Während die OMV im Juli noch stolz ihre Milliardengewinne präsentierte, folgt nur wenige Wochen später die Kehrtwende: Hunderte Arbeitsplätze in Österreich sollen gestrichen werden, weltweit sogar rund 2.000. Hinter beschönigenden Worten wie „organisatorische Resilienz“ und „Effizienzprogramm“ verbirgt sich nichts anderes als knallharter Jobabbau – ausgerechnet bei einem Konzern, der sich selbst als „finanziell robust“ und „zukunftssicher“ darstellt.
Gewinne für die einen, Unsicherheit für die anderen
Allein im zweiten Quartal 2025 erwirtschaftete die OMV einen operativen Gewinn von über einer Milliarde Euro. Den Aktionären wurden satte Dividenden ausgeschüttet: Fast eine halbe Milliarde Euro flossen an die staatliche ÖBAG. Während also die Republik als Miteigentümer an der Gewinnausschüttung kräftig mitverdient, sollen die Beschäftigten die Rechnung für die „Effizienz“ bezahlen.
Die Logik ist simpel: Was für die Aktionäre als „Wertsteigerung“ gefeiert wird, bedeutet für tausende Familien Existenzangst. OMV setzt auf Automatisierung, Digitalisierung und Auslagerung in globale Billigstrukturen, während hochqualifizierte Arbeitsplätze in Österreich gestrichen werden.
Die Rolle des Staates: Komplize statt Schutzmacht
Besonders brisant: Die Republik Österreich hält über die ÖBAG einen erheblichen Anteil am Konzern. Anstatt als Eigentümer einzugreifen und den Kahlschlag zu stoppen, hat sich die Regierung bisher auf Schweigen oder vage Appelle beschränkt. Der bürgerliche demokratische Staat zeigt damit einmal mehr, wessen Staat er ist. So zeigt sich, dass die staatliche Beteiligung nicht automatisch im Interesse der Beschäftigten wirkt, sondern vielmehr im Interesse des Kapitals, wenn es darum geht, Profite abzusichern.
Gewerkschaft zwischen Empörung und Verhandlungstisch
Die Gewerkschaftsführung der GPA kritisierte den Bruch mündlicher Zusagen und appellierte an die Bundesregierung, Verantwortung zu übernehmen. Doch gleichzeitig macht sie klar, dass sie auf „sozialverträgliche Lösungen“ setzt – ein Codewort, das in der Praxis häufig bedeutet: Abfertigungen statt Arbeitsplätze, freiwillige Kündigungen statt Widerstand, leise Abwicklung statt Kampf.
Auch der Betriebsrat zeigt sich kompromissbereit. Das Signal an den Vorstand: Man will verhandeln, nicht streiken. Doch die OMV plant kein „sozialverträgliches“ Sparpaket, sondern einen massiven Personalabbau. Wer auf Verhandlungen setzt, akzeptiert im Kern bereits die Logik des Jobkahlschlags. Damit verlieren nicht nur hunderte Beschäftigte in Österreich ihren Job, auch den weltweit rund 2.000 Beschäftigten, die ihren Job verlieren sollen, wird damit signalisiert, das man sie nicht unterstützen wird.
Notwendig wäre Widerstand
Gerade jetzt wäre ein konsequenter Arbeitskampf notwendig. Die OMV ist ein Schlüsselunternehmen der österreichischen Wirtschaft, strategisch wichtig für Energieversorgung und Industrie. Ein Streik der Beschäftigten hätte enorme Durchschlagskraft – und könnte den Vorstand zwingen, die Abbaupläne zurückzunehmen.
Stattdessen erleben wir, dass Gewerkschaft und Betriebsrat beschwichtigen, wo Mobilisierung gefragt wäre. Wer glaubt, der Konzern verzichte freiwillig auf die geplanten Einsparungen, verkennt die Realität: Nur massiver Druck von unten kann die Pläne stoppen.
Die OMV zeigt einmal mehr, wie der Kapitalismus funktioniert: Gewinne werden privatisiert, Verluste und Kürzungen auf die Beschäftigten abgewälzt. Staat und gelbe Gewerkschaftsführung spielen dabei ihre Rolle als Erfüllungsgehilfen – die einen kassieren Dividenden, die anderen verhandeln den „sanften“ Abbau.
Für die Beschäftigten bleibt nur eine Schlussfolgerung: Organisierung und Widerstand von unten. Denn solange Milliardengewinne mit Jobabbau einhergehen, wird jeder Appell, jedes Verhandlungspapier und jede „sozialverträgliche Lösung“ nur ein anderes Wort für Niederlage sein.