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Pandemie öffnete Bildungsschere weiter

Seit vielen Jahren ist bekannt, dass in Österreich Bildung besonders stark vom sozialen Hintergrund der Eltern abhängt. Einer neuen Umfrage zu Folge sehen 78 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer bei sozioökonomisch schlechter gestellten Schülern auch schlechtere Chancen in der schulischen Entwicklung als vor der Pandemie. Jugendfront kampagnisiert gegen Lernstreß.

Österreich. In Österreich wird das Bildungsniveau häufig vererbt. Das ist bereits seit langem bekannt und spiegelt sich auch regelmäßig in der internationale Volksschul-Lesevergleichsstudie Pirls wider. Der aktuellen Pirls Studie zufolge hat sich der Abstand zwischen den Schülerinnen und Schülern aber nicht weiter vergrößert. Eine Studie der Uni Wien kommt zu einem anderen Ergebnis.

458 Lehrerinnen und Lehrer wurden für diese Studie befragt. 84 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer gaben dabei an, dass sich die Bildungsungleichheit in Österreich weiterverschärft hat. Die Studie wurde seit 2020 bereits zum vierten Mal durchgeführt. Thema der Befragung ist inklusive Bildung während Covid-19.

Situation an Schulen schwierig

Die letzte Erhebung im November 2022 kommt dabei zu einem alarmierenden Ergebnis. 78 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer gaben dabei an, dass sozioökonomisch benachteiligten Schülerinnen und Schülern eine schlechtere oder sogar deutlich schlechtere schulische Entwicklung als vor Beginn der Corona-Pandemie droht. Im Jahr 2021 waren es noch 61,8 Prozent Befragten, die zu so einem Schluss kamen. Sozioökonomisch benachteiligte Schülerinnen und Schüler sind Kinder, deren Eltern einen geringen Bildungsabschluss bzw. beruflichen Status und wenig materielle Ressourcen haben. 40 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer verorten auch bei Schülerinnen und Schülern ohne sozioökonomische Benachteiligung einen Leistungsabfall.

Jede bzw. jeder fünfte sieht sich der Studie zu Folge mit Schwierigkeiten, eine gemeinsame Wissensbasis herzustellen, konfrontiert. Gegenüber dem Vorjahr (48 Prozent) geben 12 Prozent an eher stark belastet zu sein. Gleichzeitig kommt jede bzw. jeder Zweite zu dem Schluss, dass zu wenige Schulsozialarbeiter bzw. – psychologen an der eigenen Schule vorhanden sind. Trotzdem geben noch 92 Prozent an, dass dass ihnen ihre Arbeit Spaß macht und sie sich gerne an ihrem Arbeitsplatz aufhalten.

Kampagne gegen Schulstreß

Die Jugendfront der Partei der Arbeit führt aktuelle eine Kampagne gegen Lernstreß an Schulen durch. Auch vor Corona hat der Leistungsdruck an den Schulen massiv zugenommen. Das zeigt sich nicht erst in dieser Lehrerbefragung der Uni Wien. Bereits 2015 wurde eine Studie veröffentlicht, dass sich jede bzw. jeder vierte Schülerin bzw. Schüler über 13 Jahren ein Mittel zur Leistungssteigerung wünscht. Von Leistungsdruck und damit verbundenen Lernstreß sind nicht nur schlechte Schülerinnen und Schüler betroffen. Insbesondere sehr gute Schülerinnen und Schüler sind einem sehr hohen Druck ausgesetzt.

Ein solches Leistungssteigerndes Mittel ist Ritalin. Ritalin ist ein Medikament für Kinder mit ADHS und befördert die Konzentration. Zum Missbrauch von Ritalin an Schulen gibt es keine offiziellen Zahlen in Österreich. Im Zeitraum von 2002 bis ins Jahr 2014 ist die Abgabe von Ritalin in Österreichs Apotheken von vier Kilogramm auf 49,7 Kilogramm gestiegen.

Schwerpunkt der Kampagne der Jugendfront der Partei der Arbeit ist das Angebot von Lerntreffen in mehreren Städten. Schülerinnen und Schüler können dort bis zum Notenschluss vorbeikommen und in Ruhe lernen und sich gegenseitig unterstützen. Insbesondere für sozioökonomisch Benachteiligte Kinder ein wichtiges Angebot. Im Rahmen der Kampagne wird aber auch auf die schädlichen Folgen von Leistungssteigernden Drogen wie Ritalin hingewiesen. Da regelmäßiger Sport ein wichtiger Faktor für die Erholung ist, bilden Fußballturniere den Abschluss der Kampagne.

Lerntreffen in Innsbruck:
07.06. 15 Uhr bis 16:30 Uhr
14.06. 16:30 Uhr bis 18 Uhr
21.06. 15 Uhr bis 16:30 Uhr
27.06. 16:30 Uhr bis 18 Uhr

Lerntreffen in Linz:
Jeden Mittwoch im Juni

Lerntreffen Wien
05.06. 16 Uhr bis 19 Uhr
06.06. 16 Uhr bis 19 Uhr

Quelle: Der Standard/WZ/Heute

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