Im Jänner 1961 starb der kongolesische Freiheitsheld Patrice Lumumba im Gefolge eines von den imperialistischen Staaten betriebenen Putsches.
Kinshasa. Der 17. Jänner markiert den (vermutlichen) Todestag des kongolesischen Politikers Patrice Lumumba, der 1961 im Gefolge des Militärputsches von 1960 getötet wurde. Er gilt weltweit als Symbolfigur des antikolonialen und antiimperialistischen Freiheitskampfes der afrikanischen Nationen, obwohl ihm nur eine kurze politische Wirkungsperiode zur Verfügung gestanden hatte.
Kampf für Unabhängigkeit und Selbstbestimmung
Der am 2. Juli 1925 in der damaligen Kolonie Belgisch-Kongo als Tasumbu Tawosa geborene Patrice Émery Lumumba wurde als Mitbegründer der „Nationalen Kongolesischen Bewegung“ (Mouvement National Congolais, MNC) spätestens ab 1958 zu einem der Wortführer der Unabhängigkeitsbewegung des Kongos vom Königreich Belgien. Im Mai 1960 ging die MNC aus den Parlamentswahlen als stärkste Kraft hervor, mit der Unabhängigkeit am 30. Juni desselben Jahres wurde Lumumba erster Ministerpräsident der eigenständigen Republik Kongo (heute: Demokratische Republik Kongo). Er vertrat einen aufgeklärt-humanistischen, sozialliberalen und panafrikanistischen Kurs, der Wert auf soziale Gerechtigkeit und vor allem auf nationale wie wirtschaftliche Selbständigkeit gegenüber Westeuropa und den USA legte. Doch der Imperialismus hatte trotz formell zugestandener politischer Unabhängigkeit freilich weiterhin eigene Interessen im Kongo, insbesondere jene nach Bodenschätzen (Diamanten, Gold, Kupfer, Zink, Uran) und landwirtschaftlichen Ressourcen (Kautschuk, Baumwolle, Palmöl, Holz). Dies brachte Lumumba natürlich in Konflikt mit den führenden Mächten des Westens sowie insbesondere mit der ehemaligen Kolonialmacht, dessen König Baudouin zudem von ihm öffentlich und mit deutlichen Worten für sein Lob der angeblichen „zivilisatorischen Errungenschaften“ des Kolonialismus zurechtgewiesen wurde. Im Zuge der vermehrten abermaligen imperialistischen Einmischung bemühte sich die Regierung Lumumbas um Hilfe der UNO, die – euphemistisch formuliert – wirkungslos blieb, sowie um jene der UdSSR, die zu spät kam. Letzteres nützten die westeuropäischen und nordamerikanischen Regierungen und ihre Medien freilich, um gegen Lumumba als vermeintlichen „Kommunisten“ zu hetzen und zu intrigieren.
Imperialistischer Putsch und Ermordung
Und dies mit Erfolg: Mit Hilfe belgischer, US-amerikanischer und britischer Gelder, Logistik, Geheimdienstaktivitäten und teilweise militärischer Rückversicherung wurde der amtierende Ministerpräsident schon im Herbst 1960 durch einen Militärputsch gestürzt und zur Flucht aus der Hauptstadt Léopoldville (seit 1966: Kinshasa) gezwungen. Die Macht übernahm der Oberkommandierende der Armee – und spätere Diktator von Zaire – Joseph Mobutu. Im Jänner 1961 wurde Lumumba bei Élisabethville (Lubumbashi) in Katanga, der südlichen Grenzregion zu Sambia, gefangen genommen. Nach Misshandlung und Folter wurde er schließlich, vermutlich am 17. Jänner 1961, von kongolesischen Soldaten unter belgischem Oberkommando erschossen. Der Leichnam wurde zunächst verscharrt, dann aber wieder ausgegraben und vollständig vernichtet, um die Tat zu vertuschen. Die direkte Verstrickung der CIA und des britischen MI6 sowie die mutmaßlichen Tötungsanweisungen von US-Präsident Eisenhower sowie dem belgischen König Baudouin waren und sind bis heute Gegenstand historischer Untersuchungen. Während die imperialistischen Regierungen, das Monopolkapital und seine Medien den Tod Lumumbas seinerzeit unverhüllt bejubelten, erfuhr er andernorts verschiedene posthume Würdigungen, v.a. in der UdSSR, in der DDR oder in Kuba. Als Märtyrer der Entkolonialisierung und der antiimperialistischen Bewegung Afrikas ist Patrice Lumumba eine wichtige Symbolfigur für Selbstbestimmung und sozialen Fortschritt geblieben. Denn es ist, wie Jean-Paul Sartre 1963 schrieb: „Mort, Lumumba cesse d’être une personne pour devenir l’Afrique toute entière.“ – „Seit Lumumba tot ist, hört er auf, eine Person zu sein. Er wird zu ganz Afrika.“