Im US-Bundesstaat Alabama stimmten die Beschäftigten des Konzerns erstmals über eine gewerkschaftliche Organisierung ab. Die Chancen stehen gut, dass Jeff Bezos‘ Diffamierungskampagne gescheitert ist.
Montgomery/Alabama. Im Demokratie-Entwicklungsland USA kann es erfahrungsgemäß schon mal länger dauern, bis Wahlergebnisse feststehen. So auch beim bereits am Montag abgehaltenen Entscheid über die Gewerkschaftsgründung in einem Logistiklager in Bessemer, Alabama. Es wäre die erste Gewerkschaft bei Amazon auf US-Boden. Bis zum Vorliegen eines endgültigen Resultats der Briefwahl kann es trotz eher überschaubaren 6.000 Beschäftigten noch Tage oder gar Wochen dauern. Gerade im Fall eines – von vielen Seiten erwarteten – Sieges der Gewerkschaftsbewegung sind endlose Anfechtungen und Gerichtsprozesse zu erwarten.
Bereits jetzt eine Niederlage für die Konzernspitze
Dass das Votum überhaupt stattfindet, ist bereits als Erfolg der amerikanischen Gewerkschaftsbewegung zu werten. Amazon-Gründer Jeff Bezos ist nicht nur eingeschworener Gewerkschafts-Feind, er setzte bisher auch alle Hebel im Bewegung, um jegliche Ansätze zur Gründung von Interessensvertretungen in „seinem“ Unternehmen abzuwürgen. Und das mit quasi unlimitierten Ressourcen, handelt es sich doch um den reichsten Menschen des Globus mit besten politischen Kontakten – relativ egal, wer gerade im Weißen Haus sitzt.
So wurde auch im Falle Alabamas das ganze Handbuch des „Union Busting“ durchgespielt: Regelmäßige Nachrichten an die Belegschaft mit gewerkschaftsfeindlichen Inhalten, bezahlte Fake-Profile in sozialen Netzwerken, Schulungen zur Anti-Gewerkschafts-Agitation und natürlich auch ein angestrengter Gerichtsprozess waren jedoch nicht genug, um die Wut über unhaltbare Zustände in den Logistikzentren zu besänftigen. So ist die aktuelle Abstimmung der erste größere Versuch einer gewerkschaftlichen Organisierung beim Internet-Riesen seit 2014. Und die Chancen stehen gut, wie die enorme Nervosität der Amazon-Spitze rund um die ganze Angelegenheit belegt.
Fällt die Entscheidung der knapp 6.000 Beschäftigten in Bessemer, sich von der Retail, Wholesale and Department Store Union (RWDSU) vertreten zu lassen, würde das Vorbildwirkung für den gesamten Konzern – immerhin nach Beschäftigten zweitgrößter Ausbeuter der USA – haben. Die RWDSU hätte bei Amazon jedenfalls jede Menge Misstände auf der Agenda: Hungerlöhne, fehlende Schutzmaßnahmen, ständige Überwachung und enormer Arbeitsdruck sind eben die Basis, auf der das rasante Wachstum des Konzern bisher gründete.
Quellen: The Guardin, RWDSU, Vox, Huffington Post