Die geopolitischen Spannungen im Nahen und Mittleren Osten verschärfen sich. Mit der Wiedereinführung der Sanktionen gegen den Iran wird weiter Öl ins Feuer gegossen und eine weiter Zündschnur für eine Explosion in der Region gelegt.
Bereits Ende August hatten die europäischen Staaten Deutschland, Frankreich und Großbritannien (E3) angekündigt, den sogenannten Snapback-Mechanismus im Rahmen des Wiener Atomabkommens (JCPOA) auszulösen. Dieser erlaubt es, frühere UN-Sanktionen automatisch wieder einzusetzen – allerdings nur noch bis Mitte Oktober, wenn die entsprechende Bestimmung endgültig ausläuft.
Am 20. September kam es dann im UN-Sicherheitsrat zur Abstimmung über eine Resolution Südkoreas, die die Aufhebung der Sanktionen verlängern sollte. Sie scheiterte klar: Die USA, Großbritannien, Frankreich und weitere Verbündete, darunter auch Griechenland, stimmten dagegen. Russland, China, Algerien und Pakistan votierten dafür, während Südkorea und Guyana sich enthielten. Damit ist der Weg für die Wiedereinführung der Strafmaßnahmen frei – spätestens ab 27. September könnten sie wieder gelten.
Teheran bezeichnet das Vorgehen der westlichen Staaten als „illegal“ und droht mit dem Abbruch der Zusammenarbeit mit der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), sollte der Snapback tatsächlich greifen. Außenminister Abbas Araghtschi warnte: „Jeder feindselige Akt gegen Iran macht die jüngsten Vereinbarungen null und nichtig.“ Moskau und Peking kritisieren das Vorgehen scharf. Der russische UN-Botschafter sprach von einem „Spiel mit gezinkten Karten“, während Chinas Vertreter warnte, der Schritt werde Konflikte verschärfen statt sie zu lösen.
Parallel dazu verschärft sich der regionale Kontext: Israel, unterstützt von den USA, führt intensive Gespräche mit syrischen Oppositionsgruppen und dschihadistischen Milizen. Beobachter halten eine „Sicherheitsvereinbarung“ zwischen Tel Aviv und Teilen der syrischen Opposition bis Ende 2025 für möglich – ein Szenario, das den Druck auf Teheran weiter erhöhen würde.
Militärpakt zwischen Riad und Islamabad
Zeitgleich haben Saudi-Arabien und Pakistan ein bilaterales Sicherheitsbündnis geschlossen. Die Vereinbarung verpflichtet beide Seiten zum gegenseitigen militärischen Beistand und hebt die jahrzehntelange Kooperation auf eine neue Ebene. Sollte einer der beiden Staaten angegriffen werden, gilt dies künftig als Angriff auf beide.
Pakistan ist die einzige muslimische Atommacht – ein Umstand, der dem Bündnis besondere Brisanz verleiht. Zwar gilt ein Einsatz der Nuklearwaffen zugunsten Saudi-Arabiens als unwahrscheinlich, doch die bloße Möglichkeit verändert die strategische Lage erheblich. Für Riad ist der Schritt zugleich eine Absicherung gegen die Unsicherheit, ob Washington im Ernstfall tatsächlich militärischen Beistand leisten würde.
Für die USA bedeutet das Abkommen einen weiteren Hinweis auf den eigenen schwindenden Einfluss am Persischen Golf. China hingegen stärkt indirekt seinen Spielraum, da es enge militärische und wirtschaftliche Beziehungen zu Pakistan pflegt. Indien, traditionell Rivale Islamabads, sieht die Entwicklung mit Sorge. Eine unmittelbare Eskalation gilt zwar als unwahrscheinlich, dennoch dürfte Neu-Delhi auf das neue Bündnis mit eigenen sicherheitspolitischen Schritten reagieren.
Die geplante Wiedereinführung der „westlichen“ Sanktionen gegen den Iran und das saudisch-pakistanische Verteidigungsbündnis fügen sich zu einem besorgniserregenden Gesamtbild. Während Teheran Gefahr läuft, international noch weiter isoliert zu werden, sucht Riad Schutzmechanismen jenseits der USA – notfalls mit nuklearer Implikation. Die EU und die NATO zündeln damit weiter in sich verschärfenden Machtkonflikten zwischen Regionalmächten und globalen Akteuren.