HomeInternationalesWestlicher Ölpreisdeckel als Eigentor

Westlicher Ölpreisdeckel als Eigentor

Das konnte ja wirklich niemand ahnen: Weil die EU- und G7-Staaten einseitige Ölpreise festlegen wollen, werden sie von Russland einfach nicht mehr beliefert. Tja, der Markt regelt das eben.

Moskau/Brüssel. Versuchen Sie doch mal Folgendes (oder lieber nicht): Fahren Sie mit Ihrem Auto bei einer Tankstelle vor, tanken Sie um 40 Euro Benzin und erklären Sie dann an der Kassa, dass Sie dafür aber nur 25 Euro zu bezahlen gedenken. Das wird’s natürlich nicht spielen, und die logischen Konsequenzen lägen, je nach Humorbereitschaft des Tankstellenbetreibers, zwischen Kopfschütteln, Gelächter, Polizei- und/oder Psychiatrieeinsatz. Und doch ist es genau das, was die EU- und G7-Staaten denken, in Bezug auf russische Erdölimporte tun zu können.

Seit Anfang Dezember ist nämlich der westimperialistische „Ölpreisdeckel“ in Kraft: Man hat sich in Brüssel untereinander darauf „geeinigt“, künftig maximal nur noch 60 Dollar pro Fass (159 Liter) für russisches Erdöl zu bezahlen (um die Finanzierung der russischen Kriegskasse zu reduzieren). Offenbar hat man hier grundlegende Bedingungen der kapitalistischen Marktwirtschaft nicht verstanden – im Gegensatz zu Russland und zur OPEC+ übrigens, denn beide kündigten daraufhin Förderungsdrosselungen an, was logischerweise zu höheren Preisen führt. Es ist schwer zu sagen, was man sich seitens der EU erwartet hat – dass man als Kunde einseitig Preise festlegen könnte, ist jedenfalls eine idiotische Vorstellung. Ebenfalls nicht aufgegangen ist die absurde Hoffnung der EU und der G7, dass sich andere Länder, etwas die BICS-Staaten oder die Türkei, dem antirussischen Markteingriff anschließen würden – und zwingen lassen sich diese offenbar auch nicht.

Und so geschieht das, was sich jeder kleine Greißler ausrechnen hätte können und die ZdA-Redaktion schon vor Wochen vorhergesagt hat: Russland bleibt unbeeindruckt und liefert eben nicht mehr. Nämlich an jene Staaten, die den „Ölpreisdeckel“ anwenden möchten. Diese Maßnahme, die seitens der Moskauer Regierung nun beschlossen wurde, gilt ab 1. Februar 2023 und vorerst für ein halbes Jahr, Einzelfallausnahmen sind möglich. Der westimperialistische Erpressungsversuch – auch mittels seiner Reedereien und Schiffsversicherungen – geht ins Leere, das russische Öl und Ölprodukte fließen nun dank Globalisierung eben vermehrt nach China, Indien und in die Türkei (und über diese Umwege noch weiter). Russland verdient weiterhin prächtig an seinen Öl- und Gasexporten.

Und Europa? Dort kann man sich darauf einstellen, dass es weitere Preissteigerungen bei Öl und Gas geben wird, höhere Energiekosten sowie etwaige Versorgungsengpässe. Auch diese Facette des Sanktionskrieges der EU gegen Russland ist ein Schuss ins eigene Knie. Aber was in Washington (und Kiew) verlangt wird, muss man eben umsetzen, selbst wenn es den eigenen Ruin bedeutet. Ironie am Rande: Sollte es in weiterer Folge zu einer großen Rezession kommen, dann würden die Ölpreise tatsächlich sinken – und damit auch die russischen Einnahmen. Anders gesagt: Jetzt muss man im Westen also schon auf den eigenen ökonomischen Zusammenbruch hoffen, damit man es den Russen endlich so richtig zeigen kann – das wird Putin dann eine Lehre sein!

Quelle: ORF

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