Am 16. Juni 1963 startete mit Walentina Tereschkowa die erste Frau ins All. Die sowjetische Kosmonautin verbrachte an Bord der Wostok 6 fast drei Tage im Weltraum.
Der 16. Juni 1963 markierte einen abermaligen Meilenstein der menschlichen Raumfahrt, für den die UdSSR verantwortlich war. Etwas mehr als zwei Jahre nach Juri Gagarin schickte die Sowjetunion auch die erste Frau ins All. Um exakt 12.29 Moskauer Zeit startete die Rakete Wostok 6 vom Kosmodrom Baikonur (Kasachische SSR), nach wenigen Minuten wurde die vorgesehene Erdumlaufbahn erreichte.
An Bord war die 26-jährige Walentina Wladimirowna Tereschkowa (* 6. März 1937), eine diplomierte Technikerin, die im Februar 1962 ins sowjetische Kosmonautenkorps aufgenommen worden war. Gemeinsam mit drei Kolleginnen durchlief sie nach einem Auswahlverfahren unter 400 Bewerberinnen das Ausbildungs- und Trainingsprogramm, ehe sie im 21. Mai 1963 für den ersten weiblichen Raumflug ausgewählt wurde. Die Mission war von kleineren Schwierigkeiten begleitet, verlief jedoch weitgehend nach Plan, u.a. wurde ein Rendezvous mit der bereits zuvor gestarteten Wostok 5 durchgeführt.
Nach 48 Erdumrundungen sowie zwei Tagen und 22 Stunden kehrte Tereschkowa auf ihren Heimatplaneten zurück: Am Vormittag des 19. Juni 1963 erfolgte der Wiedereintritt in die Atmosphäre, schließlich katapultierte sich die Kosmonautin mit dem Schleudersitz aus der Kapsel und landete per Fallschirm, wie es bei den Wostok-Missionen üblich war. Die erfolgreiche Mission machte Tereschkowa zur Pionierin der Raumfahrt, zur ersten Frau im All – und zu einem Vorbild für Millionen Menschen.
Denn dass die junge Frau 1963 in den Weltraum starten würde, war nicht unbedingt vorherbestimmt. Als Tochter einer Textilarbeiterin und eines im finnischen Winterkrieg gefallenen Traktoristen war sie zunächst als Fabrikarbeiterin, dann als Schneiderin tätig. Doch das progressive sowjetische Bildungssystem ermöglichte ihr, wie vielen anderen Arbeiterinnen und Arbeitern, die gezielte Fortbildung – und schließlich auch den Flug dorthin, wo nie eine Frau zuvor gewesen ist.
Nach ihrer gefeierten Rückkehr engagierte sich Tereschkowa politisch. 1966 wurde sie in den Obersten Sowjet gewählt, ab 1968 war sie Vorsitzende der Frauenkommission der UdSSR, 1971 wurde sie ins Zentralkomitee der KPdSU aufgenommen. Der politische Weg nach der Konterrevolution war weniger ruhmreich: Seit 2011 ist Walentina Tereschkowa Abgeordnete zur russischen Staatsduma für die Putin-Partei „Einiges Russland“ – diese Funktion übt sie auch heute noch aus, im Alter von 86 Jahren.