Goma. Die Demokratische Republik Kongo (DRK) ist reich an Bodenschätzen wie Kobalt und Kupfer – Rohstoffe, die weltweit für Technologien wie Elektrofahrzeuge und erneuerbare Energien unverzichtbar sind. Doch das Lobito-Korridor-Projekt, das diese Schätze effizienter zu internationalen Märkten transportieren soll, wird kritisch eingeschätzt.
Eine zwiespältige Perspektive
Das Projekt, das eine 1.300 Kilometer lange Bahnstrecke von Angola durch Sambia bis in die DRK umfasst, wird von den politischen Eliten als Fortschritt für die regionale Integration und wirtschaftliche Transformation gepriesen. Präsident Felix Tshisekedi spricht von einer „einzigartigen Chance“, durch die 30.000 Arbeitsplätze entstehen und die Armut in der DRK verringert werden könnten. Aber klar ist, dass Profite im Vordergrund stehen und es sicherlich nicht um ein soziales Projekt geht
Vor Ort sind die Meinungen entsprechend gespalten. Während einige Hoffnung schöpfen, dass die Infrastrukturentwicklung Arbeitsplätze und wirtschaftliche Chancen bringt, sehen andere das Projekt kritisch. Die Geschichte des Landes, geprägt von jahrhundertelanger Ressourcenausbeutung, nährt die Sorge, dass der Lobito-Korridor lediglich ein neues Einfallstor für die Ausplünderung der kongolesischen Rohstoffe darstellt, und das sicherlich zurecht.
Der Preis der Effizienz
Die Befürworter des Projekts argumentieren, dass der Lobito-Korridor die Transportkosten für die Ausfuhr von Rohstoffen erheblich senken würde. Bisher werden Kobalt und Kupfer über lange, ineffiziente Routen zu den Häfen von Durban (Südafrika) oder Dar-es-Salaam (Tansania) transportiert, bevor sie den Londoner Metallmarkt erreichen.
Doch Kritikerinnen und Kritiker des Projektes warnen, dass diese Effizienz wenig zugunsten der kongolesischen Bevölkerung wirken wird. Der Lobito-Korridor senke lediglich die Kosten für Exporteure, ohne sicherzustellen, dass das Volk von den Erträgen profitiere.
Eine Geschichte der Ausbeutung
Die DRK verfügt über die weltweit größten Kobaltreserven und die siebtgrößten Kupfervorkommen, doch diese Reichtümer haben bisher nicht zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Bevölkerung beigetragen. Im Gegenteil: Die Minen in Regionen wie Lualaba und Haut-Katanga stehen immer wieder im Fokus von Menschenrechtsorganisationen, die Arbeitsbedingungen und Umweltzerstörung anprangern.
Für viele Beobachter knüpft der Lobito-Korridor an diese Tradition an. Die Ressourcenausfuhr wird erleichtert, doch es gibt keine klaren Pläne, wie die Gewinne in den Aufbau von Schulen, Krankenhäusern oder Straßen investiert werden sollen.
Kritik durch die Bevölkerung
„Wir führen ein Leben im Elend, während unsere Rohstoffe in fremde Hände wandern“, beklagen lokale Aktivisten wie Lambert Menda. Sie fordern, dass die Gewinne aus dem Projekt in die Entwicklung der betroffenen Regionen fließen und dass die Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung an erster Stelle stehen.
Quele: Al Jazeera