Im Jahr 2023 hat die Zahl der Beschäftigten in Österreich stark zugenommen. Die Quote derjenigen, die Teilzeit arbeiten blieb dabei stabil. Jede vierte Überstunde wird nicht bezahlt. Industriellen Vereinigung und Teile der Regierung fordern unterdessen mehr unbezahlte Arbeit für alle.
Durchschnittlich waren im Jahr 2023 4.483.000 Personen ab 15 Jahren in Österreich erwerbstätig. Das entspricht einer Steigerung 40.400 Personen im vergleich mit dem Jahr 2022. In Prozenten ausgedrückt entspricht das aber nur einer Steigerung von 0,1 Prozent von 74 Prozent auf 74,1 Prozent.
Bei den 15- bis 64-jähgrigen Männern die Beschäftigungsquote bei 77,9 Prozent bei den Frauen bei 70,3 Prozent. Von allen 15- bis 24-jährigen Personen lag sie bei 53,1 Prozent, bei der Gruppe der 55- bis 64-Jährigen lag sie im Vergleich bei 57,3 Prozent. Die Statistik Austria nimmt die Zahlen als positiven Beleg dafür, dass der „langfristige Trend zu einer längeren Verweildauer im Erwerbsleben fortgesetzt“ werde. Faktisch ist es wohl auf zahlreiche Maßnahmen zur Kürzung und Zerschlagung des Pensionssystems in den letzten Jahren zurückzuführen, wie die Abschaffung der Hackler-Pension und ähnliches.
Vor allem Frauen in Teilzeitarbeit
Die Quote der Teilzeitbeschäftigten ist im vergangenen Jahr um 0,4 Prozent von 30,5 Prozent im Jahr 2022 auf 30,9 Prozent im Jahr 2023 gestiegen. Bei Frauen lag die Teilzeitquote (50,6 Prozent) deutlich über der der Männer (13,4 Prozent). Zu den Gründen dafür gibt es nichts neues. Viele Frauen sind weiterhin gezwungen Teilzeit zu arbeiten, weil sie im Kapitalismus die Reproduktionsarbeit übernehmen müssen. Das heißt Frauen übernehmen den Großteil der Betreuungspflichten und Arbeiten im Haushalt die zum Erhalt der Familie und zur Wiederherstellung der Arbeitskraft notwendig ist. Das dies noch immer so ist, liegt einerseits daran, dass Frauen häufig in Berufen arbeiten, die schlechter bezahlt werden als die der Männer. Zum anderen liegt es daran, dass im Kapitalismus immer der größtmögliche Profit im Mittelpunkt steht, die Vergesellschaftung der Reproduktionsarbeit ist das nicht oder wo sie es ist nur für jene leistbar, die über entsprechende finanzielle Mittel verfügen.
Viele Frauen gehen bereits jetzt nur Arbeiten, um die Betreuung ihrer Kinder zu finanzieren. Mehr zu arbeiten, würde sich für sie nicht lohnen, dass sie in der Folge einen noch größeren Teil ihres Einkommens für die Betreuung der Kinder oder alter Menschen aufwenden müssten. Die Konsequenz ist, dass Frauen eine eigene Risikogruppe bei der Armutsgefährdung bilden. Insbesondere Alleinerziehende Frauen sind besonders betroffen. Nach einer Trennung stehen Frauen oft vor dem finanziellen nichts. Auch Altersarmut trifft besonders häufig Frauen. Insbesondere in den Niedriglohnbranchen sind immer häufiger Frauen anzutreffen, die sich etwas zu ihren geringen Pensionen dazuverdienen müssen.
Jede vierte Überstunde wird nicht bezahlt
Statistik Austria fördert außerdem Zutage, dass 545.800 unselbstständig Erwerbstätige insgesamt 180,8 Mio. Über- bzw. Mehrstunden im Jahr 2023 geleistet haben. Durchschnittlich sind das 6,4 Überstunden pro Woche. Von diesen Über- bzw. Mehrstunden wurden allerdings nur 4,7 Stunden auch bezahlt. Das heißt jede vierte Über- bzw. Mehrstunde in Österreich ist eine Unbezahlte (25,8 Prozent).
Der Österreichische Gewerkschaftsbund (ÖGB) zeigte sich schockiert über diese Zahlen. Diese Reaktion kann sich die sozialdemokratische Arbeiteraristokratie in der ÖGB-Führung getrost sparen. Sie sind festeingebunden in die Verwaltung des Elends der kapitalistischen Arbeitswelt über die Sozialpartnerschaft. In vielen Fällen ist die ÖGB-Führung und die Arbeiteraristokratie, die sich in den institutionalisierten Betriebsräten festgesetzt hat an der Verschärfung der kapitalistischen Ausbeutung beteiligt. Regelmäßig werden höhere Löhnabschlüsse, die häufig immer noch unter der Inflationsrate liegen, gegen weitere Verschlechterungen getauscht. Den größten Verrat begingen sie als sie es verweigerten den Widerstand gegen die Einführung des 12-Steundenarbeitstages in Österreich zu organisieren. Kein einziger Streik oder Arbeitskampf, geschweige denn ein Generalstreik wurden zur Abwehr dieses Angriffs organisiert.
Der Industriellen Vereinigung arbeiten die Menschen in Österreich hingegen noch zu wenig. So forderten sie vor einigen Wochen die Einführung einer 41 Stunden Woche bei gleichen Löhnen und Gehältern. Auf die unbezahlten 1,7 unbezahlten Über- und Mehrstunden die wöchentlich in Österreich im Jahr 2023 geleistet wurden, käme dann noch eine unbezahlte reguläre Arbeitsstunde obendrauf. Rückendeckung erhielt die Industriellen Vereinigung für diesen Vorschlag von Ministerin Edtstadler.
Quelle: ORF