HomeFeuilletonGeschichteVor 70 Jahren: Justizmord an Ethel und Julius Rosenberg

Vor 70 Jahren: Justizmord an Ethel und Julius Rosenberg

Am 19. Juni 1953 starben Julius Rosenberg und seine Ehefrau Ethel auf dem elektrischen Stuhl im Sing Sing-Gefängnis von New York. Sie waren der Rüstungsspionage angeklagt und zum Tode verurteilt worden. Es handelte sich dabei um einen berühmten Fall eines politisch-ideologischen Justizmordes, dem ein fingierter Prozess vorausgegangen war.

Julius Rosenberg (geb. 1918) und Ethel Greenglass (geb. 1915) waren New Yorker Nachkommen jüdischer Einwanderer aus Europa. Sie lernten einander 1936 in den Reihen der Young Communist League (YCL) kennen und heirateten 1939. Aus der Ehe gingen zwei Kinder, Robert und Michael, hervor. Ab 1942 war Julius Rosenberg Mitglied der Kommunistischen Partei der USA (CPUSA).

Während er als selbständiger Elektrotechniker eine kleine Reparaturwerkstatt betrieb, arbeitete Ethel als kaufmännische Angestellte. Mit dem Atomwaffenprogramm der USA hatten beide nichts zu tun, weswegen sie auch keine Zugangsmöglichkeit zu relevanten Informationen hatten. Im Zuge der FBI-Ermittlungen gegen Klaus Fuchs, Harry Gold und Ethels Bruder David Greenglass tauchte jedoch auch der Name Rosenberg auf – und rasch wurde um die beiden herum eine abenteuerliche Geschichte konstruiert, die in den Antikommunismus der McCarthy-Zeit passte. Am 7. Juli 1950 erfolgte die Verhaftung, am 6. März 1951 begann der Prozess.

Nach heutigem Stand der Dinge ist davon auszugehen, dass Julius Rosenberg zwar in Kontakt mit sowjetischen Behörden stand, aber unmöglicher Weise Geheimnisse über das US-Atomprogramm weitergeben konnte. Darauf beruhte jedoch die Anklage, denn gemäß dem Espionage Act ging es um den Verrat oder den Versuch des Verrats von Informationen, die für die Landesverteidigung relevant sind, gegenüber ausländischen Regierungen, in diesem Fall der UdSSR. Inzwischen weiß man, dass im historischen Kontext hierfür vielmehr der niemals angeklagte Theodore Hall (1925–1999) verantwortlich war.

Julius Rosenberg wurde zum Verhängnis, dass er schwieg: Er weigerte sich, inhaftierte CPUSA-Funktionäre zu denunzieren oder andere Namen preiszugeben, um selbst Nachsicht zu erhalten – im Gegensatz zu seinem Schwager, der nach einem Deal mit der Staatsanwaltschaft sogar seine eigene Schwester ans Messer lieferte. Ethels Unschuld hätte nach heutigen Einschätzungen jederzeit bewiesen werden können, doch sie lehnte es ab, ihrem Mann von der Seite zu weichen. Und so produzierte die US-Justiz mit Wissen der Regierung falsche Beweise und Aussagen, um eine Verschwörung der Rosenbergs „aufzudecken“, die es in dieser Form nicht gab. Inzwischen ist hinlänglich bekannt und von diversen US-Behörden eingestanden: Ethel Rosenberg war unschuldig und bestenfalls Mitwisserin; die „Spionagetätigkeit“ von Julius Rosenberg war unbedeutend; das Urteil kam u.a. aufgrund von Beweismittelfälschung, falschen Zeugenaussagen und Druck auf die Geschworenen zustande. Im Hintergrund wirkten Antikommunismus, Antisowjetismus und Antisemitismus.

In dieser Situation kam der Schuldspruch vom 5. April 1951 nicht überraschend, das doppelte Todesurteil jedoch schon: Nie zuvor oder danach wurden in den USA Zivilisten wegen Spionage hingerichtet, auch alle Mitangeklagten der Rosenbergs kamen mit Gefängnisstrafen davon. Die US-Administration brauchte jedoch ein vermeintliches Zentrum des prosowjetischen Atomspionagerings, das man öffentlich präsentieren konnte – und es blieben nur Julius und Ethel Rosenberg. Trotz Protesten und Gnadengesuchen – vom Papst bis Albert Einstein – blieb das Urteil aufrecht.

Am 19. Juni 1953 wurde es vollstreckt. Hintereinander starben Julius und Ethel Rosenberg auf dem elektrischen Stuhl. Die Klassenjustiz der USA ermordete an diesem Tag zwei Menschen, von denen sie wusste, dass sie zu Unrecht zum Tode verurteilt worden waren. Ethel und Julius Rosenberg sind Opfer eines wahren Unrechtsregimes, nämlich des plutokratischen kapitalistisch-imperialistischen US-Systems, des repressiven Antikommunismus, für den Menschenleben nichts zählen. Es ist höchst angebracht, auch nach 70 Jahren die Namen von Ethel und Julius Rosenberg in Erinnerung zu behalten – ebenso wie das US-Staatsverbrechen, das an ihnen im Namen der bürgerlichen „Justiz“, der „Demokratie“ und der „Freiheit“ begangen wurde.

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