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Teuerungen in der Gastronomie

Im Wirtshaus wurden Schnitzel, Bier und Melange im Juli signifikant teurer. Doch die Preiserhöhungen werden die österreichische Gastronomie nicht vor der Wirtschaftskrise retten.

Wien. Aus Berechnungen der Statistik Austria geht hervor, dass es im Juli dieses Jahres erhebliche Preiserhöhungen in der Gastronomie gab. Während die Inflation für diesen Monat insgesamt bei 1,7 Prozent lag, gab es bei Speis und Trank in Wirtshäusern, Restaurants, Cafés und Bars eine Teuerung um gleich 3,7 Prozent. Das ist umso bemerkenswerter, wie der AK-Konsumentenschutz festhält, als die Regierung den Wirten die Mehrwertsteuer bis Jahresende reduziert hat. Ein Krügerl Bier, das in den letzten zehn Jahren ohnedies massiv teurer geworden ist, kostet bei einem Wiener Wirten inzwischen leicht einmal vier Euro (je nach Zielgruppenorientierung darunter oder darüber) – hierin wären 20% Mehrwertsteuer enthalten, also 80 Cent. Mit der Senkung auf fünf Prozent sind es nur noch 20 Cent. Dies wurde freilich nicht an die Gäste, d.h. die Konsumenten weitergegeben, denn die MwSt-Reduzierung soll ja den Wirten helfen, die Corona-Ausfälle zu kompensieren (ebenso wie Kurzarbeit und direkte Hilfsgelder). Das mag ja auch angehen. Dass aber gleichzeitig die Preise erhöht werden, ist weniger nachvollziehbar – und wird auch nichts nützen.

Wer bezahlt die kapitalistische Krise?

Natürlich ist es nachvollziehbar, dass viele Gastronomen um ihre Existenz fürchten – zweifellos wird es auch in den kommenden Monaten wiederum eine relevante Anzahl an Insolvenzen und Konkursen geben. Allerdings hat dies nur bedingt mit der CoViD-19-Epidemie zu tun, sondern vielmehr mit der begonnenen Wirtschaftskrise, die durch Corona zwar verschärft und beschleunigt wurde, aber in Wirklichkeit als Gesetzmäßigkeit des Kapitalismus unausweichlich war. Es ist im Kapitalismus auch nichts Ungewöhnliches, dass die Arbeiterkasse als „Arbeitnehmer“, Arbeitslose, Steuerzahler und Konsumenten die finanzielle Hauptlast der Krise aufgebürdet bekommen, doch Unternehmen lassen sich dadurch nur bedingt retten: Wenn die arbeitenden Menschen weniger oder kein Geld mehr haben, werden sie auch kaum bereit sein, im Wirtshaus mehr zu bezahlen, da sie es sich schlichtweg nicht mehr leisten können: Es wird erst recht Umsatzeinbußen und Pleiten geben – noch ein Indiz für das Nicht-Funktionieren der kapitalistischen Wirtschaft. Mario Pulker, Gastronomie-Obmann in der Wirtschaftskammer, verteidigt jedoch die Preiserhöhungen um gleich 3,7% in einem Monat. Die jüngsten Teuerungen seien alternativlos, schließlich müssten Investitionen und Löhne bezahlt werden, argumentiert der Gastronom, Hotelier und ÖVP-Gemeinderat aus der Wachau. Die Preise einfach einzufrieren, meint Pulker abschließend, spiele es nur im Kommunismus. Damit hat der gute Mann dann allerdings sogar einmal recht – noch ein Argument gegen den Kapitalismus und für die sozialistische Revolution. Was heißt also, es gäbe keine Alternative?

Quelle: Der Standard

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