HomeKlassenkampfFährunternehmen kündigt 800 Seeleute und provoziert „Meuterei“

Fährunternehmen kündigt 800 Seeleute und provoziert „Meuterei“

Die britische Schifffahrttochter P&O des Emirate-Konzerns DP World setzt über Nacht fast ein Drittel der Belegschaft auf die Straße – doch ein Teil der Crews weigert sich, die Fährschiffe zu verlassen.

Dover. Die britische Schifffahrtsunternehmen P&O Ferries, das hauptsächlich auf Routen zwischen England und Kontinentaleuropa unterwegs ist, hat mit sofortiger Wirkung 800 ihrer rund 3.000 Angestellten entlassen. Als Grund wurden finanzielle Schwierigkeiten genannt, nachdem der Personen- und Güterverkehr über den Ärmelkanal zurückgegangen war. Gleichzeitig wurde mit Donnerstagmorgen vorerst jeglicher Betrieb eingestellt, was eine erhebliche Zahl an LKWs und Reisenden in Dover, Calais und Rotterdam stranden ließ. Das unmittelbare Inkrafttreten der „Konsolidierungsmaßnahmen“ irritiert nicht nur Kunden, sondern auch die betroffene Belegschaft. Auf einigen Schiffen weigern sich die gekündigten Seeleute, von Bord zu gehen. Die britische Transportgewerkschaft RMT unterstützt die protestierenden Crews und warnt davor, die Fährschiffe durch Securityfirmen gewaltsam räumen zu lassen. Sie rechnet außerdem damit, dass die gekündigten Mitarbeiter durch billigere Arbeitskräfte aus Osteuropa ersetzt werden sollen.

Doch nicht nur die plötzlichen Kündigungen, die ohne Vorwarnung von einem Tag auf den anderen fast ein Drittel der P&O‑Crews betreffen, stehen in der Kritik, auch die Gesamtausrichtung des Unternehmens erscheint zweifelhaft. Im Jahr 2006 war P&O Ferries durch den Konzern DP World aus Dubai übernommen worden, der im Bereich Transport- und Hafenlogistik global tätig ist. Deren Muttergesellschaft Dubai World ist ein milliardenschwerer Investmentkonzern, der mit den Herrscherfamilien der Vereinigten Arabischen Emirate verbunden ist. Die Geschäftspraktiken im Bereich der beiden monopolkapitalistischen Konglomerate sind, gelinde gesagt, umstritten. Nun sind auch die Seeleute von P&O Ferries davon betroffen – und sie setzen sich zur Wehr.

Quelle: Der Standard

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