HomePanoramaCannabis hat noch niemanden getötet – oder doch?

Cannabis hat noch niemanden getötet – oder doch?

Auch in Innsbruck tauchen bei Untersuchungen immer häufiger synthetische Cannabinoide auf, die bei Konsum zu Ohnmachtsanfällen, Herzinfarkten, Herzrasen, Bluthochdruck, Krampfanfällen, Übelkeit mit Erbrechen, akuten Psychosen, Panikattacken, Paranoia sowie gewaltsamem Verhalten führen können.

Innsbruck. Mit zunehmender Häufigkeit tauchen in Innsbruck synthetische Cannabinoide auf. Ein Konsument wurde damit unlängst in Lebensgefahr gebracht.

Meistens bildet legaler CBD-Hanf die Basis für das gefährliche Cannabinoide enthaltende Suchtmittel. So gelangen synthetische Cannabinoide als vermeintlich normales „Gras“ auf den Schwarzmarkt. Gerhard Jäger von der Z6-Drogenarbeit sieht diese Entwicklung in einem sehr problematischen Licht, da der Konsum dieser synthetischen Cannabinoide „u.a. zu rascher Ohnmacht, Herzinfarkt, Herzrasen, Bluthochdruck, Krampfanfällen, Übelkeit mit Erbrechen, akuten Psychosen sowie gewaltsamem Verhalten führen“ kann, wie einem von der Z6-Drogenarbeit veröffentlichten Warnhinweis zu entnehmen ist. Europaweit sind es 24 Menschen, deren Tod mit der Substanz in Verbindung gebracht wird. Jäger erzählt von einem Fall in Tirol: Die Person „erlitt einen Atemstillstand und musste von der Rettung ins Krankenhaus gebracht werden“, während die Analyse ergab, dass er ein solches synthetisches Cannabinoid schuld an der Einlieferung war. Diese und ähnliche Symptomatiken sind auch den Suchtberaterinnen und ‑beratern der Suchthilfe Tirol bekannt: „Panikattacken, Paranoia und psychiatrische Vorfälle nehmen bei den Konsumenten seit Jahren zu“

Nach einer von der Z6-Drogenarbeit in Auftrag gegebenen Untersuchung wurden von der Innsbrucker Gerichtsmedizin weitere sechs Fälle von synthetischen Cannabinoiden in Tiroler Proben entdeckt, auch vier E‑Zigaretten-Aromen waren davon betroffen. Erschwerend komme laut Jäger hinzu, dass in Tirol Cannabis normalerweise nicht analysiert würde, vielmehr handle es sich dabei um Ausnahmen, die gemacht würden, „wenn ein konkreter Verdacht besteht, dass synthetische Cannabinoide enthalten sind.“ Anders sei die Situation in der Schweiz, wo man auch Cannabis-Produkte zur Untersuchung in Drogeneinrichtungen bringen könne. In der Schweiz sei auf Basis der dortigen Resultate das Problem der synthetischen Cannabinoide ein „Riesenthema“, denn „mehrmals wöchentlich werden dort Warnungen vor Substanzen veröffentlicht, die synthetische Cannabinoide enthalten“, so Jäger. Er schlägt deshalb vor, dass in Zukunft nicht nur harte Drogen, sondern auch Cannabis-Produkte von der Z6-Drogenarbeit mithilfe ihres Drug-Checking-Programms untersucht werden könnten: „Das hängt aber vom Land Tirol ab, das die Analysen, die von der Gerichtsmedizin durchgeführt werden, finanziert.“

Ursache: Gewinnmaximierung

Wie sollte es auch anders sein – auch bei synthetischen Suchtmitteln geht es darum, so viel Profit aus dem Leiden der Menschen herauszupressen, wie eben möglich. Jäger betont, dass Gewinnmaximierung die Ursache für den Trend sei. Die Basis für dieses „Fake-Gras“ bildet CBD-Hanf, das es mittlerweile auch in Österreich legal zu kaufen gibt. CBD-Hanf wird wiederum zu einem großen Teil in der Schweiz angebaut „und ist im Großhandel schon für einen Euro pro Gramm erhältlich.“ Synthetische Cannabinoide werden dann beigemischt, damit dieses billige und legale Suchtmittel eben doch berauschend wirke. In der Herstellung besonders günstig, liegt der Verkaufswert aber zwischen zehn bis zwölf Euro pro Gramm und entspricht dem von herkömmlichem Gras.

Es zeigt sich auch hier, dass methodisch daran gearbeitet wird, den Gebrauch von Cannabis und seiner Derivate in den Alltag der Menschen zu integrieren, ohne Rücksicht darauf, welche gesundheitlichen Schäden allein Marihuana und CBD (von dem inzwischen etwa Leberschäden und Magen-Darm-Beschwerden bekannt sind) anrichten, geschweige denn die Mischung mit synthetischen Stoffen, die zwar zu einem berauschenderen Effekt beitragen können, jedoch unsichtbare und nicht einschätzbare Gefahren mitbringt. Deshalb müssen die tatsächlichen Zielsetzungen von Regierungen und Unternehmensgruppen, welche die Cannabis-Derivate als einen profitablen Markt ansehen, aufgezeigt und ins Zentrum des Kampfes der Jugend, der Studierenden und der Arbeiterinnen und Arbeiter gestellt werden.

Eine systematische Offenlegung der Gefahren und der tatsächlichen Bestrebungen dieser Mechanismen müssen forciert und ihr Konsum durch Aufklärung in der Bevölkerung vermindert werden.

Quelle: Tiroler Tageszeitung/Rizospastis

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