Zwei Jahre nach dem letzten Triumph holen sich die Azzurri unter Antonio Conte erneut den Scudetto – mit eiserner Abwehr, überraschenden Helden und einem Trainer, der aus harter Arbeit einen Meister formte. Ein Titel, der Geschichte schreibt.
Cagliari/Neapel. Der SSC Neapel ist zum vierten Mal italienischer Meister – ein Triumph, der zwei Jahre nach dem letzten Titelgewinn 2023 und über drei Jahrzehnte nach dem legendären Maradona-Zeitalter erneut die Straßen der Stadt in Blau taucht. Die Azzurri holen sich den Scudetto in einer Saison, die unter der Führung von Antonio Conte geprägt war von eiserner Disziplin, taktischer Strenge und einem langen Atem – das zweite Meisterstück in der Ära von Präsident Aurelio De Laurentiis.
Die Erfolgsgeschichte beginnt offiziell am 26. Juni 2024, als Conte im Palazzo Reale als neuer Trainer vorgestellt wird. Mit seinem dialektalen Mantra „Amma fatica’“ – „Wir müssen schuften“ – gibt er der Mannschaft eine neue DNA. Ein kraftvoller Appell, der sich tief ins Selbstverständnis der Mannschaft einprägt und den Grundstein für eine Spielzeit legt, die Neapel wieder an die Spitze des italienischen Fußballs führt.
Lukaku ersetzt Osimhen, McTominay überrascht
Schon der Transfersommer zeigt Wirkung: Die Verpflichtungen von Alessandro Buongiorno (vom FC Turin), Romelu Lukaku (kurz vor Ende des Transferfensters), sowie drei jungen Wagnissen – McTominay und Gilmour aus der Premier League sowie Neres von Benfica – erweisen sich als punktgenau. Besonders Buongiorno gibt der Defensive neue Stabilität, während Lukaku als kraftvoller Zielspieler die Lücke schließt, die Osimhen hinterlassen hat. McTominay, eigentlich Mittelfeldspieler, wird zur Überraschung der Saison – mit 12 Toren avanciert er zum „zusätzlichen Stürmer“. Dies sind auch deshalb positive Nachrichten, da sich die beiden Ausnahmetalente des letzten Scudetto, Victor Osimhen und Chwitscha Kwarazchelia, als nicht besonders loyal erwiesen hatten – beide hatten nach dem Sieg 2022–2023 in Interviews klargemacht, dass sie den SSC Napoli eher als Sprungbrett in die Premier League (Osimhen) und respektive in die Primera División (Kwarazchelia) gesehen hatten. Kwarazchelia hat es unterdessen zum Verein Paris Saint-Germain verschlagen und Osimhen zu Galatasaray Istanbul.
Die Saison beginnt stark: Zwischen dem zweiten und zehnten Spieltag holt Napoli neun Siege und ein Unentschieden – die erste Duftmarke im Titelkampf. Das 1:1 bei Inter im November zeigt, dass mit Napoli zu rechnen ist. Zur Jahreswende folgt ein weiterer Schub: sieben Siege in Serie, darunter prestigeträchtige Erfolge gegen Atalanta und Juventus. Die Azzurri etablieren sich endgültig als Hauptkonkurrent von Inter im Rennen um den Scudetto.
Am 1. März dann das Rückspiel gegen Inter – ein mitreißendes Duell, das Napoli nach großem Kampf mit einem späten Ausgleich beendet. Ab dann beginnt ein packendes Kopf-an-Kopf-Rennen. Im April, rund um das Osterwochenende, setzt sich Napoli mit Siegen gegen Monza und Torino an die Spitze – ein Vorsprung, den die Mannschaft bis zum Ende nicht mehr aus der Hand gibt.
In der entscheidenden Partie gegen Cagliari sind es dann zwei Symbolfiguren dieser Spielzeit, die den Titel festmachen: McTominay und Lukaku treffen beim 2:0 in Fuorigrotta. Nach einer Stunde ist die Partie entschieden – und Neapel liegt sich in den Armen. Um kurz vor 23 Uhr am 23. Mai 2025 bebt das Stadio Diego Armando Maradona: Der vierte Meistertitel ist perfekt.
Beste Verteidigung der Serie A
Statistisch war es vor allem die Abwehr, die den Unterschied ausmachte: Nur 27 Gegentore in 38 Spielen – die beste Defensive der Serie A und besser als die vieler europäischer Spitzenklubs (Liverpool 40, Barcelona 39, Bayern München 32, PSG 35). Aber auch der Angriff lieferte, wenn auch nicht in den Ausmaßen früherer Jahre: Lukaku erzielte 14 Tore, acht davon als Führungstreffer. McTominay steuerte 12 Treffer bei – gemeinsam kommen sie auf 26 Tore, ebenso viele wie Osimhen beim Titelgewinn 2023. Insgesamt traf Napoli 59-mal – ein neuer Tiefstwert für einen Meister in einer 20er-Liga, aber ein Ausdruck von Effizienz und mannschaftlicher Geschlossenheit.
Für den Ex-Juvespieler Antonio Conte ist es der fünfte Meistertitel seiner Trainerkarriere – und einer der wertvollsten. Wie schon 2017 beim FC Chelsea übernahm er ein Team, das in der Vorsaison nur auf Platz zehn landete, und führte es im ersten Jahr zum Titel. Einmal mehr hat er bewiesen, dass aus harter Arbeit, kluger Kaderplanung und taktischer Stringenz ein Meister entstehen kann.
Quellen: tuttosport / SSCNapoli