Ob sie sich bei den Lohnrunden im Herbst wohl noch daran erinnern können? Die großen Unternehmen des Landes melden Milliardengewinne – und fordern geringere Steuern, dafür noch mehr Schikanen gegen Arbeitslose.
Wien. Ob Finanzbranche, Industrie oder die teilstaatliche OMV: Die in den letzten Tagen veröffentlichten Halbjahreszahlen wichtiger heimischer Konzerne zeigen überdeutlich, wer gut durch die Krise gebracht wurde. Auch die Konjunkturschätzung der Statistik Austria geht von einem satten Umsatzplus in Industrie (+32,2 %) und Bau (+18,2 %) im Juni aus.
Doch nicht nur im Vergleich zum Krisenjahr 2020 können Großbetriebe zulegen. Der oberösterreichische Kranhersteller Palfinger schrieb im ersten Halbjahr bereits ein größeres operatives Ergebnis (92 Mio. €) als im bisherigen Rekordjahr 2019.
Der Maschinen- und Anlagenbauer Andritz konnte die Rentabilität – sprich den Profitanteil am Umsatz – deutlich steigern. Allein im ersten Halbjahr wurde ein Konzernergebnis von 137 Mio. € verzeichnet. Auffällig ist, dass in vielen Industriebetrieben die Gewinne deutlich stärker gestiegen sind als die Umsätze, die teils noch nicht das Niveau von 2019 erreicht haben.
Auch im Bankensektor können sich die Eigentümer über fette Profite freuen. Die Raiffeisen Bank International meldet einen Gewinnsprung zum Vorjahr von 66 % (allein im 1. Halbjahr 2021 waren das 612 Mio. € Profit) – während Geschäftsstellen geschlossen und fast fünfhundert Beschäftigte „abgebaut“ wurden.
Der nun scheidende OMV-Boss und Bezugskaiser Rainer Seele verkündete für Jänner bis Juni ein operatives Rekordergebnis von knapp 1,3 Milliarden Euro. Auch die Post, die schon im Vorjahr gute Zahlen schreiben konnte, rechnet mit einer Steigerung des Konzernergebnisses um 20 %.
WKÖ hetzt gegen Arbeitslose
Trotz der eindeutigen Zahlen pocht die Wirtschaftskammer vor allem auf eine Senkung der Körperschaftssteuer – und wird dabei in der Regierung wohl auf mehr als ein offenes Ohr stoßen. Und auf der anderen Seite fährt die Interessensvertretung der Unternehmer bereits seit Monaten eine unsägliche Kampagne gegen Arbeitslose, fordert strengere Zumutbarkeitsbestimmungen und eine Kürzung des im internationalen Vergleich äußerst knapp bemessenen Arbeitslosengeldes. Wohl wissend, dass dies lediglich das Armutsproblem verschärfen wird.
Dabei zeigen die Rekordprofite ebenso wie die steigenden Vermögen der Superreichen des Landes klar, wer zur Finanzierung der Krisenkosten zur Kassa zu beten ist – doch Kurz und sein grünes Beiwagerl gerieren sich konsequent als Schutzpatron der gefüllten Geldsäcke.
Quellen: Industriemagazin, Die Presse, Kurier, RBI