HomeKlassenkampfÜber 330.000 Menschen von Erwerbsarmut betroffen

Über 330.000 Menschen von Erwerbsarmut betroffen

Nicht erst seit der gegenwärtigen Rekordinflation steigt die Zahl der „Working Poor“ – also von Menschen, die trotz Erwerbstätigkeit nicht genug Geld zum Leben haben.

Wien. Immer mehr Menschen in Österreich sind von Armut betroffen, obwohl sie erwerbstätig sind. Eine aktuelle EU-Studie zu Einkommens- und Lebensverhältnissen (EU-SILC) kommt für das Jahr 2022 auf eine Zahl von 331.000 Österreicherinnen und Österreichern, die als „Working Poor“ gelten. Dies sind um elf Prozent mehr als 2021 und um 15 Prozent mehr als 2020. Angesichts der grassierenden Inflation und den dahinter zurückbleibenden Lohnabschlüssen kann man für 2023 mit einem weiteren, sogar überaus deutlichen Anstieg rechnen.

Die Armutsgefährdungsschwelle liegt bei weniger als 60 Prozent des Medianeinkommens. Wer also unter 1.392 Euro pro Monat zur Verfügung hat, fällt in diese Kategorie. Bemerkenswert ist nun, dass ein Viertel der Betroffen durchaus einer Erwerbsarbeit nachgeht. Dass also bereits eine Drittelmillion Menschen bei steigender Tendenz von Erwerbsarmut betroffen sind, ist alarmierend. Besonders häufig unter den „Working Poor“ zu finden sind Frauen, Alleinerzieherinnen sowie Familien mit drei oder mehr Kindern, aber natürlich auch Haushalte mit Teilzeitarbeit.

Es liegt auf der Hand, woher dieses Problem kommt. Einerseits braucht es flächendeckende kostenlose Kinderbetreuungseinrichtungen, um erzwungener Teilzeitarbeit entgegenzuwirken. Allerdings ist dies nur eine Facette. Denn die Wahrheit ist, dass in vielen Branchen einfach zu niedrige Löhne und Gehälter bezahlt werden, sodass selbst bei Vollzeit das Geld nicht reicht. Der Niedriglohnsektor in Österreich umfasst u.a. das Gastgewerbe, den Handel, die Pflege sowie Reinigungsarbeiten. Überraschender Weise sind dies Bereiche, in denen ein „Arbeitskräftemangel“ beklagt wird – natürlich, denn wer will schon für Hungerlöhne arbeiten?

Die wahre Ursache liegt eben im System selbst: Unternehmen wollen maximalen Profit machen, was unweigerlich mit maximaler Ausbeutung und somit möglichst geringen Löhnen verbunden ist. Diese Tatsache entlarvt auch die Mär der Regierung und der kapitalistischen „Wirtschaftsforscher“, dass der Armut und Armutsgefährdung einfach durch eine weitere Anhebung der Erwerbsquote beizukommen sei. Es braucht vielmehr dringend eine signifikante Anhebung der Löhne, nicht erst, seit die Teuerung Rekordausmaße erreicht, und besonders in offenkundig unterbezahlten Branchen – dann gäbe es wohl auch geringere Schieflagen am „Arbeitsmarkt“.

Quelle: Der Standard

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