Die Kollektivertragsverhandlungen im Handel wurden am Dienstag von den Unternehmern in der vierten Runde ohne Ergebnis abgebrochen. Die Gewerkschaft GPA ruft ab dem 30. November zu Warnstreiks auf. Kommt es in den nächsten Tagen nicht überraschend doch noch zu einer Einigung wie in den vergangenen Jahren, wären das die ersten Streiks im Handel seit Jahrzehnten.
Wien. Die Vertreter der Handelskonzerne haben am Dienstag die vierte Runde der Kollektivvertragsverhandlungen im Handel ohne Ergebnis abgebrochen. Diese wollen den mehr als 430.000 Angestellten und Lehrlingen im Handel lediglich sechs Prozent mehr Lohn im nächsten Jahr bezahlen. Zusätzlich wurde den Beschäftigten eine Einmalzahlung angeboten.
Die Gewerkschaft GPA vertritt gemeinsam mit den Betriebsräten in den Handelskonzernen die Angestellten und Lehrlinge bei den Kollektivvertragsverhandlungen. Ursprünglich forderte die Gewerkschaft elf Prozent mehr Lohn. Seit der ersten Verhandlungsrunde hat sie ihre Forderung auf 9,4 Prozent verringert und liegt damit nur noch 0,2 Prozentpunkte über der von ihr ausgegebenen Inflationsrate von 9,2 Prozent. Eine Einmalzahlung hat die GPA bisher abgelehnt und auch im Vorjahr erfolgreich abgewehrt. Eine solche hätte fatale Konsequenzen, da sie keine dauerhafte Erhöhung der Gehälter darstellt und nächstes Jahr bereits verpufft wäre.
Nach dem Abbruch der Verhandlungen durch die Unternehmerseite hat die Gewerkschaft Warnstreiks vom 30. November bis zum 2. Dezember angekündigt. Anstatt offensiv in die Auseinandersetzung zu gehen, gibt sich die GPA allerdings defensiv. Schuld an den jetzigen Streiks sind nach Auffassung der GPA einzig und allein die anderen, die nicht Verhandlungsbereit sind. Das lässt darauf schließen, dass es am Ende auch dieses Jahr keinen Abschluss oberhalb der Inflationsrate geben wird. Der Streik wird nicht organisiert, um die 9,4 Prozent durchzusetzen, sondern um weiter verhandeln zu können. Anders gesagt: Am Ende wird man sich irgendwo zwischen den sechs und 9,4 Prozent treffen.
Das erscheint unverständlich, wenn man sich die Stimmung in den Betrieben ansieht. Streikbereitschaft gibt es nicht nur in vielen Filialen, in denen Betriebsräte bereits Betriebsversammlungen abgehalten haben, sondern auch dort, wo das bisher nicht der Fall war. Viele wissen nicht, wie sie weiter über die Runden kommen sollen. Für sie wird die Situation nicht leichter werden mit einem weiteren Abschluss unterhalb der Inflationsrate.
Quelle: GPA