Lwiw/Wien/Mauthausen. Am 9. Mai, den die EU zu einem „Europatag“ erklärt hat, um damit den in aller Welt gefeierten Tag des Sieges über den Nationalsozialismus zu verdrängen, versammelten sich die EU-Außenminister in Lwiw, oder zu deutsch Lemberg. Über das Sondertribunal, das sie dort zur Verfolgung russischer Kriegsverbrechen einzurichten vorgaben, soll es hier nicht gehen. Vielmehr geht es um ein eigenartiges Bild, das vom österreichischen Außenministerium verbreitet und in der Kleinen Zeitung veröffentlicht wurde.
Die österreichische Außenministerin Beate Meinl-Reisinger (NEOS) ist dabei auf einem Friedhof zu sehen. In der Ukraine ist es üblich, dass auf die Gräber gefallener Soldaten große blau-gelbe Nationalflaggen gesteckt werden. Dadurch werden die Friedhöfe zu einem Fahnenmeer. Auf manchen Gräbern gibt es noch zusätzliche Fahnen. Für gefallene Militärs, die einer faschistischen Einheit wie Asow oder Kraken oder auch Da Vinci angehörten, wird gerne noch eine rot-schwarze Flagge dazugestellt. Diese Flagge war das Symbol der ukrainischen Faschisten der OUN und ihrem militärischen Flügel, der UPA. Viele ihrer Mitglieder wirkten an der Seite der Nazi-Besatzer an der massenhaften Tötung von Menschen polnischer und jüdischer Herkunft und an der Ermordung politischer Gegner des Besatzungsregimes mit. Seriöse historische Quellen berichten davon, dass die ukrainischen Faschisten, die sich auch in den Reihen der Hilfspolizei anstellen ließen, mit Übereifer an der Judenverfolgung teilnahmen. An der polnischen Bevölkerung, die es damals in der Westukraine auch gab, wurde das Wolhynien-Massaker veranstaltet. Nicht zuletzt waren viele dieser ukrainischen Nazi-Kollaborateure Angehörige der SS-Division „Galizien“.
Vor der Fahne dieser Verbrecher, die nicht gegen die Nazis kämpften, sondern mit ihnen gegen die Rote Armee, lässt sich die österreichische Außenministerin ablichten. Ist es Zufall? Oder ist es egal, weil diejenigen, die sich heute mit der rot-schwarzen Fahne schmücken, die Faschisten auf der „richtigen Seite“, der westlichen, stehen? Vielleicht wurde Frau Meinl-Reisinger ja auch die größte Statue des Faschistenführers Stepan Bandera in der ganzen Ukraine gezeigt, sie soll acht Meter hoch sein. Lwiw ist nämlich die Faschistenhochburg in der Ukraine, damals wie heute.
Wie auch immer, die Außenministerin eines Landes, das in weiten Teilen von der Roten Armee befreit wurde, täte gut daran, die 26.000 Rotarmisten zu würdigen, die für die Befreiung Österreichs gestorben sind. Stattdessen posiert sie vor der Fahne von Nazi-Bataillonen der ukrainischen Armee. Dass sie zwei Tage später bei der Befreiungsfeier auf dem Areal des ehemaligen Konzentrationslagers Mauthausen anwesend war, macht die Sache auch nicht besser.
Quelle: Kleine Zeitung