HomeInternationalesEx-Fußballer Chilavert will Präsident Paraguays werden

Ex-Fußballer Chilavert will Präsident Paraguays werden

„Bulldog“ José Luis Chilavert war auf und neben dem Fußballplatz eine polarisierende Figur. Nun strebt er offenbar eine politische Karriere an.

Asunción. Während seiner aktiven Sportlerkarriere 1982–2005 galt der inzwischen 55-jährige José Luis Chilavert als einer der berühmtesten und besten Torhüter im Profifußball. Der Paraguayer spielte u.a. für San Lorenzo und Vélez Sarsfield in Argentinien, für Real Saragossa und Racing Strasbourg sowie 74 Mal für die Nationalmannschaft seines Heimatlandes. Sein Legendenstatus rührt – für einen Torwart recht ungewöhnlich – von seiner Torgefährlichkeit: Für seine Klubs erzielte er nicht weniger als 62 Tore, die meisten aus Elfmetern, aber eben auch durch einige direkt verwandelte Freistöße in (gegnerischer) Strafraumnähe. Achtmal scorte er für das paraguayische Team, unter anderem auch in der WM-Qualifikation und bei der Copa América. Ähnlich trefferreiche Goalie-Karrieren weisen lediglich die Kollegen Jorge Campos und René Higuita auf. Chilavert wusste sich also in Szene zu setzen und war eine Leitfigur am Platz. Gutes sportliches Benehmen war nicht seine Stärke: Brutale Fouls, Tätlichkeiten, Beleidigungen und Spuckattacken gehören zur unrühmlichen Seite Chilaverts, der mit seinen Gegenspielern wenig zimperlich umging – der (selbst vermarktete) Spitzname „Bulldogge“ kam nicht von irgendwo. Und so „verband“ ihn beispielsweise eine tiefe Feindschaft mit Diego Maradona. Diese hatte allerdings auch politische Hintergründe.

Denn Chilavert war immer auch abseits des Platzes nicht gerade auf den Mund gefallen. Er inszenierte sich als Kämpfer gegen die grassierende Korruption im südamerikanischen Fußball und im Nationalen Olympischen Komitee Paraguays, aber auch als scharfer Kritiker der Armut in seiner Heimat. Schon lange wurde erwartet, dass er sich der Politik zuwenden würde, und nun kündigte Chilavert via Twitter an, im Jahr 2023 für das Amt des Präsidenten von Paraguay zu kandidieren. Doch seine Selbstdarstellung als vermeintlicher Volkstribun soll nicht darüber hinwegtäuschen, wo er steht – nämlich weit rechts. Er gilt, wenngleich er den gegenwärtigen Präsidenten Benítez kritisiert, tendenziell als der in Asunción seit Jahrzehnten fast durchgängig regierenden Colorado-Partei nahe stehend, die als rechtskonservative, nationalistische Kraft der Oligarchie, des Großgrundbesitzes und des Militärs fungiert. Insofern hat Chilavert wohl nicht so richtig begriffen, warum der Großteil der Bevölkerung Paraguays arm ist, denn er unterstützt die Reichen und das Kapital, während er dem Volk mitunter Faulheit unterstellt. Als seine politischen Vorbilder benannte er in der Vergangenheit u.a. José María Aznar (Spanien), Mauricio Macri (Argentinien), Sebastián Piñera (Chile) und sogar Jair Bolsonaro (Brasilien), also ein gewisses Who-is-who der iberisch-lateinamerikanischen Reaktion. Hingegen wettert Chilavert gerne gegen Venezuela, die chilenischen Volksproteste und den „Sozialismus des 21. Jahrhunderts“. 2012 begrüßte er in seinem Heimatland den Staatsstreich gegen den amtierenden linken Präsidenten Fernando Lugo und forderte militärisches Durchgreifen gegen linke Gruppen. Papst Franziskus wirft er angesichts dessen sozialer Wortmeldungen regelmäßig vor, sich ungebührlich in die Politik einzumischen. Man wünscht sich für das paraguayische Volk, dass Chilaverts eigener politischer Einmischung kein Erfolg beschieden sein wird.

Quelle: El País (Uruguay)

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