Die Diskussion über die steigenden Lebensmittelpreise zeigt ein Spannungsfeld zwischen Konsumentenschützern, die vor allem einkommensschwache Haushalte als Verlierer sehen, und dem Handel, der auf geringe Steigerungen im Gesamtsortiment und internationale Ursachen verweist. Trotz der unterschiedlichen Perspektiven bleibt den Verbrauchern keine Wahl, da Lebensmittel ein Grundbedürfnis darstellen.
Salzburg. Eine aktuelle Untersuchung der Arbeiterkammer (AK), die zeigt, dass die Preise in den letzten sechs Monaten deutlich gestiegen sind – unabhängig von der allgemeinen Inflation, hat eine lebhafte Diskussion entflammt. Handel und Gewerbe stehen deswegen in der Kritik, weisen diese jedoch zurück. Laut der Salzburger AK sind insbesondere Durchschnitts- und Geringverdiener betroffen, da sie im Verhältnis zu ihrem Einkommen weiterhin überproportional viel für Lebensmittel ausgeben müssen.
Laut AK-Konsumentenschützer Christian Obermoser hätte eine Analyse des kleinen Warenkorbs, der die jeweils günstigsten Produkte umfasst, im Halbjahresvergleich eine Preissteigerung von fünf Prozent ergeben. Besonders deutlich seien die Zuwächse bei Orangensaft mit 25 Prozent sowie bei Bohnenkaffee und Teebutter, wo die Preise um 43 Prozent gestiegen sind.
Handelsvertreter verteidigen sich
Vertreter des Lebensmittelhandels bezeichneten die Ergebnisse als „verzerrtes Bild“, eine Einschätzung, die auch von Spar-Konzernsprecherin Nicole Berkmann geteilt wird. Sie betont, dass die Preissteigerung lediglich zwei Prozent betragen, wenn man das gesamte Sortiment berücksichtigt. Zudem wirke der Lebensmittelhandel preisdämpfend und trage zur Eindämmung der Inflation bei.
Berkmann erklärte, dass die Preiserhöhungen bei Butter und Kaffee vor allem auf internationale Faktoren zurückzuführen seien. Die Knappheit der Rohstoffe auf dem Weltmarkt, insbesondere bei Kaffee, sei eine Folge von Missernten, die durch den Klimawandel verursacht würden. Konsumentenschützer hingegen stellten die Frage, warum Butter in Österreich knapp sei, obwohl das Land eine stark ausgeprägte Milchwirtschaft habe.
Man muss eben teurer kaufen
Auch zur Erhebungsmethode der Preisuntersuchung gibt es unterschiedliche Einschätzungen. AK-Experte Christian Obermoser hob hervor, dass vor allem einkommensschwache Haushalte von der Teuerung besonders stark betroffen seien.
Spar-Sprecherin Berkmann erklärte dazu, dass es in Wirklichkeit „nur um ein paar Cent“ gehe. Sie begründete dies mit der sogenannten „Prozent-Geld-Falle“: Bei Produkten mit sehr niedrigen Preisen führe eine Erhöhung um wenige Cent schnell zu prozentual hohen Steigerungen, etwa fünfzig Prozent. Bei teureren Produkten hingegen fielen die prozentualen Anstiege mit zehn oder fünf Prozent deutlich geringer aus.
Genau das ist der entscheidende Punkt: Für Menschen, die aus finanziellen Zwängen im unteren Preissegment einkaufen, sind prozentuelle Steigerungen bei den Preisen besonders verheerend. Ein paar Cent mögen auf den ersten Blick wenig erscheinen, doch für Haushalte mit knappen Budgets können diese Erhöhungen schnell zu einer spürbaren Belastung werden. Es sind nicht nur die Zahlen, die zählen, sondern die Tatsache, dass jede noch so kleine Erhöhung bei den Grundnahrungsmitteln für diese Menschen einen großen Unterschied macht und ihre ohnehin schon begrenzten Ressourcen weiter belastet.
Quelle: ORF