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Zum 110. Geburtstag von Jura Soyfer

Der heurige 8. Dezember markiert den 110. Geburtstag des kommunistischen Schriftstellers Jura Soyfer (1912–1939). Er wurde nur 26 Jahre alt und starb im deutsch-faschistischen KZ Buchenwald.

Jura Soyfer wurde am 8. Dezember 1912 in der russischen Stadt Charkow geboren. Seine jüdische Familie floh 1920 im Zuge des Bürgerkrieges nach Österreich und ließ sich schließlich in Wien nieder. Am Gymnasium schloss sich Juri, wie er eigentlich hieß, dem Verband sozialistischer Mittelschüler an und beschäftigte sich eingehend mit dem Marxismus. Sein sprachliches und literarisches Talent nützte er für die Mitarbeit in sozialdemokratischen Agitprop‑, Kabarett- und Theatergruppen, für die er szenische Situationen schrieb. In der „Arbeiter-Zeitung“ veröffentlichte er politische Lyrik.

Nach den Februarkämpfen von 1934 war Soyfer enttäuscht vom Versagen der Sozialdemokratie und schloss sich der illegalen KPÖ an. In dieser Zeit begann er auch die Arbeit an seinem Roman „So starb eine Partei“, der eine Abrechnung mit der falschen Politik der SDAP darstellen sollte, von dem aber nur ein Fragment erhalten ist. Unter den schwierigen Bedingungen des Austrofaschismus bemühte sich Soyfer als Theaterautor um eine Politisierung des Volksstückes und näherte sich auf diese Weise dem epischen Theater im Sinne Bertolt Brechts an.

Diese Werke der Jahre 1936 und 1937 beinhalten Aufklärung und Kritik, Anklage und Aufruf, teilweise unter Ausnützung absurder Elemente und Situationen – immer propagandistisch auf die proletarischen Massen orientiert, die sich in der realen Welt gegen die kapitalistische und faschistische Unterdrückung erheben müssen, obgleich bisweilen ein wenig Pessimismus mitklingt. Zu diesen Stücken gehören „Der Weltuntergang – Die Welt steht auf kein’ Fall mehr lang“, „Der Lechner Edi schaut ins Paradies“, „Astoria“, „Vineta“ und „Broadway Melodie 1492“ sowie die Szenen „Geschichtsstunde im Jahre 2035“, „Bilder um einen Würstelwagen“ und „Der treueste Bürger Bagdads“.

1937 wurde Soyfer aufgrund einer Verwechslung eigentlich irrtümlich verhaftet, wegen seiner kritischen Stücke aber trotzdem zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Am 17. Februar 1938 kam er wieder frei, blieb es aber nur für 26 Tage. Denn als die Nazis in Österreich einmarschierten, versuchte Soyfer am 13. März in die Schweiz zu fliehen, wurde jedoch in Vorarlberg festgenommen. Im Juni 1938 kam er ins KZ Dachau, wo er mit dem Text zu dem von Herbert Zipperer komponierten „Dachau-Lied“ ein letztes eindrucksvolles Werk schuf. Im Herbst wurde Soyfer ins KZ Buchenwald verlegt, wo er am 16. Februar 1939 an Typhus starb. Seine Asche wurde später nach New York verbracht, wo sich sein Grabstein am Mount Richmond Cemetery befindet.

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