Vor Lampedusa wird eine weitere Tragödie befürchtet: Nur 27 von 63 Migranten haben die Überfahrt überlebt. Mediterranean Hope schlägt Alarm – die Situation auf der Insel spitzt sich weiter zu.
Vor der Küste von Lampedusa könnte sich das nächste „unsichtbare“ Massaker ereignet haben. Es bestehen begründete Annahmen über eine mögliche neue Tragödie im Zusammenhang mit Migration. Darauf weist Mediterranean Hope hin, ein Projekt der Föderation der evangelischen Kirchen in Italien, das sich an Migrantinnen, Migranten und Geflüchtete richtet.
Am Abend des Freitags, 11. Juli, sind einige Migrantinnen und Migranten in Lampedusa angekommen, die von Sfax in Tunesien aufgebrochen waren: Das notdürftige Boot, mit dem sie unterwegs waren, soll eineinhalb Tage lang ohne Benzin in internationalen Gewässern liegengeblieben sein. „Von den 63 Menschen, die vor vier Tagen aufgebrochen sind, haben nur 27 Lampedusa erreicht“, erklärt Mediterranean Hope.
Mehr als die Hälfte verschollen
„Sie berichten, dass sie sich irgendwann zwischen der tunesischen und der italienischen Küstenwache befanden“, erzählt Mediterranean Hope unter Berufung auf die Aussagen der Überlebenden, die die Insel Lampedusa erreicht haben. „Sie erzählen, dass sich diejenigen, die schwimmen konnten, ins Meer geworfen haben und das Boot der italienischen Küstenwache erreicht haben.“
In Porto Empedocle sind unterdessen fünfzig weitere Migrantinnen und Migranten angekommen, die aus Libyen aufgebrochen waren. Sie wurden von einem Schnellboot der Louise, dem von Künstler Banksy finanzierten Schiff einer NGO, gerettet. Ihre Notlage war zuvor von Alarm Phone gemeldet worden.
Die Situation bei den Ankünften in Lampedusa wird zunehmend komplizierter. Insgesamt befinden sich 467 Personen im Aufnahmezentrum (Hotspot) in der Gegend von Contrada Imbriacola auf der Insel, das vom Italienischen Roten Kreuz betrieben wird. Seit Mitternacht hat es fünf Anlandungen auf der Insel gegeben, mit insgesamt 271 neuangekommenen Personen, darunter die 27 von Mediterranean Hope gemeldeten. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Ansa, die sich auf das Rote Kreuz beruft, seien derzeit keine Transfers aus dem Hotspot geplant.
Quelle: l‘Unità