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Leiharbeitslöhne bleiben hinter Inflation zurück

Der KV-Abschluss in der Leiharbeitsbranche erbringt für 2021 eine Erhöhung um 1,45 Prozent – im Bereich der vorjährigen, aber deutlich unter der erwarteten Teuerung für heuriges Jahr.

Wien. Das ohnedies fragwürdige Lohnniveau im Bereich der Arbeitskräfteüberlassung führt 2021 abermals zu einem realen Lohnverlust für die Beschäftigten. Wie die Produktionsgewerkschaft PRO-GE bekanntgab, konnte sie als angeblichen Verhandlungserfolg einen Anstieg des Kollektivvertragslohns um 1,45 Prozent für Leiharbeiterinnen und Leiharbeiter von der „Arbeitgeber“-Seite erreichen. Dies gilt rückwirkend seit dem 1. Jänner laufenden Jahres. Damit werden die betroffenen Kolleginnen und Kollegen gegenüber dem Vorjahr stagnieren, heuer aber in Wirklichkeit mit einer Reduzierung ihrer finanziellen Mittel auskommen müssen, nämlich gemessen an der Teuerung: WIFO, IHS, IWF und EU-Kommission sind sich einig, dass für 2021 in Österreich eine Inflationsrate von 1,7 bis 2,0 Prozent zu erwarten ist. Dass uns SPÖ-nahe Arbeitnehmer-„Vertreter“ KV-Abschlüsse unterhalb der Inflation als große Errungenschaften ihres Verhandlungsgeschicks verkaufen wollen, ist nichts Neues, sondern eben Ergebnis des „sozialpartnerschaftlichen“ Grundverständnisses. Klassenkampf ist für die Sozialdemokratie auch im ökonomischen Bereich ein Fremdwort, und deshalb gibt es in Wirklichkeit gar keine tatsächlichen Erhöhungen, sondern bestenfalls Stagnation.

An einer weiteren Front der Leiharbeitsbranche wurden die Verhandlungen überdies lediglich vertagt. Die WKO-Vertreter verlangen, dass überlassene Arbeitskräfte generell als Saisonarbeiter eingestuft werden. Damit würde die Bestimmung umgangen, dass deren Kündigungsfristen gemeinsam mit denen der sonstigen Arbeiter auf jenes der Angestellten angehoben werden – dies ist für 1. Juli dieses Jahres geplant. Wird Leiharbeit jedoch als typische Saisonarbeit klassifiziert, so bleibt eine Kündigungsfrist von lediglich zwei Wochen. Diese Forderung ist freilich lächerlich: Über 80 Prozent der rund 70.000 überlassenen Arbeitskräfte in Österreich sind ganz eindeutig keineswegs in Branchen beschäftigt, die hierfür in Frage kämen. Doch die Unternehmer wissen eben, dass die Leiharbeit schon bislang ein gutes Geschäft für massive Profitmacherei und Ausbeutung ist – und das will man sich nicht durch Verbesserungen auf allgemeines Niveau kaputtmachen lassen. Aus ihrer Sicht gilt: Wenn ein Leiharbeiter nicht mehr billiger und rechtloser ist als ein normaler Angestellter – wo wäre da der Sinn? Es bleibt zu hoffen, dass sich die sozialdemokratische Gewerkschaftsführung hier schlussendlich nicht doch noch bereitwillig über den Tisch ziehen lässt.

Quelle: ORF

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