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Paris siedelt Obdachlose und Geflüchtete für Olympia um

Für sportliche Aktivitäten werden die Zentren der Großstädte gern im besten Licht präsentiert, um Touristinnen und Touristen nicht abzuschrecken und sie zum Konsumieren anzutreiben. Die französische Hauptstadt will nun Obdachlose, Migranten und Migrantinnen direkt in die Provinz umsiedeln, sodass sie weit genug vom zahlenden Publikum entfernt sind.

Paris. Obdachlose und Geflüchtete in Frankreich sollen vor den Olympischen Spielen 2024 und der Rugby-Weltmeisterschaft im Herbst aus Paris in die Provinz umgesiedelt werden. Dies gab die französische Regierung bekannt und forderte die Präfekten auf, temporäre Aufnahmezentren einzurichten, von denen aus die Obdachlosen innerhalb von drei Wochen in dauerhafte Unterkünfte in den Regionen verlegt werden sollen. Die Maßnahme wurde aufgrund der Bedenken vieler Hoteliers im Großraum Paris ergriffen, die einen Ansturm von Kunden während der beiden Sportveranstaltungen befürchten.

Laut einem Bericht der Zeitung Le Monde hat der französische Wohnungsbauminister Olivier Klein darauf hingewiesen, dass viele Hoteliers sich weigerten, diese prekäre Gruppe während der Olympischen Spiele und der Rugby-Weltmeisterschaft aufzunehmen. Dadurch gingen fast 5.000 Zimmer für die Notunterbringung verloren. Diese Entscheidung hat jedoch auch Auswirkungen auf Geflüchtete, die derzeit im Großraum Paris auf der Straße oder in Notunterkünften leben.

Allerdings gibt es auch Kritik an dieser Maßnahme. Obwohl die Absicht, den Obdachlosen und Geflüchteten eine dauerhafte Unterkunft zu ermöglichen, unter Umständen auch als lobenswert eingeschätzt werden könnte, äußern einige Organisationen Bedenken darüber, dass die Umsiedlung in die Provinz ihre sozialen und beruflichen Möglichkeiten einschränken könnte. Insbesondere in Paris haben viele Obdachlose Zugang zu Hilfsangeboten und Arbeitsmöglichkeiten, die in ländlichen Regionen möglicherweise nicht in gleichem Maße vorhanden sind.

Die Pläne stießen auf Skepsis seitens der Hilfsorganisationen. Die Föderation der Akteure der Solidarität (FAS) äußerte Bedenken und betonte, dass es zwar grundsätzlich positiv sei, Menschen von der Straße zu holen und unter würdigen Bedingungen zu beherbergen. Allerdings fehle es in der Praxis an ausreichenden Notunterkünften und dem politischen Willen, eine umfassende Betreuung zu garantieren. Die bloße Verfrachtung der Menschen in Busse innerhalb von Paris sei kein effektiver Ansatz.

Die Stiftung Abbe Pierre äußerte Zweifel daran, dass es in der Praxis möglich sei, Obdachlose innerhalb von drei Wochen aus ihrer prekären Situation zu befreien und umzusiedeln, wie von Le Monde berichtet wurde. Besonders erstaunlich sei, dass dieses Programm zur Umsiedlung in die Provinz ausgerechnet mit den Olympischen Spielen zusammenfalle.

Es stellt sich die Frage, ob die Regierung damit lediglich sicherstellen wolle, dass es vor dem Ansturm von Millionen von Menschen nach Frankreich keine Zeltlager mit Obdachlosen mehr gibt. Die Bedenken der Hilfsorganisationen zeigen deutlich, dass die Pläne der Regierung mit großer Wahrscheinlichkeit nicht ausreichend auf die langfristigen Bedürfnisse der Obdachlosen eingehen und dass eine umfassendere Unterstützung und Betreuung erforderlich ist, um nachhaltige Lösungen zu finden. Nachdem der Kapitalismus nicht auf Uneigennützigkeit und Philanthropie ausgerichtet ist, ist eher anzunehmen, dass aus den temporäre Aufnahmezentren langfristige Auffanglager werden, aus denen es kein Zurück ins soziale Leben gibt.

Quelle: ORF

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