Eine Studie zeigt, dass die Wohnkosten für armutsgefährdete Haushalte stark steigen, während die Bautätigkeit in Niederösterreich massiv zurückgegangen ist. Die AKNÖ fordert mehr leistbaren Wohnraum und eine zweckgebundene Wohnbauförderung, während die ÖVP auf Rekordinvestitionen im geförderten Wohnbau verweist.
St. Pölten. Laut einer aktuellen Erhebung der Arbeiterkammer Niederösterreich (AKNÖ) stellen die Wohnkosten für armutsgefährdete Haushalte eine überdurchschnittlich hohe Belastung dar. Die Studie zeigt, dass diese Haushalte bereits 42 Prozent ihres Einkommens für Wohnkosten aufwenden müssen, wodurch ein Großteil ihres Budgets dafür reserviert ist. Daher wird mehr leistbarer Wohnraum in Niederösterreich gefordert.
AKNÖ-Präsident Markus Wieser kritisiert diese Entwicklung und betont, es dürfe nicht sein, dass immer mehr Menschen fast die Hälfte ihres Einkommens allein für das Wohnen aufbringen müssten. Die Studie zeigt, dass die Bautätigkeit in letzter Zeit stark zurückgegangen ist. Während in Niederösterreich im Jahr 2021 noch über 15.000 Wohnungen genehmigt wurden, sank diese Zahl im Vorjahr auf nur noch rund 6.600 Einheiten.
Leistbarer Wohnraum gesucht
AKNÖ-Präsident Markus Wieser weist darauf hin, dass in Niederösterreich immer weniger gebaut werde, während die Baupreise gleichzeitig stark gestiegen seien. Dies verschärfe die Lage insbesondere für jene, die auf leistbaren Wohnraum angewiesen sind. Die in St. Pölten vorgestellte Wohn- und Wohnbaustudie zeigt, dass insbesondere einkommensschwache Haushalte sowie Neueinsteiger in den Wohnungsmarkt vor großen Herausforderungen stehen und Handlungsbedarf besteht.
Die Arbeiterkammer Niederösterreich (AKNÖ) formuliert in diesem Zusammenhang mehrere Forderungen. So drängt AKNÖ-Präsident Markus Wieser darauf, die Wohnbauförderung in Niederösterreich wieder zweckgebunden einzusetzen. Außerdem betont er, dass Sanierungen im Wohnbau weiterhin gefördert werden müssten.
Studienautor Wolfgang Amman bemängelt, dass entsprechende Förderungen ausgelaufen sind: „Ende des vergangenen Jahres setzte ein Förderstopp ein. Die verfügbaren Töpfe waren ausgeschöpft. Ich warne eindringlich davor, hier eine Stop-and-Go-Politik einreißen zu lassen. Das zerstört Vertrauen.“ Die Studie betont zudem, dass die Steigerung der Sanierungstätigkeit ein zentrales Ziel der Wohnungspolitik sei. Dabei komme es jedoch auch darauf an, die Leistbarkeit sicherzustellen.
ÖVP verweist auf hohe investierte Summen
Die ÖVP Niederösterreich hebt hingegen die Investitionen hervor, die im vergangenen Jahr in den Wohnbau geflossen sind. Laut ÖVP-Wohnbausprecher Christian Gepp sei 2024 mit einem Wohnbaubudget von 536,4 Millionen Euro eine Rekordsumme in den geförderten Wohnbau investiert worden. Dies solle sicherstellen, dass in allen Regionen Niederösterreichs weiterhin leistbarer Wohnraum zur Verfügung stehe. Doch die Realität auf dem Wohnungsmarkt erzählt eine andere Geschichte: Die Bautätigkeit ist massiv eingebrochen, die Wohnkosten steigen, und immer mehr Menschen kämpfen um leistbaren Wohnraum.
Die Frage ist also nicht, wie viel Geld in den Wohnbau fließt, sondern ob es effektiv eingesetzt wird. Ohne eine klare Zweckbindung der Wohnbauförderung und gezielte Maßnahmen gegen steigende Baupreise bleibt das Budget ein schöner PR-Wert – mit wenig Wirkung für jene, die dringend eine bezahlbare Wohnung suchen. Gepps Zahlen lenken vom eigentlichen Problem ab: Der Wohnbau braucht nicht nur Geld, sondern auch eine nachhaltige Strategie.
Quelle: ORF