Ab dem 1. April müssen Patientinnen und Patienten in Niederösterreich die Muttermalkontrolle privat bezahlen, was auf Kritik stößt, da die Untersuchung frühzeitig Hautkrebs erkennen kann. Die ÖGK kündigte an, gegen diese Entscheidung vorzugehen und die Landesschiedskommission anzurufen.
St. Pölten. Laut dem Kurier wird die Muttermalkontrolle in Niederösterreich ab dem 1. April nur noch privat bezahlt. Die niederösterreichische Ärztekammer hat entschieden, dass Hautärzte diese Untersuchung künftig ausschließlich als Privatleistung anbieten. Dies stößt auf Kritik seitens des Patientenanwalts.
Über Jahre hinweg wurde die regelmäßige Kontrolle von Muttermalen als wichtige Maßnahme zur frühzeitigen Erkennung und Behandlung krankhafter Hautveränderungen beworben und bislang von der Krankenkasse übernommen. In der Steiermark, Tirol und Vorarlberg muss diese Untersuchung bereits seit einiger Zeit privat bezahlt werden – nun folgt auch Niederösterreich diesem Modell.
Vorsorge künftig beim Hausarzt
Die Ärztekammer rät Dermatologinnen und Dermatologen, die Hautkrebsvorsorge nicht mehr über die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) abzurechnen. Begründet wird dies zum einen mit einem Mangel an Hautärzten, wodurch die Ordinationen überlastet seien, und zum anderen damit, dass diese Leistung in den Kassenverträgen eigentlich nicht vorgesehen sei.
Laut Dagmar Fedra-Machacek, Stellvertreterin des Kurienobmanns in der niederösterreichischen Ärztekammer, soll die Vorsorgeuntersuchung künftig beim Hausarzt oder bei einer Internistin erfolgen. In der ZIB2 am Donnerstag erklärte sie, dass Patientinnen und Patienten bei Auffälligkeiten oder einem erhöhten Hautkrebsrisiko an eine dermatologische Facharztpraxis überwiesen werden. In diesem Fall werde die Muttermalkontrolle weiterhin von der Krankenkasse übernommen.
Muttermalkontrolle: Unkomplizierte Untersuchung mit hoher Bedeutung
Der niederösterreichische Patientenanwalt Michael Prunbauer kritisiert die Entscheidung und hält sie für unverständlich. „Für die öffentliche Gesundheitsversorgung ist das kein Ruhmesblatt“, betont er. Die Muttermalkontrolle sei eine unkomplizierte Untersuchung mit geringem Aufwand, aber hoher Bedeutung. Früh erkannter Hautkrebs habe ausgezeichnete Heilungschancen.
Krebsforscher Christian Posch von den Kliniken Hietzing und Ottakring sieht eine jährliche Muttermalkontrolle für alle hingegen als „wissenschaftlich nicht sinnvoll“ an. In der ZIB2 erklärte er, dass pauschale Empfehlungen wenig effektiv seien. Stattdessen müsse man gezielt Risikogruppen identifizieren, für die eine regelmäßige Untersuchung sinnvoll sei.
Beispielsweise gelten Menschen mit familiärer Vorbelastung durch Hautkrebs oder Personen, die häufig der Sonne ausgesetzt sind, als Risikogruppen. Christian Posch appelliert jedoch auch an die Eigenverantwortung der Menschen. Wer Veränderungen an einem Muttermal bemerkt, sollte dies von einer Ärztin oder einem Arzt untersuchen lassen, wobei die Untersuchung weiterhin von der ÖGK übernommen wird.
ÖGK: Appell an die Landesschiedskommission
Laut Informationen der ZIB2 konnten Ärztinnen und Ärzte bislang 40 Euro für eine solche Vorsorgeuntersuchung mit der Krankenkasse abrechnen. Künftig muss die Untersuchung privat bezahlt werden, und die Kosten sollen zwischen 60 und 90 Euro liegen. Andreas Krauter, Leiter des Fachbereichs Medizinischer Dienst bei der ÖGK, bedauert die Verunsicherung der Bevölkerung und bezeichnet die Änderung als einseitig. Man sei jedoch in Gesprächen, „um diese Situation aufzulösen“.
Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) will nicht akzeptieren, dass Patientinnen und Patienten künftig für die Untersuchung selbst bezahlen müssen. In einer Stellungnahme gegenüber der APA am Freitag kündigte sie an, die Landesschiedskommission anzurufen.
Quelle: ORF