Wien. Wer ein krankes Kind im Spital versorgen muss, sollte sich auf hohe Kosten gefasst machen. Während die stationäre Behandlung durch die Krankenversicherung gedeckt ist, müssen Eltern oder andere Bezugspersonen für ihre Begleitung oft tief in die Tasche greifen – und das besonders in Wien, wie ein aktueller Vergleich des Vereins Kinder in Betreuung (KiB) zeigt. In der Bundeshauptstadt steigen die Gebühren mit zunehmendem Alter des Kindes auf fast 100 Euro pro Tag.
Laut KiB ist Oberösterreich sozialer unterwegs, in Niederösterreich wurde sogar eine Deckelung eingeführt und bei Kindern mit chronischen Erkrankungen oder Behinderungen die Begleitgebühr gestrichen. Auch in anderen Bundesländern bleiben die Tarife seit Jahren stabil oder steigen nur moderat. Wien hingegen hat seine ohnehin hohen Gebühren noch einmal um 20 Prozent angehoben. Für Drei- bis Sechsjährige werden inzwischen 45,10 Euro täglich verlangt, ab 14 Jahren sind es 96,69 Euro. Ein zweiwöchiger Aufenthalt kann demnach bis zu 1.400 Euro kosten – eine Rechnung, die Familien bereits zu Beginn eines Spitalsaufenthalts begleichen müssen.
Einige Länder – etwa Niederösterreich – haben ihre Regelungen entschärft, indem sie die Begleitkosten begrenzen, Kinder unter drei Jahren generell freistellen und bei chronischen Erkrankungen oder Behinderungen die Gebühr gänzlich streichen. In Wien hingegen gilt zwar auch eine Befreiung für Kinder bis zum dritten Lebensjahr, doch danach wird es rasch horrend. Bei längeren, über den Jahreswechsel hinausgehenden Aufenthalten können sich die Kosten gar verdoppeln, weil die 14-Tage-Frist jedes Kalenderjahr neu zu laufen beginnt.
Der Verein Kinder in Betreuung verweist auf die „European Association for Children in Hospital (EACH)“. Diese Institution hatte eine Charta ins Leben gerufen, der zufolge jedes Kind im Spital Anspruch darauf hat, von seinen Eltern kostenlos begleitet zu werden. Obwohl das österreichische Gesundheitsministerium diese Charta offiziell anerkennt, ist sie in Wien faktisch kaum etwas wert. Sobald man sein Kind jenseits des dritten Lebensjahres begleitet, droht eine finanzielle Einbuße, die sich viele in der Praxis nicht leisten können.
Die Wiener Regierungsparteien SPÖ und NEOS, die hier direkt handeln könnten, hätten auf Anfragen bisher nicht reagiert, kritisiert KiB. Dabei seien Eltern, die ihrem Kind beistehen, nicht nur emotional unverzichtbar, sondern entlasteten das Pflegepersonal und trügen zu einer schnelleren Genesung bei. Eine Familie in wirtschaftlichen Nöten zu bringen, könne nicht im Interesse des Spitalsbetriebs sein.
Die Realität ist vielmehr, dass die Stadt Wien die Begleitgebühren offenbar stark verteidigt. Für viele Betroffene bleibt es deshalb bei der Wahl: entweder das Kind alleinlassen oder viel Geld aufbringen. Es ist eine Entscheidung, die vor allem jene hart trifft, die ohnehin schon von allen Seiten mit Ausgaben kämpften – und das, weil ihr Kind krank ist. Angesichts solcher Fakten wirkt es zynisch, wenn man vonseiten der Politik lediglich die ökonomische Notwendigkeit erwähnt.
Familien brauchen Entlastung, keine zusätzlichen Hürden im Krankenhaus. Dass das Land sich stur gibt, zeigt einmal mehr die Prioritäten in der Gesundheits- und Sozialpolitik. Wer ein schwerkrankes Kind betreut, sollte nicht noch um seine Existenz bangen müssen, weil die Stadt ihre Gebühren brutal in die Höhe treibt.
Quelle: ORF