In den vergangenen Tagen ereigneten sich mehrere schwere Arbeitsunfälle in Österreich: Im Brenner-Basistunnel wurde ein Arbeiter von einem herabfallenden Stein getroffen, ein anderer zwischen Bauteilen eingeklemmt. Zudem gab es Unfälle mit einem Muldenkipper in Kühtai, einem Lkw in Feldkirchen, einer Förderanlage in Halbenrain und einer Mittelspannungsleitung im Burgenland, bei denen mehrere Arbeiter teils lebensgefährlich verletzt wurden.
Wien. Österreichweit kam es in den vergangenen Tagen zu sechs schweren Arbeitsunfällen, vier davon allein am Donnerstag. Im Brenner-Basistunnel wurde ein Arbeiter von einem herabfallenden Stein getroffen, ein anderer zwischen Bauteilen eingeklemmt. In Kühtai stürzte ein Muldenkipper über eine Staumauer, wobei der Fahrer herausgeschleudert wurde. In Feldkirchen klemmte ein Lkw-Fahrer sich zwischen seinem Fahrzeug und einem Betonelement ein, während in Halbenrain ein Arbeiter mit seiner Kleidung in eine Förderanlage geriet und tödlich verletzt wurde. Zudem stürzte ein Techniker im Burgenland von einem Strommast, nachdem er mit einer Mittelspannungsleitung in Kontakt gekommen war. Rettungskräfte waren in allen Fällen rasch im Einsatz, doch in Halbenrain kam jede Hilfe zu spät.
Techniker stürzte von Strommast
Am Donnerstagmorgen wurde ein Techniker der Netz Burgenland bei einem Arbeitsunfall im Bezirk Oberwart schwer verletzt. Er geriet in eine Mittelspannungsleitung und stürzte von einem Strommast in die Tiefe.
Der Unfall ereignete sich gegen 8.15 Uhr im Gemeindegebiet von Deutsch Schützen-Eisenberg. Der Techniker führte routinemäßige Arbeiten im Stromnetz durch, als er aus ungeklärter Ursache mit der 20-kV-Leitung in Kontakt kam und abstürzte. Ein Kollege alarmierte umgehend die Rettung. Der Schwerverletzte wurde mit dem Notarzthubschrauber in den Schockraum des LKH Graz geflogen. Der genaue Unfallhergang ist noch unklar. Die Burgenland Energie betonte in einer Stellungnahme, dass derzeit die Gesundheit des Mitarbeiters oberste Priorität habe.
LKW-Fahrer von Fahrzeug eingeklemmt
Ebenfalls am Donnerstag ereignete sich auf einem Firmengelände in Feldkirchen ein schwerer Arbeitsunfall. Ein 49-jähriger Lkw-Fahrer wurde von seinem eigenen Fahrzeug eingeklemmt und erlitt schwere Verletzungen.
Der Mann wollte einen Schuttcontainer abladen und rangierte dazu seinen Lkw rückwärts auf eine leicht ansteigende Fläche. Während er im Führerhaus saß, steuerte er die Hydraulik des Hubwerks per Fernbedienung. Laut Polizei könnte sich dabei die Auto-Hold-Funktion der Bremse deaktiviert haben.
Kurz nachdem der Fahrer ausgestiegen war und sich zum Heck des Lkw begab, setzte sich das Fahrzeug aus ungeklärter Ursache nach vorne in Bewegung. Der 49-Jährige versuchte noch, wieder einzusteigen, wurde jedoch zwischen dem Lkw und einem Betonelement eingeklemmt. Das Fahrzeug schob das Hindernis etwa 2,5 Meter vor sich her, bevor es zum Stillstand kam.
Schreiend rief der Eingeklemmte um Hilfe. Ein Kollege setzte den Lkw zurück, während ein weiterer Mitarbeiter die Rettung alarmierte. Die Firma leistete Erste Hilfe, bis der Rettungshubschrauber eintraf und den Schwerverletzten ins Klinikum Klagenfurt brachte.
Muldenkipper stürzte ab
Auch am Donnerstag stürzte auf der Kraftwerksbaustelle im Kühtai (Bezirk Imst) ein Muldenkipper ab. Der 26-jährige Fahrer wurde aus dem Fahrzeug geschleudert, war jedoch bei Eintreffen der Rettungskräfte ansprechbar und wurde in die Klinik Innsbruck geflogen.
Der Unfall ereignete sich gegen 14.30 Uhr an der Staumauer des Längental-Kraftwerkstausees. Der Mann führte Schüttarbeiten durch und wollte mit seinem Muldenkipper rückwärtsfahren, um rund 100 Tonnen Material abzuladen. Dabei geriet die Fahrzeugfront zu weit über die neu errichtete Staumauer hinaus, woraufhin der Kipper über die 45 Grad steile Mauer abstürzte.
Das Fahrzeug überschlug sich mehrfach und stürzte etwa 150 Meter den Damm hinunter. Der Fahrer wurde nach rund 50 Metern aus dem Kipper geschleudert und blieb verletzt liegen. Mithilfe anderer Arbeiter konnte er selbstständig in den gesicherten Bereich an der Staumauer zurückkehren, bevor er mit dem Notarzthubschrauber ins Krankenhaus geflogen wurde.
Die Feuerwehren aus Silz und Gries im Sellrain sicherten das Fahrzeug vor einem weiteren Absturz. Im Einsatz waren sechs Feuerwehrfahrzeuge, zwei Polizeistreifen, ein Notarzt sowie der Notarzthubschrauber.
BBT 1: Arbeiter kam unter 300kg-schweren Stein
Am Donnerstagnachmittag wurde ein 33-jähriger Arbeiter bei einem Unfall im Brenner-Basistunnel verletzt, als ein 200 bis 300 Kilogramm schwerer Stein auf ihn stürzte. Er erlitt Verletzungen am Kopf und Oberkörper und wurde in die Klinik Innsbruck gebracht.
Der Mann war als Sprengbefugter im Vortriebsbereich des Haupttunnels Ost-Süd tätig und verband gegen 17.30 Uhr Sprengleitungen in der Tunnelwand. Plötzlich löste sich ein etwa ein Meter großer Schieferstein aus der Wand und traf ihn.
Trotz ordnungsgemäßer Sicherheitsausrüstung, einschließlich Helm, wurde der Arbeiter verletzt. Die Rettung brachte ihn mit Verletzungen unbestimmten Grades in die Klinik Innsbruck.
Arbeiter stirbt in Förderanlage
Am Freitagnachmittag ereignete sich in Halbenrain (Südoststeiermark) ein tödlicher Arbeitsunfall. Ein 48-jähriger Arbeiter geriet mit seiner Kleidung in eine Förderanlage und erlag seinen schweren Verletzungen.
Der Unfall geschah gegen 14.00 Uhr auf dem Gelände eines Heizwerks. Ein 19-jähriger Mitarbeiter transportierte mit einem Hoflader Hackschnitzel nach draußen, während der 48-Jährige die Position einer Pendelschnecke überwachte. Dabei verfing sich seine Kleidung in der Anlage.
Als der 19-Jährige zurückkehrte, konnte er den Notausschalter nicht sofort betätigen, da dieser in einem verschlossenen Maschinenraum lag. Ein weiterer Kollege eilte zu Hilfe, und gemeinsam setzten sie einen Notruf ab. Trotz aller Bemühungen konnte der Mann nicht gerettet werden – er verstarb noch am Unfallort.
BBT 2: Arbeiter zwischen Tübbingen eingeklemmt
Zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage ereignete sich dann am Samstag ein schwerer Arbeitsunfall im Brenner-Basistunnel. Ein 37-jähriger Arbeiter wurde von einem Kollegen eingeklemmt zwischen zwei Tübbingen entdeckt. Der Mann erlitt schwere Kopfverletzungen und wurde in die Universitätsklinik Innsbruck gebracht.
Gegen 12.20 Uhr fand man den Verletzten in der „Tübbinghalle“ der BBT-Baustelle. Ein Arbeitskollege entfernte einen Tübbing, um den 37-Jährigen zu befreien. Tübbinge sind Bauteile der äußeren Tunnelverkleidung. Da es keine direkten Zeugen des Vorfalls gibt, bleibt unklar, wie es zu dem Unfall kam. Die Polizei ermittelt, um den genauen Ablauf zu klären.
Quellen: ORF / ORF / ORF / ORF / ORF / ORF /