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Der Generalstabschef und die Rechten

Am Mitwoch wurde bekannt gegeben, dass Generalmajor Rudolf Striedinger neuer Generalstabschef des österreichischen Bundesheeres werden soll. Striedinger steht für die weitere Aushöhlung der Neutralität und Anbindung an NATO und EU. Zudem wurde jetzt bekannt, dass Striedinger Kontakt zu einem ehemaligen Mitglied der Wehrsportgruppe Hoffmann haben dürfte.

Generalmajor Rudolf Striedinger war in der Vergangenheit Militärkommandant von Niederösterreich und in weiterer Folge ab 2016 Leiter des Abwehramts, des Inlandsnachrichtendiensts des Bundesheers. Zuletzt bekleidete er den Posten des stellvertretenden Generalstabschefs. Am Mittwoch wurde schließlich bekannt gegeben, dass Rudolf Striedinger zum neuen Generalstabschef ernannt werden soll. Die politische Verantwortung für diese Entscheidung liegt bei Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP).

Wie nun bekannt wurde, soll Striedinger in seinem Bekanntenkreis ein ehemaliges Mitglied der Wehrsportgruppe Hoffmann (WSG) haben. Genauer handelt es sich um den 70-jährigen L.. Die WSG war eine der aktivsten und brutalsten faschistischen Terrorgruppen in der BRD. Die Gruppe ist für mehrere Terroranschläge in Deutschland verantwortlich. Striedinger war in seiner Funktion als Abwehrchef ausgerechnet für die Beobachtung von rechtsextremen Kräften im Bundesheer verantwortlich.

Die Wehrsportgruppe Hoffmann und L.

L. war in den 1970er Jahren Mitglied des „Freundeskreises zur Förderung der Wehrsportgruppe Hoffmann“ in Österreich. Der Verein, dem L. angehörte kümmerte sich in erster Linie um die Finanzierung der Wehrsportgruppe. Die Gruppe selbst bildete Faschisten im bewaffneten Kampf aus und hielt sogenannte Wehrsportübungen in Wäldern ab. Mitglied in der Gruppe konnte man erst nach einer gewissen Probezeit werden.

Erst 1980 wurde die WSG von den Behörden in der BRD verboten. Bis heute wird über die Verbindung der WSG zum Programm Gladio von CIA und MI6 und der Strategie der Spannung spekuliert. Aus den Reihen der Kader der WSG wurden mehrere Terroranschläge verübt. 1980 wurde von einem Mitglied der Wehrsportgruppe Hoffman das Attentat auf das Münchner Oktoberfest verübt. Bei dem Bombenanschlag starben 13 Menschen, darunter 2 Kinder. 221 Personen wurden verletzt, 68 von ihnen schwer. Bis heute bestehen große Zweifel an der offiziellen Version von einem Einzeltäter.

Nur wenige Wochen nach dem Terroranschlag wurden Rabbiner Shlomo Lewin und dessen Partnerin Frida Poeschke ermordet. Verantwortlich für diesen Mord war der stellvertretende Chef der Wehrsportgruppe. Am 24. Dezember 1980 erschoss ein Mitglied der Gruppe schließlich zwei Schweizer Grenzbeamte und anschließend sich selbst. Danach tauchte Hoffmann mit anderen im Libanon unter.

L. selbst hat zu seiner Mitgliedschaft in der Unterstützerorganisation der militant-faschistischen Gruppe wenig zu sagen. Dem Standard gegenüber äußerte L., dass er damals jung gewesen wäre und „alles vergessen“ habe. Etwas, das man häufig zu hören bekommt, wenn es um faschistische Umtriebe geht. Als über den ehemaligen Vizekanzler und damals noch FPÖ-Oppositionsführer Strache bekannt wurde, dass er an als Jugendlicher an Wehrsportübungen teilgenommen hatte, wurde er vom damaligen sozialdemokratischen Parteichef Gusenbauer in Schutz genommen und das Ganze als „Jugendtorheit“ abgetan.

L., Striedinger und eine Hochzeit

Bekannt wurde der Kontakt von Striedinger und L. wegen eines Fotos von der Hochzeit L.s im Jahr 2019. Bei der Hochzeit waren neben Striedinger noch andere hochrangige Offiziere des Bundesheeres zugegen. In einer Bezirkszeitung wurde ein Foto von ihm und den anderen veröffentlicht. Auf dem Foto ist zu sehen, wie sie in Uniform ein sogenanntes Säbelspalier bilden, unter dem das Brautpaar hindurch geht. Auf der Homepage des Kameradschaftsbundes werden die beiden, den Recherchen des Standard zu Folge, als Freunde bezeichnet. Auch auf der Feier zum 70er von L., zwei Jahre vor besagter Hochzeit, soll Striedinger in Lederhosen anwesend gewesen sein.

Von Seiten des Bundesheeres erfährt man laut Standard nur, dass die beiden sich kennen, und sich auf „dienstlicher Basis“ kennen lernten, als Striedinger Militärkommandant in Niederösterreich war.

Das Bundesheer und der Rechtsextremismus

Das Bundesheer fiel in den letzten Jahren nicht unbedingt mit Härte gegenüber faschistischen, chauvinistischen und reaktionären Umtrieben in den eigenen Reihen auf. Im Gegenteil konnten Anhänger der türkischen faschistischen Gruppe der sogenannten Grauen Wölfe in das Bundesheer einsickern. Eben so verhält es sich mit den Identitären. Auch diese versuchten sich in den letzten Jahren im das österreichischen Bundesheer breitzumachen. Begünstigt wird das durch die Entscheidung des Bundesheeres im Jahr 2019, seinen Umgang mit den Identitären zu lockern. Hinzu kommt ein Oberst des Bundesheeres, der im Internet vom „Großen Austausch“ fabuliert und mit dem harten Kern der rechtsextremen Corona-Maßnahmengegner sympathisiert. Erinnert sei auch an das rechte Abzeichen, das von einem Mitglied des Bundesheeres getragen wurde. Vor diesem Hintergrund erscheint die nunmehrige Ernennung eines hochrangigen Offiziers mit zumindest fragwürdigen Kontakten zum Generalstabschef nur als konsequent.

Konsequent ist die Ernennung Striedingers allerdings nicht nur deshalb. Striedinger kommandierte die Task Force North der EUFOR Besatzungssoldaten in Bosnien im Rahmen der Operation Althea von 28. Mai bis zum 1. Dezember 2006. Er absolvierte Kurse an der NATO-Schule in Oberammergau. Mit seiner Ernennung kündigte Striedinger bereits ein umfassendes Programm zur Aufrüstung des österreichischen Bundesheeres an, das er von der Politik finanziert haben will. Striedingers Karriere und seine Positionierung stehen für die Fortsetzung einer Politik, die die österreichische Neutralität zur reinen Folklore degradiert. Durch die Aufrüstung wird einer weiteren Einbindung Österreichs in NATO- und EU Missionen zugearbeitet. Die Politik der Durchsetzung österreichischer Kapitalinteressen im Ausland im Windschatten größerer Partner wird verbessert und fortgesetzt.

Quelle: Der Standard

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