Im steirischen Bankensektor schließt der Raiffeisen-Konzern eine Marktbereinigung ab, die dem finanzkapitalistischen Konzentrationsprozess dient. Verloren geht dabei früheres Landeseigentum – und bald wohl auch Infrastruktur und Arbeitsplätze.
Graz. Wie die steirische Raiffeisen-Landesbank am 1. Jänner mitteilte, verschwindet die von ihr übernommene Landes-Hypothekenbank Steiermark nun zur Gänze. Die im Juli 1930 vom Landtag zu Graz geschaffene Hypo Steiermark ist damit endgültig am Ende ihrer 90-jährigen Geschichte. 1995 war die Hypo in eine Aktiengesellschaft umgewandelt worden, dann folgte die schrittweise Privatisierung: Das Land Steiermark reduzierte seinen Anteil zunächst auf 51 Prozent (1998), bald darauf auf nur noch 25 Prozent (2002). Im März 2019 wurden die letzten öffentlichen Beteiligungen verkauft, seither steht die steirische Hypo zu 100 Prozent im Eigentum des Raiffeisen-Konzerns. Wie bereits im April 2020 angekündigt, planen die gefräßigen Giebelkreuzler eine vollständige „Fusion“ – in Wirklichkeit wird die Hypo freilich einfach gänzlich geschluckt: Die verbliebenen Hypo-Filialen, u.a. in Fürstenfeld, Judenburg und Schladming, werden an die Raiffeisen-Institute vor Ort übergeben.
Dieser Schritt markiert den Abschluss einer Markbereinigung im steirischen Bankensektor. Die Hypo-Landesbank mit einer Bilanzsumme von 3,444 Milliarden Euro und 2,605 Milliarden Kundenkrediten (beides 2018) wird rückstandslos dem Raiffeisen-Imperium einverleibt. Derartiges geschieht im monopolistischen Finanzkapitalismus, um Konkurrenten auszuschalten und dessen Marktanteile zu übernehmen. Dies ist für die Raiffeisen-Landesbank in der Steiermark von besonderem Interesse, denn der regionale Hauptkonkurrent Erste Bank und Steiermärkische Sparkasse ist ebenfalls hartnäckig. Daher ist es im Zuge dieser Übernahme absehbar, dass Raiffeisen im Sinne des erfolgreichen Konkurrenzkampfes weitere logische Schritte setzen muss: Die 15 Geschäftsstellen der (ehemaligen) Landes-Hypo werden letztlich kaum Bestand haben, ebenso sind die 242 Arbeitsplätze natürlich höchst gefährdet, denn um die Verwendung dieser geht es Raiffeisen gar nicht. Die maximale profitorientierte Verwertung eines ausgeschalteten Konkurrenten impliziert dessen Filetierung und Stilllegung, während die Marktanteile auf die eigene Habenseite kommen. Die Leidtragenden sind die Angestellten und die Kundschaft, aber in diesem Fall auch die öffentliche Hand, die ohne Not ein Steuerungsmittel an das private Kapital verscherbelt hat. Das sind der Inhalt und das Ergebnis finanzkapitalistischer Konzentration und Zentralisierung sowie der Privatisierung von Landeseigentum.
Quelle: Der Standard