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Aluminium-Import: Fällt Russland weg, muss sich die EU den Markt mit den USA im Nahen Osten aufteilen

Europäische und US-amerikanische Käufer werden in einen verschärften Konkurrenzkampf um Aluminium aus dem Nahen Osten treten, wenn die EU in den kommenden Monaten ein Verbot für russisches Metall verhängt. Damit würde zudem ein Preisanstieg ausgelöst werden, der an das Jahr 2018 erinnert, als Sanktionen gegen Rusal verhängt wurden.

Ein Wettlauf um Aluminium aus Ländern des Nahen Ostens, darunter die Vereinigten Arabischen Emirate und Bahrain, wird die Inflation für westliche Unternehmen in der Transport‑, Verpackungs- und Bauindustrie verschärfen. Aluminium ist ein Schlüsselbestandteil für Elektrofahrzeuge. Da es wesentlich leichter ist als Stahl, ist es heute eins der wichtigsten Metalle für eine breite Palette von Teilen für Elektrofahrzeuge.

Die EU diskutiert seit Monaten über Sanktionen, die russisches Aluminium verbieten würden. In ihrem jüngsten Paket zum zweiten Jahrestag des russisch-ukrainischen Krieges waren keine neuen Sanktionen gegen Aluminium enthalten, aber es wird erwartet, dass der Block bald ein weiteres Paket mit neuen Einfuhrverboten vorschlagen wird.

Importe im Vergleich

Die US-Importe von russischem Aluminium sind im vergangenen Jahr auf 16.902 Tonnen oder 0,4 Prozent der Gesamtmenge gesunken, gegenüber vier Prozent im Jahr 2022 und fast neun Prozent im Jahr 2018, wie Zahlen von Trade Data Monitor (TDM) zeigen. Obwohl die EU-Einfuhren von russischem Aluminium zurückgegangen sind, sind sie immer noch beträchtlich. Laut TDM beliefen sich die EU-Importe von russischem Aluminium im Jahr 2023 auf insgesamt 512.122 Tonnen oder acht Prozent der Gesamtmenge, verglichen mit zwölf Prozent im Jahr 2022 und 19 Prozent im Jahr 2018.

Die EU-Importe von Aluminium aus dem Nahen Osten beliefen sich im vergangenen Jahr dagegen auf fast 1,2 Millionen Tonnen oder 18,8 Prozent der Gesamtmenge, während die USA mehr als 800.000 Tonnen oder 19,3 Prozent importierten.

Defizit nicht „schnell vollständig auszugleichen“

Nach Angaben des International Aluminium Institute waren die Produzenten im Nahen Osten im vergangenen Jahr für 6,2 Millionen Tonnen oder fast neun Prozent der weltweiten Lieferungen verantwortlich. Etwa zwei Millionen Tonnen davon wurden nach Europa und in die Vereinigten Staaten geliefert. Durch den Wegfall des russischen Metalls würde in Europa ein Defizit von etwa 500 000 Tonnen entstehen, das nur zum Teil durch die Wiederinbetriebnahme stillgelegter Kapazitäten in der Region ausgeglichen werden könnte.

„Die Lieferanten aus dem Nahen Osten werden nicht in der Lage sein, das europäische Defizit schnell vollständig auszugleichen“, sagte Dmitri Ceres vom US-amerikanischen Aluminiumhändler PerenniAL.

Käufer von Aluminium auf dem physischen Markt zahlen den Preis der Londoner Metallbörse (LME) plus einen Aufschlag zur Deckung von Transport- und Bearbeitungskosten sowie Steuern.

„Die europäischen Prämien werden steigen müssen, um Metall aus anderen Regionen, einschließlich der Vereinigten Staaten, abzuziehen. Die Prämien in den USA werden ebenfalls steigen müssen, um das Metall zu halten“, so Ceres.

Kein Anstieg wie 2018 erwartet

Die US-Sanktionen gegen den russischen Hersteller Rusal im April 2018 lösten eine Krise aus, die dazu führte, dass der Aluminiumpreis an der Londoner Metallbörse (LME) innerhalb weniger Tage um 35 Prozent auf ein Sieben-Jahres-Hoch anstieg. Die zollpflichtigen Prämien in Europa schossen im folgenden Monat um 45 Prozent in die Höhe, während die Prämien in den USA im gleichen Zeitraum um 20 Prozent stiegen. Es wird jedoch als unwahrscheinlich eingeschätzt, dass die Preise im Falle eines neuen Verbots so stark ansteigen wie 2018, da es in Asien Überschüsse gibt und das russische Angebot wahrscheinlich auch nach China umgeleitet wird, das bereits jetzt ein wichtiger Abnehmer von russischem Aluminium ist.

Verbot ausschlaggebend

Die Stärke der Reaktion wird jedoch davon abhängen, ob die LME als Folge der EU-Sanktionen beschließt, Aluminium russischen Ursprungs zu verbieten, das 90 Prozent der Bestände in den an der LME registrierten Lagerhäusern ausmacht.

„Würden die Tonnagen von Rusal bei Transaktionen an der LME nicht mehr akzeptiert, würden angesichts des Mangels an nicht-russischem Metall in den Lagern die physischen Prämien und die LME-Preise aller Wahrscheinlichkeit nach heftig in die Höhe schießen“, so Michael Widmer, Analyst der Bank of America.

Die Selbstsanktionierung und die 200-prozentigen Zölle auf US-Importe haben dazu geführt, dass viele US-Unternehmen von Russland in andere Länder, einschließlich des Nahen Ostens, abgewandert sind.

„Die EU-Sanktionen gegen russisches Aluminium werden zu höheren Prämien in Europa führen. Die US-Prämien werden dann ebenfalls steigen müssen, um wettbewerbsfähig zu bleiben“, sagte David Wilson, Analyst bei BNP Paribas. Dabei sind die europäischen Prämien bereits höher, da die Transportkosten für das Metall aus dem Nahen Osten und anderen asiatischen Ländern wegen der Angriffe von militanten Houthi im Roten Meer gestiegen sind. Diese zielen auf eine Route ab, die dem Ost-West-Handel die Nutzung des Suezkanals ermöglicht.

Quelle: Reuters

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