Die von der Regierung geplante Novelle des Forstgesetzes sorgt für Unmut. Es sieht vor, dass die Holzindustrie künftig zur Abnahme einer gewissen Schadholzmenge verpflichtet werden soll. Maßnahmen gegen die Ursachen der massiven Waldschäden sind nicht vorgesehen. Kurzfristige Profitinteressen stehen einem dringend notwendigen Waldumbau entgegen.
Österreich. Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger als oberste Lobbyistin der Großbauernschaft und Großgrundbesitzer dürfte Gefallen an staatlichen Zwangsmaßnahmen für die Wirtschaft gefunden haben, die im Zuge der Corona-Pandemie notwendig geworden waren. Sie schickte eine Novelle des seit 1975 unveränderten Forstgesetzes in die Begutachtung, mit der sie die österreichische Holzindustrie an die Leine nehmen und ihnen zwingend die Abnahme von Schadholz vorschreiben möchte. Gleichzeitig will sie damit dem Import von Billigholz entgegenwirken. Um den EU-Vorschriften pro forma Genüge zu tun, wurde aber die Abnahmeverpflichtung im Gesetzesentwurf auch auf grenznahe Regionen der Nachbarländer ausgedehnt, was in der Praxis noch zu spannenden Auslegungsstreitigkeiten führen könnte.
„Nur Kleinholz geraspelt“
Der vermehrte Anfall von kaputten Bäumen hängt mit der massiven Ausbreitung des Borkenkäfers, der vor allem die Fichte befällt zusammen, aber nicht nur. Die Fichte, die als Flachwurzler ohnehin schon sehr stark unter der durch den Klimawandel bedingten Dürre leidet, wurde in Österreich jahrzehntelang in Monokulturen angepflanzt, weil sie ein schnellwüchsiger Baum ist. Auch die ebenfalls durch Klimaveränderungen häufiger auftretenden Unwetter und Stürme richten die größten Schäden in diesen Monokulturen an. Dieses Problem besteht aber nicht nur in Österreich, sondern in ganz Mitteleuropa, weshalb die Holzpreise nicht nur hierzulande im Keller sind.
Die österreichisch Holzindustrie läuft gegen diese Pläne Sturm. Sie argumentiert, dass holzverarbeitende Betriebe per Verordnung jederzeit verpflichtet werden könnten, „sogar jenes Holz abzunehmen, das qualitativ nicht verarbeitbar ist und für das es keine Absatzmärkte gibt.“ Die österreichischen Bundesforste haben vor einigen Jahren die Methode der „Nasslager“ entwickelt. Damit kann bereits geschlägertes Holz länger frisch gehalten, und muss nicht in kurzer Zeit verarbeitet werden. Die Holzindustrie will, dass die Errichtung solcher Nasslager künftig auch für die Industrie vom Staat gefördert werden, wie es in der Forstwirtschaft schon der Fall ist.
Heftige Kritik kommt auch vom Unweltdachverband: „In Summe wird statt eines zeitgemäßen Wurfs, der eine Antwort auf die zentralen Herausforderungen Klimakrise und Biodiversitätsverlust gibt, nur Kleinholz geraspelt.
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Bundesforste forcieren Waldumbau
Wie drastisch es um Österreichs Wälder bestellt ist, zeigt sich im Geschäftsbericht 2019 der österreichischen Bundesforste, die sich im Besitz der Republik befinden. Bereits 79 % des geernteten Holzes ist Schadholz.
„Wir brauchen heute, Auge in Auge mit der Klimakrise, gesunde und vitale Wälder mehr denn je zuvor. Waldpflege und der Waldumbau in klimafitte Wälder sind das Gebot der Stunde. 2019 haben wir erneut 12,3 Mio. Euro in Waldpflege und Waldumbau investiert“, weist der Vorstandssprecher der Bundesforste, Rudolf Freidhager auf die Bedeutung intakter Wälder hin. Ziel sind laut Freidhager artenreiche und klimafitte Mischwälder, die stabiler gegen Umwelteinflüsse, resilienter als Monokulturen und weniger anfällig für Schädlinge sind. „Dabei setzen wir stark auf Naturverjüngung. Wir fördern gezielt Bäume, die von Natur aus nachwachsen, da diese bessere Standorteigenschaften mitbringen und sich als widerstandsfähiger erwiesen haben. Das Waldbild wird sich verändern, der Wald der Zukunft wird ein bunter, facettenreicher Mischwald sein“, erläutert Freidhager. Vor allem Tannen und Lärchen, als Alternative zur Fichte, aber auch Eichen in niederen Lagen werden stärker in unsere Wälder zurückkehren. Insgesamt werden die Österreichischen Bundesforste bis 2025 rund 100 Millionen Euro in den Waldumbau und die Waldpflege investieren. Auch der Erhalt der Schutzwälder, deren Bedeutung mit dem häufigeren Auftreten von Wetterextremen zunimmt, spielt eine wichtige Rolle. „Haben die Bundesforste im Geschäftsjahr 2018 rund 2,2 Mio. Euro mehr als vom Forstgesetz vorgeschrieben für Schutzwälder aufgewendet, waren es 2019 bereits 5,3 Mio. Euro mehr“, erläutert Rudolf Freidhager.
Kurzfristige Profitinteressen oder langfristige Planung
Während die staatlichen Bundesforste und auch die in manchen Bundesländern existierenden Waldgenossenschaften weit vorausdenken, und ihre Ziele bis in den Zeitraum 2100/2150 definieren, zählt für die privaten Großbauern, deren Schutzpatronin die Ministerin als Bauernbundfunktionärin ist, nur der schnelle Profit. Langfristige Planung im Interesse der Gesellschaft und kapitalistische Profitwirtschaft gehen nicht zusammen, das zeigt sich auch hier wieder. Deshalb können auch die großen umweltpolitischen Probleme der Zukunft nur von einer sozialistischen, am Gemeinwohl orientierten Gesellschaft gelöst werden.
Quellen: APA-OTS/Bundesforste/APA-OTS/Holzindustrie/APA-OTS/Umweltdachverband/ZdA