Der 1889 geschaffene Konvent der Karmelitinnen von Mayerling befindet sich in einer finanziellen Notlage – mit weitreichenden Folgen. Der Kaiser wäre not amused.
Alland. Uns bleibt auch nichts erspart: Die „Unbeschuhten Schwestern des Ordens der Allerseligsten Jungfrau vom Berge Karmel“, die im Schloss Mayerling ein kleines Kloster betreiben, stehen vor dem Ruin. Die zehn katholischen Nonnen bestreiten ihren Unterhalt selbstständig, nämlich durch Einnahmen aus dem Ticketverkauf für das Besucherzentrum. Diese Touristen sind nicht unbedingt Gläubige, sondern interessieren sich für die recht weltlichen historischen Vorgänge im Wienerwald-Schloss Ende Jänner 1889: Damals ermordete der österreichische Kronprinz Rudolf von Habsburg seine Geliebte Mary Vetsera und tötete anschließend sich selbst. Kaiser Franz Joseph ließ binnen Jahresfrist im und um das Schloss eine geistliche Gedenkstätte für seinen Sohn errichten, die im Dezember 1889 den Karmelitinnen übergeben wurde – mit einem klaren Auftrag: Sie sollten gemäß kaiserlichem Wunsch das Andenken an Rudolf erhalten. Obwohl die Monarchie und kaiserliche Aufträge nun schon seit über 100 Jahren Geschichte sind, entsprachen die Unbeschuhten Schwestern dem Ansinnen bis heute – gleichzeitig dienten Einnahmen rund um die Gedenkstätte ihrem Lebensunterhalt, da sie als Bettelorden keine andere wirtschaftliche Tätigkeit ausüben.
Nun, 2020 A.D., ist es jedoch so, dass Corona-Pandemie, Lockdown und Krise das Geschäft rund um Mayerling lahmlegen: Es kommen keine zahlenden Besucher mehr und die Nonnen fallen um ihr einziges Einkommen um, womit ihnen das Geld nicht nur für die Instandhaltung der Anlage, sondern sogar für notwendige Lebensmittel fehlt – sie sind, laut eigener Aussage, an der Armutsgrenze angekommen. Nun könnte man freilich sagen: Soll sein, damit finden diese Angehörigen der 1452 geschaffenen Karmelitinnen immerhin wieder zu ihren eigentlichen Wurzeln als Bettelorden zurück. Das impliziert zwar erhebliche Entbehrungen und Prüfungen, brächte sie aber gewiss noch näher zu Gott (oder wenigstens zum armen Teil der Bevölkerung). Im Zweifelsfall kann man sich ja an die Caritas wenden – die nimmt ihren karitativen Auftrag ernst und lässt niemanden hilflos frieren oder hungern. Im Gegensatz zur „christlich-sozialen“ Bundesregierung – von der haben wohl sogar katholische Nonnen nichts zu erwarten. Vielleicht können der Nationalratspräsident und die Kultusministerin wenigstens für die Unbeschuhten Schwestern beten.
Quelle: ORF