Vier Opfer von Drogenkonsum innerhalb kürzester Zeit in der Tiroler Landeshauptstadt lassen aufhorchen. Ob es sich um einen tragischen Zufall handelt oder ob es einen Zusammenhang zwischen den Fällen gibt, ist indes noch unklar.
Innsbruck. Die Gerichtsmedizin der Tiroler Landeshauptstadt verzeichnet eine Häufung von Todesfällen, die auf Drogen oder deren kombinierten Konsum zurückgehen. Und sie hat allen Grund dazu, denn innerhalb von wenigen Tagen kamen vier Menschen unter unklaren, jedoch mit Drogen in Verbindung stehenden Fällen ums Leben. Die Innsbrucker Gerichtsmedizin wartet diesbezüglich noch auf das Ergebnis der toxikologischen Untersuchungen, die in der Regel drei bis vier Wochen dauern. Drei der Todesfälle ereigneten sich innerhalb von 24 Stunden.
Laut Tiroler Tageszeitung handelt es sich bei den Verstorbenen „um schon über 30-jährige Innsbrucker“ und nicht, wie man vielleicht annehmen könnte, um jüngere Konsumentinnen und Konsumenten, die sich im Gebrauch von Drogen als unerfahren erwiesen hätten. Zwei Opfer starben in ihren Wohnungen in Saggen und Wilten, eine Frau wiederum ist vor einem Wohnhaus bewusstlos, aber noch lebend von einem Bewohner des Hauses aufgefunden worden. Sie verstarb wenig später in der Klinik. Dabei ist es noch unklar, ob ein Zusammenhang zwischen den zeitlich nah aufeinanderfolgenden Todesfällen besteht. Gerhard Jäger (Z6 Drogenberatung) meinte in Bezug auf die Todesfälle, dass keine neuen Suchtmittel im Umlauf gewesen sein dürften: „Von ungewöhnlichen Substanzen, deren Gefährlichkeit über den üblichen Rahmen hinausgeht, ist uns derzeit nichts bekannt.“
Der Gerichtsmediziner Walter Rabl informiert darüber, dass häufig Ersatzdrogen für Heroin aus der Apotheke missbraucht würden: „Das Problem ist, dass diese eigentlich für die orale Einnahme vorgesehenen Substanzen in der Szene gespritzt werden.“ Darüberhinaus würden oft verschiedene Drogen und Medikamente kombiniert – in den Körpern der Opfer seien häufig Kokain, Opiate und Benzodiazepine zu finden. Die Todesursache muss dabei nicht immer der Konsum an sich sein, sondern kann auch durch eine der Folgen des Konsums eintreten, „etwa dadurch, dass sie am Erbrochenen ersticken“, so Rabl.
Man kann dem System nicht entfliehen
Die Zeitung der Arbeit kam in einer anderen Tiroler Angelegenheit zum Schluss, dass der Griff zu Suchtmitteln eng mit den kapitalistischen Produktionsverhältnissen und ihrer damit einhergehenden Aussichtslosigkeit verwoben ist:
„Andererseits steigt insbesondere in Zeiten schlechter werdender Lebensverhältnisse und einer Intensivierung der kapitalistischen Ausbeutung das Bedürfnis, sich mit dem Konsum von Alkohol und anderen Drogen von den wenig Perspektiven bietenden Lebensverhältnissen abzulenken. Nicht umsonst wird auch in weiten Teilen der populären Kultur der Konsum von Suchtmitteln verharmlost oder sogar glorifiziert, während im bürgerlichen Parteienspektrum über die Legalisierung verschiedener Drogen debattiert wird. Mit anderen Worten: Das Kapital braucht lächelnde Sklaven.“
Dass sich diese Form des Eskapismus nur zu oft in ihr brutales und tragisches Gegenteil verkehren lässt, zeigen auch die Statistiken: Im oft als beschaulich und überschaubar eingeschätzten Bundesland Tirol sterben jährlich etwa 20 Menschen durch den Konsum illegaler Drogen. Es liegt auf der Hand, dass eine oft herbeigesehnte progressive Drogenpolitik nicht darin bestehen kann, innerhalb von kapitalistischen Verhältnissen, die letztlich ja die Ursache des gelebten und perpetuierten Unbehagens darstellen, etwas an der Legalität respektive Illegalität von harten Rauschmitteln zu verändern. Es muss vielmehr darum gehen, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, welcher Klasse willenlose, aber arbeitsfähige Sklaven zugutekommen, und welcher Klasse im Gegensatz dazu gedient wäre, wenn sich die Arbeiterinnen und Arbeiter, die Studierenden und die Jugend nach getaner Arbeit kollektiv organisieren würden, um diesem System den Garaus zu machen. Wahre Befreiung kann nicht mithilfe einer Spritze erreicht werden.
Quelle: Tiroler Tageszeitung