Migrantische Arbeitskräfte in Zypern, vor allem Haushaltshilfen aus Asien, arbeiten oft unter prekären Bedingungen und verdienen deutlich weniger als andere Arbeitnehmer. Ein Bericht des Europarates fordert gleiche Rechte, besseren Schutz vor Ausbeutung und besseren Zugang zu Rechtsbeistand.
Nikosia. Mehr als 20.000 Haushaltshilfen sind auf der östlichen Mittelmeerinsel Zypern beschäftigt, die in ihren südlichen, von der Regierung kontrollierten Gebieten eine Bevölkerung von 930.000 Menschen zählt, wie Experten des Europarates, einer in Straßburg ansässigen Organisation, in einer Bewertung feststellten.
Die migrantischen Arbeitskräfte stammen hauptsächlich von den Philippinen, aus Sri Lanka, Nepal und Vietnam. Sie verdienen erheblich weniger als den staatlich festgelegten Mindestlohn, der für andere Arbeiterinnen und Arbeiter gilt, heißt es in dem Bericht des Europarates.
Arbeitskräfte in Zypern sollten die gleichen Rechte wie alle anderen zyprischen und EU-Arbeiterinnen und EU-Arbeiter haben, erklärte das Menschenrechtsgremium am Montag. Zugleich warnte es, dass die schlechtbezahlten und überarbeiteten Arbeitskräfte anfällig für Missbrauch und Menschenhandel seien.
„(Dies) macht diese Arbeitskräfte anfällig für Ausbeutung und Menschenhandel“, erklärte das Bewertungsgremium GRETA in einem alle fünf Jahre erscheinenden Bericht über die Einhaltung der Anti-Menschenhandels-Vorgaben durch den Mitgliedsstaat.
Ein Euro pro Stunde
Der Bericht verwies auf Feststellungen des zyprischen Bürgerbeauftragten aus dem Jahr 2020, wonach der durchschnittliche Stundenlohn einer Haushaltshilfe lediglich 1,29 Euro betragen könne. Viele arbeiteten durchschnittlich 58 Stunden pro Woche und überschritten damit deutlich die in ihren Verträgen vorgesehenen 42 Stunden.
Gesetzlich ist das Bruttogehalt für Haushaltshilfen auf mindestens 460 Euro monatlich festgelegt, bevor Abzüge für Verpflegung und Unterkunft vorgenommen werden, die bis zu 25 Prozent des Einkommens ausmachen können. Im Gegensatz dazu gilt für andere Arbeitende ein Einstiegs-Mindestlohn von 1.000 Euro.
Gleiche Rechte für Menschen mit Migrationshintergrund
„GRETA fordert die zyprischen Behörden auf, Maßnahmen zu ergreifen, um sicherzustellen, dass migrantische Arbeitskräfte dieselben Rechte und denselben Schutz, einschließlich des gleichen Mindestlohns, wie zyprische und EU-Arbeiter genießen“, heißt es im Bericht des Europarates.
Zwar erkenne man Verbesserungen im gesetzlichen Rahmen an, doch müsse Zypern proaktiver bei der Identifikation von Ausbeutungsopfern sein, den Zugang zu Rechtsbeistand verbessern und generell die Bedingungen für migrantische Arbeitskräfte verbessern, so der Bericht.
Quelle: Reuters