Die „Sozialpartner“ WKO und ÖGB-Vida unterschrieben in der Nacht zum Donnerstag einen Kollektivvertrag für die Laudamotion-Beschäftigten, der angeblich den Standort in Wien und somit mehrere hundert Arbeitsplätze sichern soll. Ob der Konzern diesen annimmt und welche Abstriche hier gemacht werden müssen und gemacht wurden wird sich noch zeigen. Bis zum Wochenende lässt die Geschäftsführung die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abstimmen.
Wien. Die unendliche Geschichte um den neuen Kollektivvertrag bei Laudamotion gibt einen Vorgeschmack auf die in der Krise tendenziell zunehmenden Angriffe des Kapitals auf die Arbeiterklasse und ihre Rechte. Mit der Drohung der Standortschließung, der Setzung von Ultimaten, einer Suche nach neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor dem Ablauf des Ultimatums für einen Kollektivvertrag mit Gehältern unterhalb der Armutsgrenze, hat die Geschichte noch kein Ende gefunden. Die Geschäftsleitung von Ryanair, zu der Laudamotion als Tochterfirma gehört, scheint einen Teil der Beschäftigten, vor allem die am besten verdienenden Piloten zu Protesten gegen die Gewerkschaft angestiftet zu haben, indem subtil die Abhängigkeit zukünftiger Stellen damit in Verbindung gebracht wurde. Gleichzeitig kündigte die Konzernleitung an, dass eine Bedingung dafür, den Standort in Wien zu erhalten sei, dass die bereits ausgesprochenen Kündigungen gegenüber den gewählten Betriebsräten wirksam werden sollen. Die Geschäftsleitung hatte den Betriebsrat nie anerkannt, er saß auch nicht mit am Tisch, trotzdem verhandelte die Gewerkschaft weiter.
Einigung der „Sozialpartner“ auf Kosten von Beschäftigungsstandards?
Nun wurde eine Einigung der „Sozialpartner“ verkündet, die Gehälter im Kollektivvertrag wurden angepasst, sodass nicht nur die Wirtschaftskammer sondern nun auch die zuständige Gewerkschaft den Kollektivvertrag unterzeichnete. Dieser beträgt jetzt 1.440 € brutto, 14 mal jährlich für Flugbegeleiterinnen und ‑begleiter. Auch für die Kopilotinnen und –piloten fiel das neue Angebot besser aus, als das ursprüngliche. Der Lohn mag knapp oberhalb der Armutsschwelle liegen, aber ein Auskommen geschweige denn eine gutes Leben ist hiermit kaum möglich. Je nach Familienstrukturen befindet man sich nach wie vor im Bereich derer, die armutsgefährdet sind. Gleichzeitig liegt der Lohn unterhalb einer im Vorjahr abgeschlossenen Rahmenvereinbarung von Wirtschaftskammer und dem Österreichischen Gewerkschaftsbund, nach dem 2020 keine Kollektivverträge unter 1500 Euro mehr abgeschlossen werden sollten. Ob der Konzern dem durch die Sozialpartner unterzeichneten Kollektivvertrag, der den Boden für einen Niedriglohnsektor in der Flugbranche schafft, nun zustimmt oder weitere Bedingungen aufstellt, ist abzuwarten. Die für heute angesetzte Pressekonferenz wurde jedenfalls ohne Angabe von Gründen durch Ryanair abgesagt und pro forma lässt die Geschäftsleitung die Belegschaft bis zum Wochenende über die Einigung zwischen WKO und ÖGB abstimmen.
Die Illusion der Parnerschaft
Der offen erpresserische Stil von Laudamotion zur Durchsetzung der Profitinteressen gibt, wie einleitend festgestellt, möglicherweise eine Blaupause dafür ab, wie die Konzerne Krisenkosten auf die Lohnabhängigen abwälzen werden. Die jahrelange Arbeit am grünen Tisch der „Sozialpartnerschaft“ hat offenbar dazu geführt, dass nicht nur die Gewerkschaftsfunktionärinnen und –funktionäre daran glauben, dass es keinen Konflikt zwischen den Interessen des Kapitals und der Arbeit gibt, sondern auch die Arbeiterklasse immer kampfunfähiger gemacht wurde. Das Ergebnis hiervon wird nun langsam sichtbar. Deswegen ruft die Partei der Arbeit die Arbeitenden auf, sich eigenständig zu organisieren und nicht nur gegen das Kapital, sondern auch gegen die kapitalhörige Gewerkschaftsführung zu kämpfen, als eine kämpferische Arbeiterfront.