Der katastrophale ATB-Sanierungsplan wurde von den Gläubigern mehrheitlich angenommen. Ein kleiner Prozentsatz des Standortes bleibt bestehen, 290 Arbeiterinnen und Arbeiter stehen ohne Arbeit da.
Österreich/Spielberg. Das Schicksal des Elektrotechnikunternehmens ATB AG, das seit 2011 den chinesischen Monopolherren der Wolong-Gruppe aus Wuhan gehört, ist besiegelt. Nun wurde über den Sanierungsplan am Landesgericht Leoben abgestimmt, von den Gläubigern wurde er mehrheitlich angenommen. Dem Sanierungsplan gemäß erhalten Gläubiger eine 30-prozentige Quote ihrer Forderungen. Laut KSV1870 stellten rund 1.435 Gläubiger Insolvenzforderungen, die Höhe der Summe belief sich insgesamt auf ganze 22 Millionen Euro.
Die Produktion in Spielberg wird damit aber endgültig gestoppt. Der Schwerpunkt wird von jetzt an in die Bereiche Vertrieb und Logistik, Forschung und Entwicklung sowie Kundenservice verlegt. Auch wenn seit April 2020 weitestgehend das Kurzarbeitsmodell umgesetzt worden ist (mit dazugehörigen staatlichen Zuschüssen) argumentiert die chinesische Wolong-Gruppe den Abbau mit starken Verlusten in der Produktion. Es bestätigt, was bereits im Juli in der ZdA zur ATB-Unternehmensführung festgestellt wurde: „Unternehmen lukrieren zwar gerne finanzielle Geschenke, die mit Steuergeld bezahlt werden, aber eine Job- und Standortgarantie für die betroffenen Beschäftigten ist dies trotzdem nicht.“ Die Kurzarbeit führte hierbei, wie so oft, geradewegs in die Arbeitslosigkeit.
290 ohne Arbeit
Im Sanierungsplan sind nur 40 Stellen für Stammmitarbeiterinnen und ‑mitarbeiter vorgesehen, d.h. man trennt sich vom Dreh- und Angelpunkt der einstigen traditionsreichen Motorenherstellung. Diese ist ohnehin in Ländern wie Polen und Serbien in der Arbeitskraft billiger. Dorthin werden die Maschinen auch auf verschiedene Standorte hin aufgeteilt. 100 Arbeiterinnen und Arbeiter, die im Bereich Druckguss, Lohnfertigung und Stanzen tätig sind, dürfen befristet noch bis Ende 2020 bleiben, nicht etwa zur Schadensbegrenzung der vom Unternehmen zerstörten Existenzen, sondern weil der Transfer durch das Coronavirus ohnehin erschwert werde.
Bis zuletzt wurde die Verlagerung von den Angestellten so gut als möglich bekämpft, die Rechtmäßigkeit der Verlagerung wurde aber vom Insolvenzgericht und dem Oberlandesgericht letzten Endes doch bestätigt. Als Kampfmaßnahmen war auch ein Streik geplant gewesen, sogar der ÖGB hatte die Streikfreigabe bereits erteilt.
Es folgten Versammlungen, an denen die Arbeiterinnen und Arbeiter nicht teilnehmen durften und hinter den Werkmauern bleiben mussten. Ihnen wurde bei Teilnahme die fristlose Entlassung angedroht. Die verbalradikalen, aber in der Praxis wie immer komplett aufgeschmissenen AK- und ÖGB-Funktionäre ließen sich das gefallen. Hierbei traf die Voraussage des Vorsitzenden der PdA, T. Zenker ein:
Auch dies ein Beispiel dafür, wie kompromiss- und gnadenlos der Klassenkampf von oben geführt wird, und wie wenig hilfreich die sozialdemokratisch geführten Gewerkschaftsorganisationen auf der Seite der Werktätigen eigentlich sind. Es scheint fast so, als hätte es überhaupt keinen Unterschied gemacht, ob die Funktionäre und die Parteispitze in Form von Pamela Rendi-Wagner nun an den von ihnen versprochenen, aber dann wieder schleunigst vergessenen Kampfmaßnahmen teilgenommen hätten oder nicht. Der Ausgang des Kampfes war von Anfang an vorgezeichnet.
Quelle: ORF