In der BRD erleben wir derzeit eine bedenkliche Entwicklung: Jegliche Solidarität mit dem palästinensischen Volk wird zunehmend unter Antisemitismusverdacht gestellt. Die Fälle um die irische Rap-Gruppe Kneecap und den US-Rapper Macklemore sind dafür nur die jüngsten Beispiele. Was wir beobachten, ist nicht der Schutz jüdischen Lebens – sondern der Versuch, legitimen Protest gegen Unterdrückung zum Schweigen zu bringen.
Kneecap, ein Hip-Hop-Trio aus dem republikanischen Herzen Belfasts, ist bekannt für seine Mischung aus politischer Satire, Dadaismus, Klassenstandpunkt und irischem Republikanismus. Sie rufen nicht zur Feindschaft gegen Menschen auf, sondern prangern koloniale Herrschaft und staatliche Gewalt an – sei es in Nordirland oder in Palästina. Dass sie nun von deutschen Festivals wie dem Southside und Hurricane ausgeladen wurden, nachdem sie auf dem Coachella-Festival Solidarität mit Palästina zeigten und Israels Kriegsverbrechen klar benannten, zeigt die enge Verflechtung von Kulturindustrie und politischer Repression.
Die Botschaft „F*ck Israel, Free Palestine“,“ richtet sich gegen eine Regierung, die für einen brutalen Krieg gegen das palästinensische Volk in Gaza verantwortlich ist – nicht gegen jüdische Menschen. Kneecap betonen selbst: Ihre Kritik gilt den Staaten und Regierungen, die Verbrechen ermöglichen, nicht den Religionen oder Bevölkerungen. In einer Zeit, in der über 52.000 Palästinenserinnen und Palästinenser, die meisten davon Frauen und Kinder, ermordet wurden, ist Schweigen keine Option. „Wir glauben, dass wir die Pflicht haben, unsere Plattform zu nutzen, um das Thema Palästina zur Sprache zu bringen. Es war wichtig für uns, auf dem Coachella-Festival unsere Stimme zu erheben, da die USA der Hauptfinanzierer und ‑lieferant von Waffen für Israel sind, das in Gaza einen Völkermord begeht.“ betonten die Rapper.
Nach den Statements auf dem Cochella Festival hat die US-Bookingagentur Independent Artist Group die Zusammenarbeit mit Kneecap beendet und sie wurden vom Southside und dem Hurricane Festival in der BRD ausgeladen. Die Band hielt hierzu fest: „Es hat uns nicht überrascht, große Firmen wollen nicht die Wahrheit hören, außer wenn sie in ihr Narrativ und in ihre Taschen passt.“. Nach der Absage der Festivals wurden drei zusätzliche Konzerttermine in Deutschland durch die Band veröffenlticht, in Köln, Berlin und Hamburg werden sie nun zusätzlich auf ihrer Tour im Herbst zu sehen sein.
Macklemore ebenfalls wegen Solidarität in Kritik
Genauso absurd ist die Attacke des Zentralrats der Juden auf Macklemore, der in einem Musikvideo auf die Parallelen von historischen und aktuellen Unterdrückungserfahrungen hinweist. Ihm wird Holocaust-Verharmlosung vorgeworfen, obwohl er im Gegenteil an die Schrecken der Geschichte erinnert und daraus politische Konsequenzen für die Gegenwart zieht. Dass daraufhin das Deichbrand-Festival zur „Gefahr für jüdisches Leben“ erklärt wird, ist eine Verdrehung der Realität – und ein Schlag ins Gesicht all jener, die einen ehrlichen Kampf gegen Antisemitismus führen.
Was sich hier zeigt, ist ein autoritärer Reflex: Jede Stimme, die den westlichen Bündnispartner Israel kritisiert, soll mundtot gemacht werden. Festivals, Streamingdienste und Bookingagenturen greifen zur Zensur, Künstler werden ausgeladen, diffamiert, bedroht. Wer es wagt, Missstände zu benennen, wird kriminalisiert.
Doch gerade Kneecap machen deutlich, was internationale Solidarität bedeutet. In Belfast, einer Stadt, die durch Klassenunterdrückung und imperialistische Widersprüche geprägt wurde, ist die Identifikation mit dem palästinensischen Befreiungskampf nur konsequent. Die Botschaft der Gruppe – Einheit der Arbeiterklasse über religiöse und ethnische Grenzen hinweg, Widerstand gegen Kolonialherrschaft und kapitalistische Ausbeutung – trifft den Nerv der Zeit, und ist notwendiger denn je.
Quelle: HipHop.de/HipHop.de/Junge Welt