhaltend intensiven Unwetter in einen größeren Zusammenhang ein: Einzelne Extremereignisse lassen sich nicht eindeutig einer Ursache zuordnen, doch der Weltklimarat hält fest, dass die Klimakrise die Häufigkeit und Intensität von Extremwetter – von Überschwemmungen und Stürmen bis zu Hitzewellen und Dürren – erhöht. Entsprechend warnen die Behörden beider Länder vor anhaltender Gefahr durch Sturmfluten, Erdrutsche und Überflutungen, auch über den Zeitpunkt des Landfalls hinaus.
Quelle: ORF