Die KPRF, stärkste Linskpartei der Russischen Föderation mit sozialdemokratischer Ausrichtung und Nähe zur Staatsmacht fordert eine Neubewertung der Geschichte der Sowjetunion und der Rolle J.W. Stalins. Die Stadt Wolgograd möchte die KPRF wieder in Stalingrad rückbenennen.
Moskau. Vor kurzem fand der 19. Parteitag der Kommunistischen Partei der Russischen Föderation (KPFR) statt. Die KPRF ist eine der ältesten Parteien der Russischen Föderation und sieht sich selbst in der Traditionslinie der KPdSU. Tatsächlich ist diese Berufung auf die kommunistische Tradition ein Trick, mit dem die KPRF seit langem die stärkste Linkspartei, allerdings mit sozialdemokratischer Ausrichtung, in Russland ist, weil sie viele Menschen an sich bindet, die eine gute Meinung zum Kommunismus und zur Sowjetunion haben. Andere – tatsächlich kommunistische – Parteien wurden von der Staatsmacht kleingehalten und schließlich verboten, weil sie sich nicht der allgemeinen Kriegsbegeisterung unterordneten.
Bedingungslose Unterstützung der „militärischen Sonderoperation“
Die KPRF schickt seit dem Maidan-Putsch 2014 Hilfskonvois in den Donbass. Am Parteitag wurde feierlich der 140. Konvoi verabschiedet. Gennadi Sjuganow, Langzeitgeneralsekretär der Partei, der am 19. Parteitag in seiner Funktion bestätigt wurde, berichtete in der russischen Staatsduma, dem Parlament, über den Parteitag. Er hob dabei die Wertschätzung hervor, die Präsident Wladimir Putin der KPRF entgegenbringt. Der Präsident ließ am Parteitag eine eigene Grußadresse verlesen. Der Generalsekretär sagte, die Partei, die in ganz Russland über 10.000 Abgeordnete verfügt, kritisiere die Staatsmacht oft scharf, sei aber eine konstruktive Opposition, so konstruktiv, dass auch die „militärische Sonderoperation“ in der Ukraine vorbehaltlos unterstützt wird.
Gerechte Bewertung der sowjetischen Geschichte und der Rolle Stalins gefordert
In seiner Duma-Rede über den Parteitag hob Sjuganow besonders eine beschlossene Resolution hervor, in der „die Wiederherstellung der Gerechtigkeit im Verhältnis zur leninistisch-stalinistischen Modernisierung und zur Persönlichkeit I.W. Stalins“ gefordert wird. Er kritisierte, dass von N.S. Chruschtschow in seinem Geheimbericht an den 20. Parteitag der KPdSU eine „riesige, siegreiche, herausragende Ära auf 2–3 Jahre der Repression reduziert wurde.“ Das sei eine Schande, und inakzeptabel. „Wir betonen: Es darf in der Geschichte niemals Gesetzlosigkeit, keine Verstöße und Repressionen geben“ fuhr Sjuganow fort, „aber der Punkt ist, dass wir in jenen Jahren der ganzen Welt gezeigt haben, was die neue sowjetische Zivilisation war.“ Die Sowjetmacht hätte das zusammengebrochene Russische Reich neu zusammengeführt und die Gegner im Bürgerkrieg zusammenzuführen. Gemeinsam mit den Allierten wurde der deutsche Faschismus unter der Führung Stalins besiegt. Deshalb fordert die KPRF von den staatlichten Institutionen eine Neubewertung der sowjetischen Geschichte.
Rückbenennung von Wolgograd zu Stalingrad
In der Resolution der KPRF wird auch gefordert, die Stadt und das Gebiet Wolgograd wieder in Stalingrad umzubenennen. Den Namen Stalingrad trug die Stadt von 1925 bis 1961. Sie wurde vom ursprünglichen Namen Zarizyn auf Stalingrad umbenannt, weil Stalin im russischen Bürgerkrieg eine wichtige Rolle bei der Verteidigung der Stadt gegen die Truppen der Konterrevolutionäre spielte. Im zweiten Weltkrieg wurde die Stadt zur Heldenstadt um nach einer langandauernden erbarmungslosen Belagerung durch die deutschen Nazi-Truppen zum Symbol für den Siegeswillen des sowjetischen Volkes. Mit der Befreiung von Stalingrad begann der Siegeszug der Roten Armee gen Westen, der schließlich in Berlin endete und dem Hitler-Faschismus den Garaus machte. Im Zuge der „Entstalinisierung“ unter Cruschtschow wurde die Stadt 1961 in Wolgograd umbenannt, nach dem Riesenfluss, an dessen Ufer sie liegt.
Quelle: Swobodnaja Pressa/KPRF