Wien. Am Dienstag starteten die Gehaltsverhandlungen für die Beschäftigten an den Universitäten. Parallel dazu kam es zu Protesten durch die Betroffenen. Neben einem inflationsdeckenden Gehaltsabschluss fordern die Angehörigen des Mittelbaus unter anderem mehr unbefristete Stellen an den Universitäten.
Der sogenannte Mittelbau mobilisierte unter dem Slogan „Uni ohne Ketten – Wissenschaft retten!“ etwa 700 Menschen, die vor der Zentrale Gewerkschaft Öffentlicher Dienst (GÖD) starteten und vor dem Hauptgebäude der Uni Wien endeten. Organisiert wurde das Ganze durch Unterbau Uni Wien, Netzwerk Unterbau Wissenschaft, IG Lektor*innen und Wissensarbeiter*innen sowie Unterbau TU Wien. Die Netzwerke setzen sich für bessere Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten an den Hochschulen ein, die zu 80 Prozent in befristeten Beschäftigungsverhältnissen, vielfach in Teilzeit bezahlt und mehr als Vollzeit arbeiten. Die aktuell immer stärker werdende Unterfinanzierung und das Budgetloch ebenso wie die Reform des Universitätsgesetzes, die im Herbst 2021 in Kraft getreten ist, spielt eine große Rolle in der aktuellen Mobilisierung und hat das Fass zum Überlaufen gebracht. Eine solche kollektive Interessenbekundung durch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Forschende ist sehr ungewöhnlich.
Auch das allgemeine Personal an den Universitäten leidet massiv unter dem Kostendruck und der nicht nachhaltigen Verhältnissen. Outsourcing, Stundenreduktion und auch teilweise Befristungen stehen auch hier an der Tagesordnung.
Zentrale Foderungen des Netzwerks Unterbau sind:
- Unbefristete Verträge für alle – §109 muss weg!
- Finanzierung ohne Wettbewerb!
- Personalentwicklung und Karriereplanung für alle!
Solidarität durch Professorinnen und Professoren der Uni Wien
Die Professorinnen und Professoren, also diejenigen mit festen Beschäftigungsverhältnissen, unterstützen den Protest und haben einen offenen Brief veröffentlicht. Dieser wurde bis Dienstagnachmittag von knapp 90 Professorinnen und Professoren aus verschiedenen Fächern unterzeichnet.
Hierin heißt es: „Wir, Professorinnen und Professoren der Universität Wien, unterstützen die aktuellen Bestrebungen nach einer Veränderung der Kettenvertragsregelungen an Universitäten.
Mit der Novellierung des Universitätsgesetzes (UG) im Herbst 2021 ist auch der neu formulierte §109 zur “Dauer von Arbeitsverträgen” in Kraft getreten. Der Paragraf begrenzt die Höchstbefristungsdauer wissenschaftlicher Mitarbeiter*innen an einer Universität nach dem Doktoratsstudium auf acht Jahre nach maximal zweimaliger Verlängerung. Die Regelung gilt für alle Wissenschaftler*innen ohne Festanstellung, unabhängig davon, ob ihre Stellen aus Globalbudget-Mitteln oder Drittmitteln finanziert werden. Lehraufträge werden ebenfalls mit in die Regelung einbezogen.
In der Praxis bedroht diese Novelle bereits ein Jahr nach Inkrafttreten die wissenschaftliche Exzellenz der Universität Wien.“
Es wird festgehalten, dass derzeit eine Atmosphäre der Angst und Verunsicherungen an der Universität herrsche, die dieser nicht würdig sei. „Die Betroffenen werden oft nur wenige Wochen im Voraus informiert, dass sie gehen müssen, neu eingeworbenen Projekte nicht (mehr) an der Universität ansiedeln können oder ihre Lehraufträge während des Doktoratsstudiums sich nun negativ auf ihre Anstellung auswirkt. So können Forschung und Nachwuchsförderung nicht zukunftsfähig und innovativ sein. Aus diesen Gründen unterstützen wir Professorinnen und Professoren der Universität Wien die aktuellen Bestrebungen nach einer Veränderung der Kettenvertragsregelungen an Universitäten.“
Quelle: kettenvertrag-refomieren.at/nuwiss